Donnerstag, 30. Juni 2011

Festtag

Liebe Pilgerfreunde, heute war für mich ein Festtag.
Warum? Weil ich heute für zwei große Geschenke, Danke sagen durfte.

Etwas habe ich auf meinem Pilgerweg, der mich erst zum Pilger gemacht hat, gelernt. Geschenke anzunehmen, so wie sie gegeben werden und Danke dafür zu sagen. Egal ob es in Gonten (Appenzellerland) in einer Bäckerei ein Laugengebäck mit Butter ist, oder meine gestrige Zimmerwirtin extra für mich früher aufsteht, um für mich genauso reichhaltig den Frühsstückstisch zu decken.
Zu Danken und damit das Geschenk anzunehmen wie es ist, ohne auf "Vergeltung" zu sinnen, wie es im Alltag oft passiert. Wann und wie kann ich mich revanchieren? Wie soll das Gegengeschenk aussehen oder wann soll die Gegeneinladung erfolgen?
Ein Geschenk zur rechten Zeit ist selbstlos und trachtet nicht auf Vor- und Nachteile. Nimm es an und danke. Gib einfach einem Nächsten ein Geschenk, wenn der es braucht.

Nach diesen Gedanken nun die Erklärung zu meinen heutigen Geschenken. Ein ganz liebes, fröhliches und weltoffenes Schweizer Paar, die wir im Vorjahr auf einer Schiffsreise kennen gelernt haben, hat mir hier in Flüeli-Ranft das Quartier und die Verpflegung organisiert und geschenkt. Und sie waren mich heute hier besuchen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie mich das gefreut hat. Die Gabe und vor allem der Besuch. Es war ihnen, so ihre Worte, eine Ehre einen Pilger zu bewirten. Und für mich war es ein Luxus ein gesichertes und schönes Quartier zu haben und der Besuch hat mir sehr, sehr gut getan. Bei ihrer Wegfahrt musste ich mit den Tränen kämpfen.

Das Treffen hier in Flüeli-Ranft ist etwas besonders. Es ist ein großer Wallfahrtsort für die Schweizer. Der Heilige Nikolaus von Flüe (1417-1487), kurz der Bruder Klaus genannt, ist der Nationalheilige und hat hier gelebt und als Einsiedler gewirkt. Ihm schreibt man auch den Zusammenhalt der Schweizer Kantone zu, für die er sich eingesetzt hat. Viele Bilder in der Grabeskapelle zeugen auch von Dankbarkeit für die Hilfe bei Krankheit und Leid.
Wir haben zusammen das Wohnhaus, die naheliegende Einsiedelei und die Kapellen besucht und auch Bitt- und Dankkerzen entzündet. Die Schlucht mit der Einsiedelei und den Kapellen ist ein spürbarer Kraftort. Papst Johannes Paul II hat diesen Ort auch besucht.
Mit dem Auto sind wir ins nahe Sachseln gefahren, um dort in der großen Grabeskirche und in der Kapelle mit den Gebeinen zu beten.
Bei einem Mittagessen hatten wir viel Gesprächsstoff über Gott und die Welt. Viel zu schnell vergingen diese Stunden und ich werde die Anliegen von Monica und Alex auf meinen Pilgerweg mitnehmen, bis zum Grab des Apostels Jakobus.

Eine nette Begebenheit muss ich noch erzählen. Ihr erinnert Euch an die Jugendgruppe in Einsiedeln, die mir einige Stunden Schlaf gekostet hat. Hier in der Eremitage von Bruder Klaus treffe ich den Begleiter oder Lehrer dieser Gruppe wieder, nun wieder mit einer anderen Jugend-/Kindergruppe. Wir lachen uns zu und erinnern uns. Bei der Grabeskirche in Sachseln treffen wir uns schon wieder und er stellt mich den Kindern als Pilger, Jakobspilger vor. Das sind nette Begegnungen, die immer wieder am JW passieren.

Am Morgen des heutigen Tages war ich froh nicht gehen zu müssen. Zu grauslich war das Wetter und überall wurde auch von den Unwettern gesprochen. Im Laufe des Tages hörte es zum Regnen auf und es ist nunmehr ein grauer und kühler Tag und viel besser wird es die nächsten Tage nicht werden. So ist es aber gut zum Gehen.

Das, liebe Pilgerfreunde, war mein Ruhetag und das Geschenk lieber Schweizer Freunde,
Euer Pilger Walter

PS: Monica konnte es nicht glauben, dass ich meine Berichte mit dieser kleinen Tastatur schreiben kann.
PPS: Ich habe ein Warn-SMS über die bisherigen Roaminggebühren, die für den Datenverkehr anfallen, erhalten. Das hat mich erschreckt und mir den Morgen verdorben. Um das Geld könnte ich in tollen Hotels wohnen. Mit der Abrechnung der Datenverbindungen stimmt etwas nicht. Eigentlich sollten gesammelte Daten pro Verbindung zur Abrechnung kommen, aber es werden zig Minidatenpakete mit je 1,- Euro abgerechnet. Wenn ich das nicht in den Griff bekomme und ich weiß schon nicht wo ich im Profimail noch herumschrauben soll, dann muss ich mich beim Online-Gehen stark einschänken.

Festtag

Liebe Freunde, heute war für mich ein Festtag.
Warum? Weil ich heute für zwei große Geschenke, Danke sagen durfte.

Etwas habe ich auf meinem Pilgerweg, der mich erst zum Pilger gemacht hat, gelernt. Geschenke anzunehmen, so wie sie gegeben werden und Danke dafür zu sagen. Egal ob es in Gonten (Appenzellerland) in einer Bäckerei ein Laugengebäck mit Butter ist, oder meine gestrige Zimmerwirtin extra für mich früher aufsteht, um für mich genauso reichhaltig den Frühsstückstisch zu decken.
Zu Danken und damit das Geschenk anzunehmen wie es ist, ohne auf "Vergeltung" zu sinnen, wie es im Alltag oft passiert. Wann und wie kann ich mich revanchieren? Wie soll das Gegengeschenk aussehen oder wann soll die Gegeneinladung erfolgen?
Ein Geschenk zur rechten Zeit ist selbstlos und trachtet nicht auf Vor- und Nachteile. Nimm es an und danke. Gib einfach einem Nächsten ein Geschenk, wenn der es braucht.

Nach diesen Gedanken nun die Erklärung zu meinen heutigen Geschenken. Ein ganz liebes, fröhliches und weltoffenes Schweizer Paar, die wir im Vorjahr auf einer Schiffsreise kennen gelernt haben, hat mir hier in Flüeli-Ranft das Quartier und die Verpflegung organisiert und geschenkt. Und sie waren mich heute hier besuchen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie mich das gefreut hat. Die Gabe und vor allem der Besuch. Es war ihnen, so ihre Worte, eine Ehre einen Pilger zu bewirten. Und für mich war es ein Luxus ein gesichertes und schönes Quartier zu haben und der Besuch hat mir sehr, sehr gut getan. Bei ihrer Wegfahrt musste ich mit den Tränen kämpfen.

Das Treffen hier in Flüeli-Ranft ist etwas besonders. Es ist ein großer Wallfahrtsort für die Schweizer. Der Heilige Nikolaus von Flüe (1417-1487), kurz der Bruder Klaus genannt, ist der Nationalheilige und hat hier gelebt und als Einsiedler gewirkt. Ihm schreibt man auch den Zusammenhalt der Schweizer Kantone zu, für die er sich eingesetzt hat. Viele Bilder in der Grabeskapelle zeugen auch von Dankbarkeit für die Hilfe bei Krankheit und Leid.
Wir haben zusammen das Wohnhaus, die naheliegende Einsiedelei und die Kapellen besucht und auch Bitt- und Dankkerzen entzündet. Die Schlucht mit der Einsiedelei und den Kapellen ist ein spürbarer Kraftort. Papst Johannes Paul II hat diesen Ort auch besucht.
Mit dem Auto sind wir ins nahe Sachseln gefahren, um dort in der großen Grabeskirche und in der Kapelle mit den Gebeinen zu beten.
Bei einem Mittagessen hatten wir viel Gesprächsstoff über Gott und die Welt. Viel zu schnell vergingen diese Stunden und ich werde die Anliegen von Monica und Alex auf meinen Pilgerweg mitnehmen, bis zum Grab des Apostels Jakobus.

Eine nette Begebenheit muss ich noch erzählen. Ihr erinnert Euch an die Jugendgruppe in Einsiedeln, die mir einige Stunden Schlaf gekostet hat. Hier in der Eremitage von Bruder Klaus treffe ich den Begleiter oder Lehrer dieser Gruppe wieder, nun wieder mit einer anderen Jugend-/Kindergruppe. Wir lachen uns zu und erinnern uns. Bei der Grabeskirche in Sachseln treffen wir uns schon wieder und er stellt mich den Kindern als Pilger, Jakobspilger vor. Das sind nette Begegnungen, die immer wieder am JW passieren.

Am Morgen des heutigen Tages war ich froh nicht gehen zu müssen. Zu grauslich war das Wetter und überall wurde auch von den Unwettern gesprochen. Im Laufe des Tages hörte es zum Regnen auf und es ist nunmehr ein grauer und kühler Tag und viel besser wird es die nächsten Tage nicht werden. So ist es aber gut zum Gehen.

Das, liebe Pilgerfreunde, war mein Ruhetag und das Geschenk lieber Schweizer Freunde,
Euer Pilger Walter

PS: Monica konnte es nicht glauben, dass ich meine Berichte mit dieser kleinen Tastatur schreiben kann.
PPS: Ich habe ein Warn-SMS über die bisherigen Roaminggebühren, die für den Datenverkehr anfallen, erhalten. Das hat mich erschreckt und mir den Morgen verdorben. Um das Geld könnte ich in tollen Hotels wohnen. Mit der Abrechnung der Datenverbindungen stimmt etwas nicht. Eigentlich sollten es gesammelte Verbindungsdaten sein, aber irgendwie werden Ministücke verrechnet - je 1 Euro. Wenn ich das nicht in den Griff bekomme und ich weiß schon nicht mehr, wo ich im Profimail noch herrumschrauben soll, dann muss ich mich beim Online-Gehen stark einschänken.

Mittwoch, 29. Juni 2011

Ein Viertel ist geschafft

Liebe Freunde, die Ihr an den Computern auf meine Berichte wartet.

Heute muss ich einmal etwas über die Schweiz berichten, so wie ich sie bis heute erlebt habe. Es ist ein wundervolles und schönes Land. Wie man weiß und es aus meinen Berichten hervorgeht, ist es ein sehr gebirgiges Land. Und die Schweiz hält für die Augen, für das Sehen und für das Fühlen ständig starke Reize bereit. Unzählige gewaltige Berggipfel prägen das Panorama von jedem Blickpunkt, ob vom Tal oder von der Höhe her, anders. Seit ich zum Zürichsee gekommen bin, gehe ich durch das Schweizer Seenland. An jedem Tag kommt man an einem anderen oder mehreren schönen Seen vorbei. Es ist eine Pracht und das Schweizer Volk lebt in einem schönen Land. Das wissen die Schweizer auch, denn sie pflegen es. So sauber, wie hier die Straßen und Plätze sind. Keine Abfälle, McDonalds-Verpackungen und auch kaum Zigarettenstummel werden weggeworfen. Pfui Teufel, wie sieht es da oft bei uns aus. Wir haben wirklich eine Wegwerfmentalität entwickelt, im doppelten Sinn des Wortes. Der Balkan beginnt wirklich schon in Österreich.
Die Schweiz ist aber teuer, sehr teuer sogar. Das ist seit jeher bekannt. Nur heuer beim schwächelnden Euro, habe ich auch schon Schweizer darob jammern gehört. Im Vorjahr ist der Kurs zum Euro noch bei 1,40 gewesen und für meine letzte Bargeldbehebung bekam ich für einen Euro nur 1,16 CHF. Das macht es momentan nicht nur für einen Pilger schwer. Die geblieben Frankenpreise des Vorjahres, sind heuer für EU-Bürger schwer finanzierbar. Zum Beispiel kosten in einem Restaurant normale Fleischgerichte zwischen "günstige" 20 und 40 Franken. Das sind jetzt 17,20 bis über 34,- Euro. Ein Beispiel noch: Der Honig beim Bauern kostet 17 Franken, fürs 1/2 Kilo. Bei uns ist das Kilo, also die doppelte Menge, am Markt schon ab 10 Euro zu haben und beim Bauern ab 8,- Euro.
Die Schweizer sind ein sehr freundliches Volk. Mit offenen Lächeln wird man empfangen oder am Weg begleitet. Gegrüßt wird man sehr oft und bei den Kindern ist der Gruß fast selbstverständlich.
Einige Male habe ich schon liebe Pilgerstüble am Weg gefunden. Da gibt es überdachte Plätze, Getränke und oft auch Selbstgemachtes von den Bauern. Das alles funktioniert per Selbstbedienung und jeder zahlt was es ihm wert ist. Das ist doch sehr lieb - odrr!

Liebevoll war auch die Aufnahme im heutigen Quartier. Geschlafen habe ich nach Tagen wieder einmal sehr gut.
Das Frühstücksbuffet war große Klasse und hätte auch einem 5-Sternhotel zur Ehre gereicht. Was da für fünf Gäste aufgetischt war (für mich sogar eine Stunde früher), ließen mich schwelgen. Vier gute Brotsorten neben anderen Gebäck, fünf Käsesorten, reichlich Wurst und Schinken. Zehn Sorten selbstgemachter Marmelade und das für mich als Marmeladentiger. Ein Birchermüsli mit frischen Obst und, und, und. Da hätte ich gerne noch eine Stunde gefrühstückt, aber der grausliche Wetterbericht, ließen mich dankbar aufbrechen.

Am Himmel war schon deutlich die Wetterveränderung zu erkennen und die Luftfeuchtigkeit war gewaltig. Nach einer Viertelstunde des Gehens, war ich klatschnass.

Nach einer Stunde verlasse ich in Buochs den schönen Vierwaldstättersee - Uf Wiedrluaga!
Ich marschiere strammen Schrittes meinen Weg weiter, da bemerke ich hinter mir eine Nordic-Walking-Gruppe mit fünf Frauen näher kommen. Richtig, heute ist Mittwoch. Sollte es die Gruppe Maierhofer vom Kneipp-Verein sein? Dann wäre auch meine Frau dabei, dass wäre eine Freude. Aber soweit haben sie ihre Wanderkreise noch nicht ausgedehnt. Die NW-Frauen rücken näher und ich spüre sie schon hinter mir, das kommen mir auch zwei andere NW-Frauen entgegen. Ich fühle mich eingekreist, aber leider :-) nicht bedrängt. Die eine Gruppe zwei Meter hinter mir und die andere fünf Meter vor mir, muss ich was los werden, den das Lachen gehört zu meinem Leben und auf meinen JW. Ich rufe laut: "Düdldü, düdldü, starkes Wanderaufkommen zwischen Buochs und Stans. Seien sie vorsichtig und grüßen sie laut."
Allgemeines Gelächter und noch ein paar humorvolle Worte begleiteten die vorbeiziehenden Walkerinnen.
Ein paar hundert Meter treffe ich die "Doch-nicht-Maierhofer-Guppe" bei einer Wegkreuzung und beim Trinken. Ich gehe mit lachendem Gesicht und dem Kommentar: "Beständig ist der Schritt eines Pilgers" vorbei.

Ich komme vom Fremdenverkehr am Vierwaldstättersee wieder ins ländliche Schweiz. Gut zu merken am Wegrand, dort wo ein Bauer die Wiese düngt.
Links vor einem Bauernhaus, ein paar gefleckte und glückliche Schweine. Mit einem Nutsch, Grunz, Quieck begrüßen wir uns. Nach rechts ein fröhliches Meck-Meck zu den kleinen Ziegen und nach dem Stall steht da eine Kuh und macht "Muh". Da kommt (ehrlich) eine zweite Kuh aus dem Stall und jetzt machen die Kühe "Mühe". Dann ist links noch eine Pferdekoppel und da denke ich mir, reiten wäre auch praktisch oder wenn es nur ein Packtier wäre. Aber packen tue ich mir mein Gepäck selbst - gell "Ho-Ruck! - Sack du!"

Etwas später hört man vom Tal deutlich die Schießübungen der Schweizer Armee und durch den Himmel kreuzen wie jeden Tag die Abfangjäger und Jagdflieger der Schweizer Luftwaffe. Was die Schweizer an einem Tag fliegen, das muss bei unserem Rumpffliegerkontigent für ein paar Monate reichen.
Ich fühle mich gut beschützt von unten und oben. Von oben habe ich ja einen besonderen Schutz, der heute nur nicht immer wirkt. Der Himmel wird schon recht dunkel und ich versuche mit ausgreifendem Schritt Km zu machen.

Der Weg geht gut dahin und mir kommen viele Gedanken für den heutigen Bericht. Im Gehen mache ich mir Notizen, damit das Erlebte nicht vergessen wird. Da heißt es aufpassen, dass man den Weg nicht verliert, was dann auch passiert. Eines nehme ich mir für den nächsten Pilgerweg mit: Einen Indianer zum Färtenlesen, damit ich immer richtig gehe und eine Sekretärin, der ich meine Gedanken diktieren kann und die dann auch meine Berichte schreibt, damit mir mehr Zeit für die abendlichen Vergnügungen bleiben - z.B. Bier trinken!

Bald darauf durchquere ich den Ort Stans. HALT, das hatten wir doch schon einmal. Bin ich im Kreis gelaufen? Nein, hier ist das Schweizerische Stans und davor gab es einen Ort mit diesen Namen in Tirol.
Gleich nach Stans ging es etwas hoch und am Hang entlang. Auf einmal war ein mehrstimmiges Fugzeugmotorengeräusch zu hören. Ich blicke mich um und sehe über der Ortschaft und dem angrenzenden Flugplatz eine Kunstflugstaffel ihre Show abziehen. Das lasse ich mir nicht entgehen und setze mich trotz des zu erwarteten Regens auf eine Bank und kann dem Schauspiel wie von einem Logenplatz zusehen. Beeindruckend, was die sieben Kunstflieger aufführen und das oft 50 Meter über dem Boden und über dem Ort. Es ist eine nette Abwechslung am JW und es ist meine private Airpower. Aber vielleicht trainieren diese Piloten für die Airpower am WE in Zeltweg. Ich kann nur sagen - sehenswert.
Bald ist das Tal, wie bei einem Fußballfeld mit Rauchbombenwürfen, ganz in die Rauchschwaden, die die Flieger ausstoßen, eingenebelt. Nach einer Viertelstunde landet einer nach dem anderen der Flieger wieder und ich kann wieder weitergehen.

Es kommt wie es kommen muss, es beginnt zu regnen. Zuerst krieche ich ins dichte Dickicht und bleibe stehend trocken. Ich kann sogar meinen am Morgen begonnen Bericht weiterschreiben. Es kommt aber nicht viel und ich beschließe mit Verhüteli weiter zugehen. Ich wecke meine eingeschlafene Beine auf und marschiere im nicht starken Regen weiter. Ich muss sagen, es machte sogar Spass im Regen zu gehen. Wie es stärker zu regnen begann, kann ich mich unter ein großes Vordach eines Schuppens retten. Hier finde ich auch einen Hocker und kann nun ganz entspannt warten bis es wieder nachläßt zum Regnen. Es wird daraus eine Stunde und auch die Mittagpause mit einigen Keksen. Die Pause nutze ich wieder um den Bericht weiter zu schreiben. Heute schreibe ich das erstmals aus Raten - jetzt im Quartier kommt der Rest (es dürfte heute viel zusammen kommen sein). Heute habe ich mir beim Gehen erstmals Notizen gemacht, damit die lieben Erlebnisse nicht in Vergessenheit geraten.

Die letzten 8 Km gehe ich dann im Regen weiter. Es regnete teils etwas mehr, aber immer noch im akzeptablen Bereich. In der unmittelbaren Bergwelt muss es aber ordentlich niedergegangen sein, denn die von den Bergen kommenden Bäche sind in kurzer Zeit angeschwollen und ganz braun. Da habe ich einen großen Segen von oben gehabt.
Zwei Km vor meinem Etapenziel Flüeli-Ranft hört es zu regnen auf und ich besichtige die Einsiedelei und die Kapellen des Schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus. Mit mir eine Reihe von Bruder-Klaus-Pilgern und Schulkindern, die hierher einen Ausflug gemacht haben.
Einen steilen Anstieg noch und ich stehe im Ort, wo mich für heute und morgen (es ist wieder ein Ruhetag angesagt) ein schönes Hotelzimmer erwartet. Dazu vielleicht morgen mehr. Für heute ein großes DANKE dafür.

Zur Statistik noch: Heute habe ich ein Viertel meiner Gehtage absolviert und bin mehr als 1/4 der Kilometer sind gegangen. Ich bin stolz auf mich und sehr dankbar. Aber mit "einem Viertel" habe ich mich noch nie zufrieden gegeben.

Euer Pilger Walter,
der sich jetzt eine Ruhe verdient hat und sich ganz besonders auf den morgigen Tag freut. Warum bleibt noch oder für immer ein Geheimnis.

Dienstag, 28. Juni 2011

Tue Gutes

Tue (dir) Gutes und rede darüber. Nach diesem Schlagwort habe ich mir heute Gutes getan und ich werde darüber berichten.

Das schönste Erlebnis des gestrigen Tages muss ich Euch auch noch berichten. Ich war um 16:30 bei der Vesper in der Basilika. Die gregorianischen Gesänge zu hören und Gebete mitzubeten, war ein sehr innerlicher Moment und auch ein Erlebnis. Und danach zogen alle Mönche (33 an der Zahl) in die Marienkapelle in der Kirche und sangen dort das Salve Regina. Ein guter Tagesabschluss war das.

Auch wenn es nun, ob der ewigen Schlafprobleme, schön langsam langweilig wird, über den heutigen Wenigschlaf muss ich Euch doch schreiben.
Mit meinem Pilgerkollegen saß ich am Abend im fast leeren Bildungszentrum und ich hätte vielleicht den Namen SJBZ des Quartiers hinterfragen sollen - Schweizer JUGEND und Bildungszentrum, denn es zog eine ca. 20-Personen große Jugendgruppe im Alter von ca. 16 Jahren ein. Sie gingen mit ihren Lehrern in unseren Trakt und sie werden doch nicht ..., dann gute Nacht "Gute Nacht"! JA, sie haben die Mehrbettzimmer rings um mein EZ bekommen. Gleich darauf gingen sie alle weg und wie ich mich müde um 21:30 schlafen legte, war alles ruhig und ich schlief gleich ein - wunderbar! Erquickende zwei Stunden Schlaf lagen hinter mir, als die gesamte Gruppe vor Mitternacht mit Hallo zurückkehrte. Die alten Türe wurden geschlagen, alle gingen in der einzigen Dusche duschen und aufs WC. Wie es bei aufgekratzten Jugendlichen üblich ist, alles mit entsprechenden Lärmpegel. Zweimal bin ich auf den Gang gegangen und habe höflich um Ruhe gebeten. Das hat dem Lärmpegel von 80Dezibel auf 70 reduziert. Das wäre eine Halbierung des Lärmpegels, aber jeder kann nachlesen, was geschätzt 70Dezibel in einem 70er-Jahre-Haus bedeuten. Hier kann man nur als Stocktauber schlafen.
Übe Geduld, es wird schon besser werden. Ja, nach einer Stunde war die Gruppe gewaschen und es kehrte fast Ruhe ein. Aber Jugendgruppen-Kundige wissen was dann kommt und genau so kam es auch. Schlafen mit unterschwelligen Lärmpegel vom Herumgerenne, Kudern und andere Lärmquellen, ist leider nicht meines. Aber Schicksalsergeben nehme ich das hin, mit der Hoffnung dass es ruhig wird oder ich doch wieder einschlafen werde. Anscheinend bedeutet Pilgern auch Schmerzen und Belastungen auch des Nachts. Dabei müssen meine Sünden doch längst gedilgt sein. Aber nein, jetzt geht es erst mit alten KGB-Methoden los - Schlafentzug!
Ich muss aber dann doch fast eingeschlafen sein, als mich um 2:30 schrilles Kreischen und Gekuder aus einem 4-Mädchen-Zimmer aufrecht im Bett sitzen ließ. Mehr Geduld brachte ich nicht mehr auf, schließlich ist der Schlaf ein wichtiges Erfolgselement für meinen JW. Ich muss das abstellen und gehe auf den Gang raus. Der Lehrer versucht gerade mit säuselnder Stimme die Mädchen zur Ruhe bringen - erfolglos. Ich fordere ihn auf sofort für Ruhe zu sorgen. Mit zartem Klopfen und flehend piepsender Stimme bat er um Ruhe: "Seid bitte etwas leiser!" kam über seine Lippen, doch die letzten beiden Worte waren kaum mehr zu hören, weil das Kreischen noch stärker wurde und in dem Alter schaffen Mädchen die Phonzahl eines Düsenjägers beim Start. Mit einfachen Methoden half da nichts mehr und ich hämmerte mit geballter Kraft an die Türe. Damit erreichte ich den Durchbruch und ein Verstummen der überdrehten Mädchens. Dem Lehrer gab ich noch ein paar Verhaltungsregeln mit und ich legte mich wieder in mein Bett. Eine Zeit brauchte dann das Einschlafen noch, aber ca. 3 Stunden werden sich dann noch ausgegangen sein. Um 6h wollte ich raus aus dem Bett, denn es wartete ein harter und sehr heißer Tag auf mich.

Heute ging ich nicht alleine weg. Erich ging mit flottem Schritt mit und der erste Teil ging recht kommod dahin. Wir hatten die beiden markanten Bergspitzen der Mythen als Richtungsweiser vor uns. Dann trennten wir uns aber, weil wir unterschiedliche Bedürfnisse hatten. Nach 5 Km musste ich wie üblich bei meinem Spinnzehen die Schmerzen wegmassieren. Ich überholte Erich dann bei seiner Pause und nachdem ich kurz in einer Kirche gebetet habe, sind wir wieder gemeinsam in den steilen Anstieg eingetreten. Zitat Erich: "Das ist ein aufgelassene Bachbett!" Genauso grobsteinig war der Weg und wieder, wie im Führer auch beschrieben, extrem steil. Und wieder ging geradewegs nach oben. Beim Anstieg haben wir uns wieder getrennt, jeder ging seinen Schritt. Wobei "ging" der falsche Ausdruck ist, "kämpfte" wäre passender. Wir mussten von den 400Hm 2/3 im direkten Hochsteigen bewältigen. Erst dann ging es mit einem normalen Anstieg weiter. Und erst dann konnte ich auch die gigantische Bergwelt bewundern. Vorher hat der Schweiß meine Brillen verpickt. Es war sehr heiß und die Luftfeuchtigkeit war/ist schon sehr hoch (morgen soll es gewittern und unwettern).
Der Vorteil beim steilen Hochsteigen ist, dass man dann doch rasch den höchsten Punkt erreicht und das Hagenegg war mit 1414m der höchste Schweizer Pass am JW. Gleich nach der Passhöhe war dann eine wunderbare Dursttankstelle - sprich Gasthaus. Da kehrte ich auf eine Apfelschorle ein, denn der Extremanstieg und der gigantische Blick auf den Vierwaldstättersee waren das wert. Man schaute direkt hinunter ins Tal, dort wo man hin musste, 1000Hm tiefer.
Beim Weggehen traf ich nochmals Erich und endgültig verabschiedeten wir uns, denn sein Etappenplan war kürzer.
Jetzt ging es einmal 900Hm direkt hinunter - ein Wahnsinn, wenn ich einmal vorsichtig gehe, damit ich mit dem beidseitigen Stockeinsatz nicht wegrutsche, das heißt was. Dafür ist man auch rasch im Tal und ich hatte keine Knieprobleme.
Dafür bekam man heute fast Hitzeprobleme, es hatte an die 33 Grad. Im Radio sprachen sie von 34-35 Grad.
Das war im Ort Schwyz, von ihm kommt der Landesnahmen, fast wie ein Keuleschlag, nach der doch etwas frischeren Luft am Berg.
Ich musste mich dann bis Brunnen am Vierwaldstättersee in der Mittagshitze durchkämpfen (leider an der Straße, weil ich den Weg verloren habe). Und beim Gehen habe ich für mich die erste gute Tat beschlossen. Ich hatte schon 25 Km in den Beinen und bis zu meinem Etappenziel wären es noch über 12 Km, weil ich gestern weniger gegangen bin. Die würde ich zwar schaffen, aber um welchen Preis. Auf der anderen Seeseite würden wieder 400Hm steiler Anstieg warten und es würde eine späte Ankunft werden und dann wäre noch die Quartiersuche angesagt. Nein, das reicht für heute. Ich muss mein Ziel nicht aufs Spiel setzen.
Man muss den Vierwaldstättersee (schaut im Atlas seine interessante Ausdehnung an) mit einem Schiff von Brunnen nach Treib überqueren. Und diese Möglichkeit nutze ich für mich und fahre gleich weiter bis zum Etappenziel in Beckenried.
Das war ein Genuss, auch wenn das Schiff überfüllt war. Ich fand zum Glück einen schattigen Sitzplatz und konnte die vorbeiziehende Landschaft genießen. Aber ich sage Euch, die Füße taten auch beim Nichtgehen weh.

In Beckenried habe ich mir bei der Info den Quartierausweis geholt und habe studiert, was gut und passend sei. Ich will einmal ein normales Quartier haben und wäre bereit bis zu 60 CHF dafür zu zahlen. Ich fand so eine Hotelpension an der Seenstraße und marschierte los.
Ja, es ist ein Zimmer frei, aber es kostet, 63 CHF.
Billiger geht es nicht?
Nein, nur im nächsten Ort und das sind Lagerquartiere.
Nein, dann nehme ich das Zimmer.
Ob ich auch mit einem kleinem Zimmer zufrieden wäre?
Ja, natürlich.
Das würde nur 53,- kosten.
Pilgerherz was willst Du mehr. Das ist meine 2. gute Tat für mich. Ich kriege im hinteren Gartenhaus ein kleines Zimmer, aber passend groß genug.
Das Hotel und der Garten haben einen morbiden Charme und wird von einer liebenswerten älteren Frau geführt. Die gesamte Einrichtung wird ihr Alter haben :-)
Ich bin zufrieden, da werde ich heute sicher gut schlafen.
Nach der täglichen Wäsche der Kleidung gönnte ich mir ein wohltuendes Bad in kühlenden Vierwaldstättersee (wer von Euch hat hier schon gebadet?). Das war die 3. gute Tat, mit einem innerlich kühlenden Bier.

Jetzt muss ich aufhören, mir knurrt der Magen und muss mir noch ein Restaurant suchen.
Euer Pilger Walter

Montag, 27. Juni 2011

Ein emotionaler Tag

Liebe Freunde,
diese Zeilen sollten heute nicht geschrieben sein und vieles was mich heute morgen bedrückt hat, ist auch nicht geschrieben.
Der Tag begann mit dem linken Fuß und nicht wirklich ausgeschlafen. Die oft zufallende schwere Eiseneingangstüre ließen mich direkt drüber (im Stiegenhaustrakt) oft aus dem Schlaf schrecken. Das war nicht erholsam. Und dann begann der Tag genau so. Einige Widrigkeiten verbesserten meine Laune auch nicht gerade. Und dazu kam eine tiefe Enttäuschung.
So ging ich am tiefsten Punkt meiner bisherigen Wegstrecke los. Dabei sollte ich fröhlich und glücklich sein. Es war ein wunderschöner Morgen und der Weg führte mich über Rapperswil entlang des Zürichersees. In meinem grummelnden Gram nahm ich nicht viel wahr. Ich erinnere mich zwar noch an viele Rosen am Weg, für die Rapperswil bekannt ist, aber die Freude daran wollte nicht hochkommen. Fast unbeachtet ließ ich den kleinen Zoo vom Zirkus Knie (hier ist das Winterquartier) rechter Hand liegen.
Und schon sah ich den hölzeren Verbindungssteg zwischen Rapperswil und Pfäffikon - ein seit dem Altertum bestehender Steg, um den See zu überqueren. Da sah ich am Beginn eine nette kleine Marienkapelle. Die kam mir gerade recht und ich konnte dort eine emotionale Andacht halten.
Der Ärger war zwar dann nicht weg, aber irgendwie konnte ich darüber hinausschauen. Eine erste Entscheidung traf ich, dass ich heute mein Programm ändere. Ich werde nach einer doch etwas kürzerne Etappe nicht wie geplant noch 8Km weitergehen, sondern in Maria Einsiedeln für Stunden zum Einsiedler werden. Das vielversprechende Prospekt eines Bildungszentrums mit günstigen Quartier hat mich darauf gebracht. Ein wenig für mich alleine bleiben und für heute auch keinen Bericht schreiben - was soll ich auch schreiben? Für das Aufholen der Wegstrecke bieten sich die nächsten zwei Etappen an, die zwar auch nicht einfach sind, aber es wird schon gehen. Und dann habe ich noch eine bequeme Alternative.
So marschiere ich die lange Seeüberquerung dahin und gehe in den heißer werdenden Tag hinein. Durch Pfäffikon durch und ich stehe vor dem Anstieg über 600Hm für heute. Es ging die erste Stunde, wie für die Schweiz üblich, sehr steil und geradewegs nach oben (siehe Direttissima). Nur heute sehr erschwert durch die, schon am Morgen, große Hitze. Das war dann ein Schwitzen, dass ich gar nicht soviel trinken konnte, wie ich schwitzte und Brunnen gab es auch keine. Zum Glück ging es dann doch viel im kühlen Schatten weiter, denn die Sonneneinstrahlung war direkt. Es war dabei schwer die schöne Landschaft und das überwältigende Panorama zu genießen. Ich wollte außerden nur an mein Ziel und mich vergraben.
Nach der ersten "Kletterstunde" wurde der Weg angenehmer. Es ging noch immer nach oben (600Hm müssen erst bezwungen werden), aber nun waren es "normale" Steigungen, die ich mit lockerem Schritt nahm.
Bald war dann der Etzelpass bezwungen und ich dankte in der Meinradskapelle mit einer Kerze dafür. Zwei andere Pilger kamen aus dem Nichts herein und ich wollte mich wieder auf den Weg machen. Da traf ich vor der Kapelle einen zünftig aussehenden Pilger. Mit Erich kam ich ins Gespräch und wir verstanden uns gleich. Er ist Züricher und will nach Genf gehen (eine Art Auszeit und Inzeit). Es ist heute sein erster Gehtag, von Rapperswil herauf.
Wir gingen dann gemeinsam weiter und es entwickelte sich ein gutes Gehen mit Redephasen und genussvoll schauenden Redepausen. Mir hat der Herrgott für meine Stimmung die beste Medizin geschickt - einen Menschen. Es war für mich fast wie ein Emmausgehen. Für Erich war es schön, gleich am ersten Gehtag eine Pilgerbegleitung zu finden. Ich musste darauf 25 Gehtage warten (ausser die von meiner Familie und den Freunden).

Nun war das Gehen, nicht nur ein stilles Gehen, sondern ein Gehen mit Erzählen und einem vieräugigen Sehen. Gemeinsam haben wir die wunderschöne Landschaft durchschritten und gestaunt ob des überwältigenden Panoramas. Obwohl ich meinen Schritt drosselte und auf Erich anpassen wollte (es wird mir nicht immer gelungen sein, stimmt es Erich?), ist mir der Weg nach Einsiedeln kürzer und schneller vorgekommen. Nicht einmal meinen, sonst immer wehtuenden Spinnzehen (siehe Berichte) spürte ich.

Das Ankommen in Einsiedeln und in der Kirche zu stehen, war heute mein zweiter sehr emotionaler Zeitpunkt. Man stelle sich vor, ich bin mit meinen Füßen bis hierher gegangen (über 670 Km). Ich kann nur ein sehr demütiges Danke stammeln. Leider ist die Messe vorbei und es folgte später eine stille Gebetsstunde. Ein Foto (ohne Blitz) zu machen, davon konnte mich nicht einmal der strenge Aufseher abhalten. Ich weiß, wie man sich in einer Kirche benimmt, aber das Foto ist für mich viel wert.

Erich und ich trennten uns vor der Kirche dann, jeder wollte noch etwas erledigen. Aber wir wollten im selben Bildungszentrum nächtigen. Vielleicht treffen wir uns beim Abendessen und können den Abend gemeinsam verbringen. Es wäre der erste Abend in Gemeinschaft. Übrigens das Quartier kostet nur 45 SFr mit Frühstück. Da kann mir jede Jugenherberge gestohlen bleiben. Hier wird man liebevoll aufgenommen. Als Gastgeschenk habe ich ein ganz liebes Gebets-, Texte- und Liederbuch (auch weltlich) erhalten. Es kann mir jetzt für meinen selbst gestalteten und leider verlorenen Gebets- und Liederzettel dienen - Danke Jakobus.

Um 16:30 möchte ich zur Vesper und zum Salve Regina gehen.

Euer wieder fast hochgerichteter Pilger Walter

Ps: es kommt immer wieder vor, dass die Überschrift meines Tagesberichtes beim konvertiern verhunzt wird und nur mehr als kryptische Zeichen zu lesen sind. Ich dachte, es kommt von Umlauten und dem ß, aber im gestrigen Bericht kann ich mich nicht erinnern, so etwas verwendet zu haben.

Sonntag, 26. Juni 2011

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Der heutige Sonntag ist wahrlich ein schöner Tag. Vom Aufstehen bis jetzt in der Jugendherberge in Rapperswil, wo ich bis 17h warten muss, bis die Rezeption wieder öffnet. Ein Zimmer hat mir Peter schon per Mail reserviert. Somit sitze ich, noch verschwitzt und somit fliegengeplagt, im kühlen Aufenthaltsraum und schreibe meinen heutigen Bericht.

Das Schlafen im Stroh bzw. auf Matraze war halb so schlimm, nur ungewohnt im Schlafsack. Wenn man mich nur schlafen gelassen hätte. Leider war 100m entfernt, in einem Geräteschuppen eine große und laute Feier. Ich wollte um 21:30 auf Polsterhorchposten gehen, aber durch die dünnen Scheunenbretterwand war das laute Treiben nicht zu überhören und das hielt fast bis Mitternacht an. Als es ruhig geworden ist, bin ich fast zum Einschlafen gekommen, und da kamen meine zwei Mitschläfer in die Lagerstatt. Teils polternd, lichtaufdrehend und alle möglichen Gräusche machend. Zwar einigermaßen leise, aber ich war wieder wach. Als dann die Frau ihrem Partner noch mind. 10 Minuten alles mögliche zuwisperte, wurde mir das zuwider und ich musste mit einem klar vernehmbaren RUHE meine Schlafzeit einfordern - es war dann 0:45.
Bis halb Sechs habe ich dann gut und tief geschlafen und dann nur mehr gedöst, bis ich um 6h sehr leise aufgestanden bin. Nach der Morgentoilette erwartete mich im Freien einer der schönsten Morgenstimmungen. Die erst aufgegangene Sonne tauchte die Wiesen und Felder in ein wundervolles Licht und sie leuchteten in einem ganz besonderen Grünton. Dazu der azurblaue Himmel, der von drei Heissluftballonen durchkreuzt wurde. Da kam die Sehnsucht auf, mit diesem Gefährt den JW durch die morgentliche Schweiz zu fahren.
Vollends zufrieden war ich dann, als die Bäuerin ihre selbstgemachten Produkte (ich sage nur selbstbackener Milchzopf) im Freien fürs Frühstück aufbaute und ich konnte bei dem Kaiserwetter und in der warmen Sonne mein Frühstück genießen. Hier der Link: www.buelenhof.ch

Es erwartete mich dann ein wunderbares Marschieren. Es waren nur mehr wenige Höhenmeter zum Laadpass (1000m) und dann ging es (fast) nur hinunter. Nach mehr als einer Stunde fast verträumten Gehens, hörte ich am Ortsrand der kleinen Siedlung Walde, die Glocke der kleinen Kirche zum Fronleichnamssonntagsgottesdienst rufen.
Es ist schon kein Zufall mehr, dass ich am 5. Sonn- und Feiertag auf dem Weg genau zu einer Hl. Messe zurecht komme. Die Kirche war schütter besucht und der Pfarre ein Schweizer, wie man sich ihn erwartet. Verzeiht liebe Schweizer Freunde, aber die Art zu reden, war so bedächtig und langsam, dass sich der Vergleich zu den Schweizer Witzen aufdrängte. Wenn er redete, konnte man zwischen den Worten den Sinn des gerade gehörten Wortes nachdenken. Ich glaube, wenn die Kirche zu brennen begönne, dann würde er seine Andacht mit aller gebotenen Langsamkeit fertig beten, um dann zu sagen: Die - Kirche - brennt - beginnt - zu - löschen.
So hat sich dann die Messe auch etwas in die Länge gezogen und ich bin nach der Kommunion schon gegangen (nicht als Einziger), denn eine Stunde war um und jetzt wären noch die Fronleichnamsrituale gekommen. Da musste ich wieder weiter.

Und weiter ging es einen bequemen Weg immer tiefer ins Tal und vorbei an schönster Schweizer Landschaft und einem tollen Bergpanorama. Da hätte ich Euch alle gerne mitgenommen, um das gemeinsam zu erleben.

Die letzten 10 Km, schon im Tal herunten, wurden dann doch etwas mühsam. Es war ein Marschieren auf asphaltierten Radwegen und in der heissen Frühnachmittagssonne.

Inzwischen habe ich mein Zimmer. Ein großes Zweierzimmer für mich alleine. Das kostet aber auch 56,- Franken.
Ich sitze jetzt am Balkon und schaue zum 100m entfernten oberen Zürichsee. Wenn ich mit dem Bericht fertig bin, will ich noch an den Strand gehen.
Darum baba,
Euer Pilger Walter

Samstag, 25. Juni 2011

Verirrungen

"Es irrt der Mensch, solang er strebt." So sagt es Dr. Faust.
"Es (ver)irrt der Pilger, solang er geht," So sage ich, der Pilger Walter.

Der erste Irrtum war, das wird heute eine einfache Tour. Auch weil sie um 5 Km kürzer wäre als geplant. Der Mensch denkt, doch Gott lenkt. Heute hat er mich gar gewaltig in der Gegend herumgelenkt und dann zu mir gemeint, jetzt schau einmal, ob Du Dich noch zurecht findest.

Nach einem guten Schlaf, bin ich von Urnäsch bei gutem Wanderwetter (trocken, bedeckt und mit eher unterkühlen Temperaturen) los gestartet. Gleich einmal in die logisch zwar richtige Richtung, aber für
den JW falsch. Also wieder zurück und hoch den Berg (wie noch einige Male).
Gleich drauf verirre ich mich schon wieder. Ich gehe genau, wie der Führer es beschreibt. Nur dort endet der Weg nach 300m im Nirwana. Ich gehe wieder zurück und nehme die Straße hoch. Bei der nächsten Kehre geht der beschriebene Weg erst weg. Und der Weg geht geradewegs nach oben, steil nach oben. Die Wegbeschreibung ist zu 95% sehr gut. Aber die restlichen 5% haben es in sich. Entweder ist sie an der notwenigen Stelle nicht vorhanden oder so versteckt, dass man Fährtensucher sein müsste. Im wahrsten Sinne des Wortes, den oft queren die Wege mitten durch eine Wiese und nur eine ungefähre Spur einiger niedrig getretener Grashalme ist zu sehen.
Bei dem steilen Anstieg (ich habe bis jetzt keinen normalen Anstieg in der Schweiz erlebt), habe ich doch glatt eine versteckte Markierung seitwärts übersehen und ich marschiere den Weg weiter nach oben in den Wald. Bald kommt mir der Weg spanisch vor, obwohl ich noch nicht in Spanien bin. Der Weg ist eindeutig, aber es gibt keine Markierungen mehr und das ist untypisch. Endlich komme ich am oberen Rand einer Wiese aus den Wald raus und nirgendwo ist eine Markierung zu sehen. Da kann ich nicht richtig sein. Wie aber weiter? Zurück oder weiter und die Wiese 200m hinunter zu einer Alm. In dem unbekannten Gebiet will ich kein Risiko eingehen und gehe lieber zurück bis ich wieder zu einer Markierung komme. Die übersehene Markierung finde ich dann auch, weil ich die andere Wegseite benutze. Frage an Dich lieber Gott: wieviele oder welche Sünde(n) war dieser ca. 1Km steile Umweg wert?

Nach einer kleinen ebenen Passage geht es wieder steilst den Berg hoch und alles direkt und gerade nach oben, so wie bisher alle Berganstiege. Es geht immer die Direttissima nach oben. Mir kommt vor das Wort Direttissima kommt aus dem Schweizer Sprachgebrauch. Die kennen nur gerade nach oben.
Jetzt kommt das Gemeine oder auch Lustige (ich habe trotzdem gelacht). Ich komme genau an der unteren Seite der Wiese herauf und muss zu der Alm, die ich vorher verirrterweise von oben gesehen habe. Nur jetzt von dieser Seite sind die gelben Markierungen zu sehen. Was solls, ich nehme es auf die leichte Schulter und gehe weiter.
Der Weg führt nun über Wiesen, Almen und Wälder nach oben. Durch einen kleinen Wald bin ich links und rechts von Kuhweiden umgeben und das vielstimmige Glockengeläute war wie das Glockenläuten bei einer Frohnleichnamsprozession. Es war schön zum Anhören. Nicht schön war aber, dass der Weg gleich darauf und noch ein paar Mal durch die Weide führte und da wieder meine Hochmoor-Theorie bestätigt wurde. Oft war es nicht mehr zum Durchgehen, aber es musste sein. Einmal musste ich durch eine Pferdeweide und die jungen übermütigen Pferde kamen mit wildem Galopp auf mich zu. Vielleicht wollten sie mit mir spielen, aber da suche ich mir kleinere Tiere aus. Zum Glück blieben sie 5 Meter vor mir stehen, vielleicht aber, weil sie meine nach vorgestreckten Stöcke beeindruckten. So konnte ich rasch beim Gatter hinausschlüpfen.
Nach einem kurzen Bergabstück war dieses Bergab und ein zusätzliches Stück wieder steil nach oben zu gehen. Dann endlich war der Tüfenberg (1073m) erreicht. Das war eine schöne Prüfung. Aber vielleicht erklärt der Name des Berges alles: Tüfenberg heißt auf gut deutsch: Teufelberg!!!
Die Aussicht war aber gigantisch schön, wie alle noch passierten Bergstrecken.

Endlich ging es dauerhaft nach unten, bis auf 700m, um, Ihr erratet es, um gleich wieder so steil nach oben zu gehen. Diese Spiel wiederholte sich bis zum geplanten Ziel Wattwil noch zweimal. Insgesamt bin ich heute dreimal auf 1000m hochgestiegen und sonst waren es auch immer an die 200Hm.
Soviel zu dem Thema, heute wird es eine gemütliche Strecke. Ich war aber heute gut drauf und habe mich immer wacker und schwitzend nach oben gekämpft.
Endlich kam das Ziel Wattwil näher. Einmal hinauf und dann wieder ganz ins Tal. An der höchsten Stelle korrigierte ein netter Bauer meinen Weg, denn dort ist die verlangte Richtungsänderung nur sehr versteckt und weit weg zu sehen. Er meinte, da gehen viele falsch. Wir plauderten etwas und ich hörte ein für Wanderer und Pilger unheilvolles leises Grollen. Der Himmel hat sich etwas verfinstert, aber der Bauer meinte, da kommt nichts. Ich gehe trotzdem rasch weiter und schnurstracks nach unten (siehe Direttissima). Noch einmal verirren, weil ich den direkten Weg nach unten nicht sah, und ich bin ein Stück weitausholend die Straßenserpentinen nach unten gegangen. Ich komme in Wattwil an und es beginnt zu regnen. Gleich das erste Hotel hätte noch vertretbare Zimmerpreise (ab 60,- SFr), aber ich bin auf der Suche nach einem Privatzimmeranbieter wo die HP nur 50,- kosten soll. Leider war dafür noch ein Anstieg notwendig und das für die Katz. Das letzte Zimmer wurde eine Stunde vorher vergeben. Die Leute waren aber sehr nett und telefonierten herum, bis sie für mich ein Quartier gefunden hatten. Ob ich noch die Kraft für gut eine Stunde und bergauf hätte? Ich bekäme dafür ein günstiges Quartier am Weg der morgigen Etappe und diese würde dann von dort eher gemütlich weitergehen. Ja, diese Reserven habe ich noch und ich mache mich auf den Weg. Der Regen ließ nach und auf der anderen Hangseite von Wattwil ging es in gewohnter Manier wieder hoch - extrem steil und gerade hoch. Und so fand ich mein Quartier nach insgesamt ca. 1200Hm hoch oben auf 1000m. Tiefer mag ich es gar nicht mehr.
Was mir mein Quartiervermittler aber nicht sagte, dass dies ein Büelistöble ist, ein "Schlafen im Stroh" am Bauernhof. Man schläft hier im Stadel im Stroh oder auch auf Matratzen. Es gibt Duschen und sanitäre Anlagen und Aufenthaltsmöglichkeiten. Im Preis ist auch ein Frühstück inkludiert. Das Nächtigen kostet "nur" 25,- SFr.
Hier stand ich dann und wusste nicht weiter. Diese Art wollte ich mir nicht antun, aber die einzige Alternative wäre ein Weitergehen um eine weitere Stunde gewesen. Das war noch weniger attraktiv, nach diesem Tag. Die junge Bäuerin zeigte mir den Schlafstadel und nachdem ich (fast) allein sein werde (ein Paar kommt vielleicht noch), sagte ich zu. Diese Erfahrung gehört auch ins Pilgertagebuch. Es gibt Pölster und Schlafsäcke und ich verwende sie nur mit meinem mitgeführten Hüttenschlafsack. Ich habe mir gleich das bessere Matratzeneck reserviert.
Ich muss Euch sagen, schön langsam gewöhne ich mich an die Lage. Es ist sehr schön hier oben, ungewungen und die Wirtsleute sind sehr nett. Gegessen habe ich auch gut und ein Bier gibt es auch. Bis jetzt passt es mir recht gut. Fragt mich morgen, nach der Nacht mit hoffentlich gutem Schlaf.

Zum Schluss noch ein Zitat, welches auf dem Zuckersäckchen beim Frühstück stand und recht gut für meinen Weg passt.
"Ein Ziel haben ist die größte Triebkraft
im Leben eines Menschen."
Viktor E. Frankl

Aus dem Stroh und hoffentlich ohne Floh, grüße ich Euch (hatschiiiie)
Euer Pilger Walter

Freitag, 24. Juni 2011

Ein anstrengender Tag

Grüazi aus der Schwytz!

Ich sitze jetzt in Urnäsch im Bett und habe meine schmerzenden Beine weit weggestreckt. Momentan gehören sie nicht mir. Ich habe sie zwar gewaschen und wie üblich mit der Hirschtalgsalbe eingeschmiert, aber sonst wollen wir von einander nichts wissen. Ich bin aber überzeugt, morgen passt wieder alles und wir vertragen uns wieder.
Es war ein recht anstrengender und langer Gehtag und ich verstehe meine Füße und Beine, dass sie aufbegehren. Aber das hat sein müssen.

Die Wegstrecke und die Etappe war generell herausfordernd und dann gab es noch eine Draufgabe, damit die Quartierkosten erträglich bleiben.
Von der Jugendherberge bis an den Rand von Feldkirch (ca. 31.500 Ew, also größer als Leoben) habe ich mit einen guten Stadtplan die effizienteste Route hinaus gefunden - für heute konnte ich keine unnötigen Km gebrauchen. Bis zur Staatsgrenze waren es dann ca. 8 Km, nur unterbrochen von einem kurzen Regenstopp und es ging durch Felder und Auen und dann überquerte ich den Rhein und ich war in der Schweiz. Im Schweizer Grenzort Oberriet gibt es einen unnützen Umweg rund um einen Berg. Den wollte ich vermeiden und ging direkt an der Straße weiter. Weil ich dann beim Hirschensprung (die Straße führt durch zwei senkrechte Felsen durch, die ein Hirsch überspringen könnte) den Abzweiger nicht eindeutig finden konnte, weil die Tafelbeschriftungen anders waren, als im Führer angegeben, habe ich ein paar Zusatzmeter gemacht. Dann ging es den Berg hoch, und wie. Ich bin ein starker Bergaufgeher, aber bei dieser Steilheit und bei den schlechten Wegen hatte auch ich ordentlich zu kämpfen.
Vom Grenzort Meiningen bis zum höchsten Punkt des heutigen Tages, waren in einem Stück 600 Hm zu bewältigen und das bei dem feuchten Wetter. Dem Schwitzen war kein Ende und oben war ich dann total ausgeschwitzt. Zu der Steilheit kam noch der schlechte Weg dazu. Entweder sehr grobsteinig oder sehr nass. Dazu kamen immer wieder leichte Regenschauer dahergeweht. Vielleicht blieb ich von denen nicht verschont, weil durch das Hochschnaufen die Stoßgebete nach oben zu kurz kamen.
Einmal wurde der Regen doch so stark, dass ich mich schützen musste. Also den "Ho-Ruck! Sack-du!" herunter von den Schultern, den Regenschutz rausnehmen und den siehe oben wieder aufnehmen. Und dann ca. 5 Minuten pantomimisch verrenkend den Regenschutz über mich und meinem Begleiter am Rücken zu bringen und zwischen den Beinen festzuklipsen. Für alle Zuseher muss das erheiternd sein, nur ich selbst sehe das nicht!
Endlich war alles regendicht und ich konnte im Regenguss weitergehen.
200 Meter, von rechts kommt die Sonne durch.
300 Meter, der Regenschauer läßt nach.
400 Meter, es tröpfelt eigentlich nur mehr. Ich traue dem Wetter nicht.
500 Meter, es regnet nicht mehr. Ich gehe trotzdem in voller Montur weiter, denn umsonst will ich den Regenschutz auch nicht übergezogen haben.
600 Meter, bestes und trockenes Wetter. Ich schwitze wie eine Sau unter dem Regenschutz. Also alles wieder retour. Regenschutz runter, Rucksack runter, Regenschutz verstauen, Rucksack rauf, weiter gehen.
5 Minuten später, der nächste Regenschauer kündigt sich an. Ich gehe weiter und ignoriere ihn - gut gemacht, der Regen haut ab. Vielleicht hat er meine verbalen Attacken nicht mehr hören wollen.
Ähnlich könnte ich meinen Bericht für heute weiterführen.
Gemein war der Weg oben im Almengebiet bei den Kühen. Alle Bergwanderer kennen das. Die Wiesen und Wege sind nass und durch die Kuhtritte eigentlich unpassierbar.
Da hat mich heute die Erkenntnis gestreift: Wie entstehen die Hochmoore?
Ganz einfach:
Man treibt eine beliebige Anzahl Kühe auf die Wiesen und Almen. Je nach Größe des gewünschten Hochmoores.
Dann lasse man es eine Woche lang regnen.
Nach einer weiteren Woche haben die Rindviecher das beste Hochmoor geschaffen. So richtig sumpfig und unbegehbar.

Am höchsten Punkt (1.016 m) steht dann die Kapelle "Mariahilf". Die hätte schon vorher stehen sollen, da hätte ich sie gebraucht. Von jetzt ging es zuerst bequem und dann recht steil bergab. Das hat den Knien, nach dem steilen Aufstieg nicht so gut getan. Das linke Knie habe ich etwas gespürt und noch jetzt merke ich, da war doch etwas.

Beim ersten Dorf und ersten Gasthaus bin ich zugekehrt. Ich hatte schon einen ordentlichen Hunger. Das Menü, bestehend aus großem Salatteller und Rahmgeschnetzeltes mit Nudeln und Gemüse kostete 19,50 SFr. Die Umrechnung überlasse ich Euch, damit Ihr auch vom Pilgerweg etwas habt.

Weiter ging es nach unten. Appenzell, ein touristisch überlaufener, aber schöner Ort, ist bald erreicht. Ich besuche die Kirche, sehe mich kurz im Ort um, bin für die Urlauber ein Unikum, mache Fotos und hole mir bei der Info das Zimmerprospekt. In Appenzell bleibe ich sowieso nicht, aber der nächste Ort Gonten interessiert mich. Aber bei Zimmerpreisen von 80,- bis 120,- werde ich nicht fündig. Ich will es vorort versuchen, vielleicht findet sich ein Privatquartier bei Bauern. Die 6 Km nach Gonten ziehen sich schon. Mein Gang ist nicht mehr so frisch und fordernd. In Gonten probiere ich mich herumzufragen, aber ohne Erfolg. Es gibt nichts billiges. Erst bei einem Campingplatz bekomme ich einen Tipp. Weitergehen bis Urnäsch (5 Km), dort sind die Zimmerpreise günstiger. Die Zimmerliste in meinem Prospekt lässt mich hoffen. Einen Apfel zum Weitergehen bekomme ich auch noch geschenkt. Diese weiteren 5 Km waren dann anstrengend zum Gehen. Eigentlich wollten wir alle Drei nicht mehr - meine beiden Füße und ich.
Hier in Urnäsch habe ich einen Gasthof mit allen Zimmerkategorien gefunden. Die "Luxusvariante" mit WC und Bad im Zimmer und die reine Pilgervariante (Großraumzimmer) schieden aus und ich habe mich für ein kleines Zimmerchen mit WC/Dusche am Gang für 50,- SFr entschieden. Das ist leistbar.

Nun wäre noch ein Nachtrag zur gestrigen Jugendherberge fällig.
Der durchgängige Holzbau war sehr geräuschanfällig. Es krachte und knackte bei jedem Schritt und durch die Wände war alles zu hören. Somit war es lange nicht zum Schlafen, denn immer wieder ging wer ins Zimmer oder raus.
Das war ärgerlich, aber ich konnte wegen dem starken Durchzugsstraßenverkehr sowieso nicht einschlafen, denn die Fenster aus dem 16. Jahrhundert hatten eine Schallisolierung wie ein Megaphon.
Irgendwann bin ich doch eingeschlafen, um plötzlich durch einen ordentlichen Rumpler aufzuschrecken. Es dürfte mein Zimmernachbar gewesen sein, der im schmalen Bett an die Holzwand gestoßen ist.
Nach einiger Zeit dämmere ich nach gezählten 673 Schafen wieder Richtung Tiefschlaf. Doch was ist das für ein Lärm? Beginnen da mitten in der Nacht Bauarbeiten mit einer Hilti-Maschine? Nein, es ist ein Schnarcher im Stockwerk. Ist vielleicht mein Freund Werner, sonst passonierter Camper, hier abgestiegen? Oder ist mein lieber Ex-Kollege Ulf, ein begnadeter Schnarcher, mein Zimmernachbar?
So war mein Schlaf, nicht dem eines Säuglings. Zudem ist der Erste schon um 4:30 krachend aufs WC gegangen. Und damit hat auch der morgentliche Straßenverkehr eingesetzt
Um 5:45 habe ichs aufgegeben und bin aufgestanden. Aufs Frühstück brauchte ich nicht warten, da habe ich mich am Vorabend selbst versorgt.
Nur wie ich weggehen will, hat es zum Regnen begonnen und ich warte eine halbe Stunde, bis ich in den langen Tag starten kann.

Jetzt ist beim Schreiben wieder die Zeit vergangen und Ihr wartet sicher schon auf meinen Bericht. Ich lese ihn noch schnell durch, denn mit der Handytastatur schleichen sich viele Tippfehler ein. Einige werden sich sicher im Tagebuch wieder finden.

Aus der Schweiz grüßt Euch,
Euer Pilger Walter

Donnerstag, 23. Juni 2011

Der Segen von oben!

Liebe Jakobswegbegleiter!

Nun stehe ich fast an der Grenze zur Schweiz und ich habe Österreich durchquert. In den 20 Gehtagen bin ich 570 Km gegangen. Das sind nur die reinen JW-Gehwege inkl. bis zum Quartier. Wenn ich dann nochmals weg bin, um z.B. Essen zu gehen, dann habe ich das nicht vermerkt. Ich habe somit ca. ein 1/5 des Weges hinter mir.
In diesen 20 Tagen habe ich soviel erlebt und bin voller Dankbarkeit, dass ich das erreichen durfte und das praktisch ohne Probleme. Mein Dank geht zuerst nach oben (siehe auch den heutigen Tagesbericht) und dann geht der Dank an Euch alle, die Ihr meine Berichte treu verfolgt und mit Kommentaren würzt. Die Kommentare sind für mich eine Quelle der Freude und Stärkung.
Den österreichischen Teil geschafft zu haben, ist, wie schon die Km beweisen, ein großer Schritt gewesen. Viele machen überhaupt nur diesen Teil. Ich kann mich noch gut an den 1. Schritt von der Jakobikirche weg, erinnern und jetzt bin ich in Feldkirch. Ich bin stolz auf mich und demütig, vor dem noch Kommenden.

Nun geht es ins Ausland. War es jetzt vergleichsweise einfach sich durchzufragen, kommt nun bald die Komponente "fremde Sprache" dazu und das macht es nicht leichter. Zwar war es seit dem oberen Inntal und auch hier in Vorarlberg nicht immer leicht, die Leute zu verstehen. Wenn sich die Menschen z.B. in einem GH unterhielten, dann verstand ich oft nur Bahnhof und dort wollte ich nicht hin.
Die Schweiz wird im dreifachen Sinn herausfordernd werden. Später die Sprache, dann das Finanzielle (ich hab in Österreich fest gespart, damit die Reisekasse durchhält) und dann kommt noch die kräftemäßige Belastung dazu.
Damit ich rasch durch die Schweiz gelange, ist mein geplanter Tagesschnitt etwas höher. Und dann braucht man sich nur die Topographie der Schweiz anschauen, dann weiß man, dass einige Höhenschmankerl (bis 1000 Hm am Stück) auf mich warten. Schon der morgige Tag hat es in sich. 32 Km geht es über Appenzell und gleich nach der Grenze in Oberriet geht es 600 m nach oben. Das ist vergleichsweise soviel wie auf der Arlbergetappe.
Aber das wird auch zu schaffen sein.

Nun noch der neueste Bericht.
Am Abend gestern, kam ein sehr starker Sturm auf und bald begann es sich einzuregnen, die halbe Nacht lang. Aber heute am Morgen war es trocken und fast ein wenig schön. Das war eine Freude für einen wasserscheuen Pilger.
Beim Frühstück plagte der Vermieterin das schlechte Gewissen. Anscheinend hat sie vom Jakobus einen Rüffel bekommen. Sie fragte mich, als ich bezahlte, was ich den sonst für die Nächtigung bezahle und meinte, ob sie denn zu teuer wäre. Ich sagte wahrheitsgemäß, zwischen 19,- und 30,- Euro und es waren schöne Zimmer. Die 30 Euro wären in Innsbruck gewesen. Darauf gab sie mir 2,- wieder zurück und meinte, das passt dann schon. Ich sagte herzlichen Dank und war zufrieden ob dieser netten Wendung. Und wenn ich jetzt hier in der vorbestellten Jugenherberge sitze, dann würde ich solches auch hier mir wünschen, aber davon später.

Zwei bis drei Km bin ich dann gegangen und an den Hängen vor mir war schon recht deutlich zu sehen, dass es dort regnet. Ich aktivierte den heissen Draht nach oben und ließ die Verbindung nie abreissen. Ständig schickte ich Stoßgebete nach oben zum Himmelvater und zum Hl. Jakobus, sie sollen es vor mir, neben mir oder hinter mir regnen lassen, aber mich sollen sie bitte im Trockenen gehen lassen. Und wenn ich in Feldkirch bin, kann es auch dort regnen. Nur auf meinem Weg brauche ich die Nässe nicht. Es funktionierte! Vielleicht bin ihnen mit meinen Gebete-Spams schon auf die Nerven gegangen und sie haben mich verschont. Denn genau dann, wie ich in Feldkirch ins empfohlene Bahnhofsrestaurant zum Mittagessen gegangen bin, hat es hinter mir zu schütten begonnen. Das war knapp, Glück oder einfach Schutz von oben - Danke ihr Himmelskräfte.
Im Bahnhofsresti viel mir gleich das Juni-Angebot ins Auge. Ein Grillteller mit Getränk (in meinem Fall natürlich ein Krügerl Bier) um wohlfeile 9,- Euro. Das hat mir dann geschmeckt.
Nach eine halben Stunde hat der Regen fast aufgehört und ich bin rasch weiter, um in die Jugenherberge zu kommen, wo ich mir ein Zimmer reserviert habe. Rund um Feldkirch ist es nämlich nicht billig ein Zimmer zu bekommen. Auf dem Weg musste ich mich nochmals unterstellen, aber dann ging ich im leichten Regen ohne extra Schutz weiter. Nachdem ich in Quartier war, regnete es bis zum Abend stark.
Und dann erblicke ich die Jugendherberge. Zuerst fühle ich mich um 500 Jahre zurückgesetzt. Das Gebäude würde in jedem Mittelalterfilm gute Figur machen - siehe Foto. Ein Haus, wie in der alten Zeit, und innen als JH adaptiert. Toll.
Nur nicht toll war das Finanzielle. Da musste ich an die alten Raubrittermethoden denken.
Das Zimmer, ein winziges mit 7-8 m2, beinhaltet zwei schmale Stockbetten, zwei Mini-Spinde, einen Sessel und ein kleines Waschbecken. Wie da vier Personen mit Gepäck (z.B. Pilger) hausen sollen, ist mir ein Rätsel. Und es kostet mir, obwohl ich extra vorher um 20,- JH-Mitglied geworden bin, sage und schreibe 25,- Euro ohne Frühstück, welches ich nicht gebucht habe, weil ich es erst um 8h bekommen hätte. Das alles, mit Dusche, WC am Gang und das Bett musste ich mir auch selbst beziehen. Für ein Handtuch waren noch einmal 0,50 fällig. Waschmaschine, Trockner, Internet um weitere je 2,-
Da habe ich sonst viel billiger und besser logiert. So kann man das JH-Wesen vergessen.

Über meinen heutigen Weg ist nicht soviel zu berichten. Ich war immer fest bestrebt, Kilometer zu machen um bei Regen am Ziel zu sein, was sich dann auch genau ausgegangen ist. Trotzdem habe ich am Weg einen Frohnleichnams-Gottesdienst besucht (ein wenig zu spät gekommen) und bin dann auch ein paar Meter mit der Prozession mitgegangen. Soviel Zeit muss sein und der Herrgott und der Jakobus werden es mir sicher mit trockenen Wetter danken. So war es dann auch.
Interessant zu beobachten war, dass in der vollen Kirche niemand in Tracht gekleidet war, außer der Bürgermusik. Wenn ich da an die vorigen Sonntage denke, ein krasser Gegensatz.
Es liegt vielleicht daran, dass die Region von Bluzenz bis hier her in Feldkirch, sehr industrialisiert ist. Man geht fast ständig an Gewerbebetrieben und Firmen vorbei. Auch viele Fabriksruinen aus ehemaliger Textilhochburgszeiten sind dabei.

Noch etwas ist mir hier in Vorarlberg besonders aufgefallen. Als Pilger ist man sehr auf Trinkwasser angewiesen und fast bei jeder Gelegenheit habe ich bei den Brunnen am Wegesrand meine Trinkflasche mit köstlichem Wasser aufgefüllt.
In Tirol war die Brunnengestaltung eine Augenweide und viele habe ich auch als Fotomotiv geschätzt. Die Brunnen sind wie die Wegkreuze und Bildstöcke, Teil der frommen Volkskultur und meist auch mit einem Heiligen gekrönt. In einem Tiroler Ort habe ich auf 500 m gleich fünf dieser schönen Brunnen angetroffen.
Hier in Vorarlberg ist das anders, auch schon im noch ländlichen Klostertal. Hier gibt es auch immer wieder Brunnen (Gott sei Dank, sagt der durstige Pilger), aber die Brunnen sind keine Kunstwerke mehr, nur nüchterne graue Betonzweckbrunnen. Welche ein kultureller Unterschied auf so wenig Kilometern.

So nun sind meine Füße erholt und jetzt brauchen meine zwei Schreibedaumen Erholung.
Ich grüße Euch,
Euer Pilger Walter

PS: eigentlich wollte ich ab dem Ausland, wegen der teuren Roaminggebühren, meine Berichte nur sporadisch schicken. Nur wenn ich Gratis-WLAN zur Verfügung hätte. Aber auf Grund der hohen Nachfrage nach meinen Berichten, werde ich doch mehr oder minder regelmäßig schreiben. Die reinen Texte verbrauchen nicht viel Datentransfer und diese Kosten investiere ich. Ich werde aber keine Fotos mehr hochladen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Frisch und froh weiter - der 19. Gehtag

Hier bin ich wieder, liebe Freunde!

Gestern habe ich mir den Luxus eines Ruhetages gegönnt. Das hat gut getan. Ich will keine Rekorde brechen, sondern mein Ziel erreichen und da muss man mit den Kräften haushalten.
Am VM bin ich ca. 3 Km zurück ins Dorf spaziert und habe ein paar Einkäufe, auch fürs Abendessen, getätigt. Am NM habe ich dann die Haussauna genossen und damit haben sich die Muskel gut entspannt.
Beim Frühstück habe ich eine Pilgerin, die von Salzburg bis Feldkirch geht, kennen gelernt. Es war lustig unsere Erlebnisse auszutauschen. Zwischen Grins und Fliersch hat sie den selben falschen Weg genommen wie ich und ist auch den Berg hinaufgekoffert. Unter dem Regen, besonders vor Stanz und bis Grins hat sie noch mehr zuleiden gehabt.

Heute am Vortag von Frohnleichnam geht es ausgeruht wieder weiter.
Mein Schatten am Morgen zeigt mir, dass ich am richtigen Weg bin. Es geht westwärts, nach Santiago. Siehe Foto.
Ich schreite flott voran, denn die Wettervorhersagen verheißen nichts Gutes. Im Laufe des Tages soll eine Gewitter- und Kaltfront durchziehen. Bis Bludenz ist es heute nicht so weit und ich kann es vorher schaffen.
Mein Partner, der "Ho-Ruck! Sack-du!" passt mir heute auch nicht recht. Mir scheint, er hat am gestrigen Ruhetag zugenommen. Ob das an dem kleinen Stück Seife und der Kekspackung liegt, die ich gestern gekauft und eingepackt habe? Oder hat mir die Zimmerwirtin soviel an Jause in den Rucksack gepackt. Aber nein, dass hätte ich am Rechnungszettel bemerkt, denn rechnen können die Vorarlberger(innen). Bei aller Freudlichkeit steht jeder Posten genau auf der Rechnung:
Bier vom Kühlschrank 2,-
Ein Vierterle leichter Rotwein (erstes am Weg) um 3,50;
2 Stunden Sauna 10,- obwohl im Prospekt als inklusive angeboten (gilt im Sommer nicht)
Wäschewaschen 4,- Zum Glück habe ich sie selbst aufgehängt.
Nur die Freundlichkeit war gratis, aber vielleicht war das der Pilgerbonus.

Nach dem ungeplanten und unangesagten heftigen Gewitter gestern Abend, sticht heute die Sonne aus dem klaren blauen Himmel. Durch die aufsteigende Feuchtigkeit ist es sehr schwül und der Schweiß rinnt genau so wie gestern in der Sauna.
Da fällt mir ein vierzeiliger Schüttelreim ein:

Brennt die Sonne sehr am Morgen,
bringt ein Gewitter mehr an Sorgen.
Rinnt im Unterricht der Schüler Schweiß,
ist's beim Gehen ein schwüler ...

Für das letzte Wort suche ich noch Vorschläge!

Der Weg führt dann idyllisch entlang einer Aulandschaft der Alfenz, aber mit einigen schweißtreibenden Anstiegen. Beim einsamen Gehen am Morgen sind die Sinne wach und ich beobachte die Natur in kleinsten Facetten rings herum. Ein kleiner weißer Schmetterling begleitet mich ein Stück des Weges. Danke Schmetterling und danke Jakobus für die Begleitung. Oder hat mich der Schmetterling, ob meiner sicher starken Schweißausdünstungen so lieb gehabt? So wie beim späteren Mittagessen dann eine Fliegenhorde.
Dann ein tausendfaches Grillengezirpe von der nahen Wiese. Es übertönt fast das Rauschen des Baches und die Geräusche des Straßenverkehrs von der anderen Talseite.
Viele bunte Wiesenblumen säumen den Weg und ich komme trotz des forschen Schrittes fast einwenig ins Träumen. Ich finde einfach, das Leben ist schön.
Dabei denke ich aber gleich an meine liiebe Schwiegermutter, die einen kleinen Schwächeanfall bekommen hat und ins Spital musste. Ich denke an Freude, die mit einer heimtückischen Krankheit kämpfen und gekämpft haben. All denen würde ich gerne ein großes Stück Kraft von mir abgeben. Und ich denke mit Schmerz an einen lieben, hilfsbereiten und gleichaltigen Wiener Kollegen, der vor ein paar Tagen verstorben ist. Ich habe das gestern erfahren. Wir haben viel zusammen gearbeitet und ich und meine ehemalige Betriebsstelle waren ihm sehr zu Dank verpflichtet. Ernstl, ich gehe den Weg nun auch für dich!

Eigenartig ist hier die gewechselte Baukultur. Im Klostertal finde ich wenig "brauchbare" alte Häuser, die ein gutes und typisches Motiv abgeben. Typisch für die Region sind die, mit kleinen Holzschindeln verkleideten Häuser. Nur leider recht schmucklos. An den Häusern findet sich nicht die Blumenpracht, wie wir es bei uns gewohnt sind und wie es im Inntal zu sehen war.

Der Vormittag schreitet voran, gleich wie ich gegen Bludenz, und der Himmel zieht sich wie erwartet immer mehr zusammen. Schon sehe ich in den Bergen die ersten Regenschauer niedergehen und in der Ferne sehe ich schon die Ortstafel von den Aussenbezirken von Bludenz. Genau mit dem Mittagsläuten und der Ortstafel fallen die ersten Regentropfen. Ein paar Meter weiter ladet ein Gasthaus zum Unterstehen, Verweilen und zum Essen ein. Ich mache es mir im überdachten Gastgarten bequem und es beginnt gleich zu regnen. Glück gehabt. Während ich mein Menü esse. hört der kurze Regenschauer wieder auf und ich kann gleich die restlichen drei Km ins Zentrum hinter mich bringen. Nach meinen Recherchen sind in Bludenz die Zimmer nicht günstig zu haben und bei der Tourist-Information erhoffe ich mir mehr Infos als im Internet.
Vorher sehe ich beim Bahnhof einen billigen Klipp-Frisör. Mein Kurzhaarschnitt ist schon wieder drei Wochen her und unter meinem Hut dürften beste klimatische Bedingungen für den Haarwuchs herrschen. Sie sind ganz schön gewachsen. Vielleicht sollte ich meinen verschwitzen Hut patentieren lassen und ihn als Haarwuchsmittel anpreisen - ich könnte reich werden und das mit einem Wuschelkopf ;-)
Bevor ich die Frisörin an mein Haar lasse, gehe ich noch am Bahnhof auf die Toilette und wasche mir den Schweiß aus den Haaren. Dann bin ich zum Rückschnitt auf 6mm bereit. Ahhh, sind die kurzen Haare ein Genuss :-)

Was mir in Bludenz besonders auffällt und auch sonst auf Vorarlberer Boden: Es gibt einen sehr hohen Ausländeranteil, insbesonders von Türken. Es ist bekannt, dass sie im Ländle sehr begehrte Arbeitskräfte sind. Beim Nachfragen für den Weg zum Gemeindeamt, kann mir erst die fünfte Auskunftsperson helfen. Sonst höre ich entweder ein "nichts Verstehen" oder ein gebrochenes "ich weiß nicht".

Im Infobüro der Gemeinde finde ich dann auch ein billiges Privatquartier im Nachbarort, dort wo mein Weg morgen vorbei führt. Mit den 17-18 Euro für das Zimmer darf ich mir nicht viel erwarten, obwohl ich diesbezüglich schon ein paarmal sehr positiv überrascht wurde.
Ich machte mich auf den Weg nach Nüziders und werde gleich auf zwei Proben gestellt. Die erste ist das Milka-Werk an dem ich vorbei gehen muss und auch gehe! Keine lila Pause!
Aber gleich ums Eck, ich lechze noch vergeblich nach den lila Milka-Kuhprodukten, wartet gleich die nächste Versuchung. Die Fohrenburger Brauerei mit einem lauschigen Gastgarten. Der Kampf in mir war kurz und eindeutig. Ich bestelle ein kühles Seiterl Bier und wie das in der schwülen Frühnachmittagshitze schmeckt!!! Der Preis schmeckt dann aber nicht, 2,70 sind keine Okkasion für ein Seidel direkt beim Produzenten..
Beim Spar-Markt kaufe ich mir noch ein Abendessen ein und bin (zu) früh bei meinem Quartier. Zu früh deshalb, weil das Quartier keine Offenbarung ist. Ein pedantes älteres Ehepaar, ließ mich gleich bei der Haustüre die Schuhe ausziehen und ich musste aufpassen, dass ich mit dem Rucksack nirgends anstreife und wurde in ein altes, komfortloses Zimmer mit Möbeln aus den 50er Jahren geführt. Im privaten Bad im Erdgeschoß musste ich mir noch weitere Unterweisungen gefallen lassen. Ich wäre am Liebsten wieder gegangen, aber ein Pilger muss sich in Verzicht üben. Bei der Frage nach dem Preis hieß es dann 22,- Euro. Es kommen noch Kurz- und Einbettzuschlag dazu. Ja, ja, die Vorarlberger können rechnen. Wie wird das erst in der Schweiz werden.

Ich hoffe, ich habe meine inzwischen reichliche Leserschar wieder mit Infos und Schmankerl von meinem JW gefüttert.
Mit einem Grüß Gott,
Euer Pilger Walter

PS: von der Regenfront ist bis jetzt (später NM) nichts zu sehen und es ist heiß und schwül. Hoffentlich kommt es morgen dafür nicht dicker.

Montag, 20. Juni 2011

Hab Regen von oben und Sonne im Herzen

Lieber Gott!
Ich danke Dir, dass Du mein gestriges Gebet erhört hast und mir für heute einen erträglichen Tag geschenkt hast. Dafür lobe und preise ich Dich.
Ich bitte Dich um Deinen Segen für den weiteren Verlauf meines Jakobsweges.
In Zukunft werden wir wieder die stille Art des Gespäches pflegen.
Dein treuer Diener und Pilger, Walter

+++++

Liebe Freunde eines Jakobspilgers.

Heute war ein großer und wichtiger Tag. Das Dach dieses JW ist überschritten. 1845 Meter war heute der höchste Punkt und zugleich dieser Pilgerreise. Kein Berg, den ich noch bezwingen muss, ist höher als der Arlberg. Und ich muss sagen, es war fast ein Klacks. Aber davon später.

Der Morgen begann wie üblich. Grau in grau der Himmel und 5 Grad. Beim Frühstück begann es zur allgemeinen Freude wieder einmal zu regnen. Kein Problem. Ich habe für heute, in Anbetracht der Bergwertung, eine kürzere Etappe eingeplant (knapp 20 Km). Somit warte ich eine Stunde zu und dann ist zum Glück wieder eine Regenpause. Hurtig mache ich mich auf den Weg und marschiere aus St. Anton gut ansteigend raus. Beim Karl-Schranz-Hotel lasse ich die letzten Häuser hinter mir und bald darauf auch die Arlbergstraße und es wird still um mich. Nur meine Schuhe sind dumpf am festen Boden zu hören, die Stöcke, meine Geh-Begleiter, klappern bei jedem Stockeinsatz und die Vögel um mich singen ihre morgentlichen Arien.
Und ich höre mich selbst. Es geht mir gut und ich bin stark drauf. So macht mir auch der aufkommende leichte Regen nichts aus. Wenns dir zuviel wird, (un)geliebter Regen, dann hörst du schon auf - so denke ich es mir.
Bald ist der gemächliche Anstieg vorbei und es geht an die Sache. Nach der Stiegeneckkapelle (warum sie so heißt wird mir gleich klar) geht es einen sehr steilen Steig nach oben, bis ganz oben ohne Verschnaufstrecken. Aber ich gehe meinen starken Schritt nach oben. Genau so, wie wenn ich bei der Vorbereitung den Steilhang zur Mugel raufgegangen bin. Nur ist der Steig hier sicher 3x so lang.
Auf einmal Juchee! Was leuchtet hier so gelb aus dem grünen moosigen Waldboden? Richtig, es sind die ersten Eierschwammerl der Saison. Und zugleich Enttäuschung: Ich kann sie nicht mitnehmen. Schwammerlsuchen und den Pilgerweg bezwingen passt nicht zusammen. Dafür kann sich mein Blick an den Almrauschblüten, die weiter oben noch reichlich vorhanden sind, erfreuen. So geht es abwechslungreich nach oben und schneller als gedacht bin ich oben beim Maiensee. Zuerst wollte ich es gar nicht glauben, dass ich schon oben bin und die fast 600 Höhenmeter Anstieg waren geschafft. Stolz habe ich mich vor der Höhentafel selbst fotografiert - siehe Foto.
Mit dem Erreichen des höchsten Punktes meiner Pilgerreise ging es gleich wieder weiter und nach St. Christoph hinunter. Und dieser Weg war durch die Nässe sehr gefährlich. Schon der Aufstieg war durch die nassen Steine und Wurzeln kein Honiglecken und ich musste sehr konzentriert gehen. Aber vom Maiensee nach St. Christoph war es sehr rutschig. Es ist dort sehr nass und sumpfig und man hat Holzbretter zum Bewältigen dieser Sumpfwiesen aufgelegt. Aber durch den Regen waren die äusserst glitschig. Und dann war es soweit! An einer langen Bretterstrecke bogen sich die Latten durch und Wasser überspülte das Holz. Was dann ablief würde jedem Comic-Heft zur Ehre gereichen. Ich sehe es noch vor mir. Auf einmal waren meine Beine waagrecht vor mir auf Hüfthöhe und ich plumpste mit meinem Sitzteil und vollem Gewicht inkl. Rucksack auf die überschwemmten Better und in den angrenzenden Sumpf. Bravo, gut gemacht! Zum Glück habe ich mir nicht weh getan. Aber ich war von unten bis zum Hintern waschlnass und dreckig. Toll, was nun? Schließlich hat es hier keine 5 Grad und ich bin nass und schaue wie eine Sau aus. Es hilft nichts, ich muss weiter und in Bewegung bleiben. Zum doppelten Glück habe ich eine tolle Hose an, die sehr schnell trocket. In St. Christoph, das schnell erreicht war, spürte ich die Nässe kaum mehr. Ich will aber, so wie ich aussehe, dann gar nicht in eines der berühmten und noblen Hospitzgebäude eintreten. Ich marschiere einfach über die Arlberg-Passhöhe (1800m) weiter und steige gleich ab.

Auf der voralberger Seite des Arlbergs regnete es nicht mehr und das war beim Abstieg in den markierten Almboden angenehm, weil die vielen Steine trocken waren und der Tritt sicherer wurde. Am Almboden angekommen war aber kein Steig und Markierung mehr zu finden, weil hier mehrere kleine Bächlein mäanderten und dazwischen war alles sumpfig - super, hierher leiten sie den Weg und die Pilger. Hoch oben geht die Bundesstrasse und ich blicke sehnsüchtig nach oben, aber da hinaufkommen ist fast genauso unmöglich. Ich versuche, so gut es geht durchzukommen, aber es war aussichtslos. Wie ich mit dem Schuh fast ganz versunken bin, musste ich umdenken. Ich habe mich dann doch die ca. 30-40 Meter an der extrem steilen Straßenböschung hinaufgekämpft. Ohne die Stöcke wäre es nicht möglich gewesen. Dafür ging es dann flott die Arlbergbundesstraße runter. Bald habe ich den Weg wieder gefunden und jetzt war er gut begehbar. Dafür führte er später durch ein erweitertes Bachbett, welches bei Hochwasser überschwemmt wird und so war dann auch die Wegqualität. Aber heute konnte mir nichts meine Laune vertreiben und ich marschierte immer tiefer ins Klostertal runter. Mein Ziel war Klösterle und wenn möglich ohne die "Klostertaler", die hier eine Openair-Bühne haben.
Bald fand ich ein tolles Zimmer und sehr nette Hauswirte. Ich bekomme ein Stück Torte spendiert und kann meine ganze Wäsche in der Maschine waschen (ahh praktisch!). Für dieses schöne Zimmer zahle ich 25,- Euro und kann morgen auch die Sauna nutzen. Morgen ist nämlich mein 2. Ruhetag. Somit bin ich schon 2x 9 Tage gegangen. Ich bin sehr zufrieden mit mir.

Pilger Walter grüßt Euch und macht morgen eine Berichtspause. Da können dann sich auch die von der kleinen Handytastatur schreiblädierten Finger erholen.

Aktuelle Erfolgsmeldung

Die höchste Stelle des JW ist erreicht. Arlberg mit etwas Regen gut bezwungen. Jetzt geht es ins Ländle runter.
Pilger Walter

Sonntag, 19. Juni 2011

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Lieber Gott,
ich gehe freiwillig diesen Pilgerweg oder habe ich Deinen Ruf gehört? Egal, ich bin bisher mit Freude diesen Weg gegangen. Dir zum Lob und Preis. Mit diesem Pilgerweg zeige ich offen meinen Glauben zu Dir. Das liebe Kreuz des Seelsorgekreises trage ich stolz auf meiner Brust - Ich bin Pilger im Herren.
Natürlich weiß ich, dass ich als Jakobspilger einst direkt ins Paradies kommen werde, wie es in einer Kapelle am Weg aufgemalt ist. Damit mir diese Gnade gewährt wird, muss ich noch auf Erden Buße für meine Sünden tun und zwar hier am Jakobsweg. Aber muss es den sein, dass ich alle meine Sünden an einem Tag abbüßen muss? Ich bin doch mehr als 100 Tage unterwegs und da könnte die Buße ein wenig aufgeteilt sein.
Mein lieber Vater, unter den heutigen Bedingungen war das Pilgern schwer und ich bitte Dich um Deine Gnade auf ein erträgliches Weiterpilgern.
Dein demütig bittender Pilger Walter

+++++

Und nun zu Euch, liebe Freude!
Obige Bitte war mir heute zuerst ein Bedürfnis. Hier mein Bericht dazu.

Der Tag begann mit Sorge. Wird sich das gestrige Wetter auch heute so grauslich zeigen? Beim Blick zum Fenster raus, zeigt sich nur eine weiße Wand. Die Wolken hingen bis weit ins Tal, aber es regnete nicht mehr.
Vor dem Frühstück hat der Wind die Wolken zerfetzt und man konnte zwischendurch die verschneiten Berge
und sogar ein, zwei blaue Flecken am Himmel sehen. Das hob die Stimmung - es wird sicher ein guter Tag, war ich überzeugt.
Beim Frühstück lernte ich sehr viel Wissenswertes über den Ort Stanz kennen. Es ist die Brennereihauptstadt von Österreich - darum auch die vielen Obstkulturen und da besonders die Stanzer Zwetschke und Pflaume. Da wird ordentlich Schnaps gebrannt. Es gibt hier über 600 Einwohner und sage und schriebe 60 Brennereien!!!
Nun tat es mir in der Seele leid, dass ich gestern bei dem Regen davon nichts mitbekommen habe. Ich, der guten Schnaps über alles schätzt, schlafe praktisch im Brennkessel. Eine vertane Chance, aber auch der beste Schnaps hätte mich gestern bei dem Wetter nicht mehr aus dem Haus gebracht. Meine Zimmervermieter haben mir dann zum Frühstück eine kleine Kostprobe angeboten, die ich zuerst ablehnte, denn es war schließlich erst 7:30. Ein weiters Anbieten habe ich dann nicht mehr ablehen können (ich will doch höflich sein) und der kleine Brand war köstlich, auch zu solch früher Stunde.

So marschierte ich mit Turbosprit in den Adern los und es ging locker etwas bergab. Ich höre noch die Vermieter: Nach St. Anton geht es jetzt gut hinein.
Auch der Führer beschreibt die Strecke nur minimal und unspektakulär.
Eine Dreiviertel Stunde später bin ich in Grins eingetroffen. Rechtzeitig vor der Morgenmesse um 8:30. Wieder ist es mir gelungen am Sonntag zu einer Messe zu kommen. Vom Pfarrer bekam ich dann noch den Pilgerstempel und den netten Weghinweis: "nach St. Anton gehts lei do umi" (30 Km!)
Er ist diesen Weg sicher noch nie gegangen. Es ging dann wax eine Forststraße hoch und das 1 Stunde lang. Dann ging es hinunter, um gleich wieder steil nach oben zu gehen und das noch zweimal. Zugleich trieb der kalte Wind wieder den Regen her. Es war demoralisierend zu gehen, immer nur steil am Hang rauf und kein Ende abzusehen. Das war mental schwierig, weil ich mich auf eine mehr oder weniger angenehme Wegstrecke eingestellt habe. Und dann mitten im Wald eine Spitzkreuzung, die mit Tafeln gekennzeichnet war, aber vor der Kreuzung. Trotzdem war der JW klar zu deuten - es ging wieder einmal die Forststraße hoch. Also stemmte ich mich in den Weg und spurte schwitzend hoch. Doch mit jeder Kurve begann in mir die Ungewissheit zu nagen: Bin ich auf dem richtigen Weg oder hätte ich den anderen unscheinbaren Steig nehmen sollen? Zurück oder weiter gehen? Beides kann falsch sein. Und der Forstweg geht unbeirrbar nach oben, so wie schon den ganzen VM. Eine Kurve noch, nein noch eine zweite, vielleicht findet sich doch ein Wegweiser. Ich will doch nicht zurück, um dann doch wieder hochsteigen zu müssen. Diese Ungewissheit nagt. Jetzt reicht es mir und ich drehe um. Unten nach ca. 40 Minuten Irrweg nehme ich den anderen Weg, dorthin wo die Tafel sicher nicht hinzeigt. Nach einigen 100 Metern dann endlich wieder ein Wegweiser und es geht gleich wieder zünftig nach oben. Im Führer war dieser Wegteil sehr mickrig beschrieben. Die eine Wegstunde mit meinem Verlaufer war mit einem dürren Satz beschieben - in etwa so: Man gehe von A nach B. So als wenn der Verfasser das Stück nie gegangen ist. Ich habe einen Schleim auf ihn.
In Summe werden es 500 bis 600 unmotivierte Höhenmeter gewesen sein.
Das Wetter verhielt sich ähnlich - ein ständiges Auf und Ab. Ich weiß nicht, wie oft ich mir heute den Regenschutz oder die Windstopperjacke über- oder ausgezogen habe und immer wieder den Rucksack von den Schultern nehmen musste und dann wieder hoch damit. Mein Spruch dabei: "Ho Ruck - Sack du!"
Somit war ab Grins für mich nichts zum grinsen.

So war ich zur Mitte der Tagesetappe schon ordentlich geschlaucht, aber es warteten noch 15 Km schönere Wegstrecke.
Ab Flirsch geht rechts und links entlang der Rosanna auf sehr schönen breiten Wanderwegen bis St. Anton. Auf die JW-Wegführung pfeife ich, egal wie der Weg auch gegangen wäre.
Leider war auch das Gehen auf diesen schönen Wegen kein Honigschlecken, denn der starke und kalte Wind blies geradewegs von vorne und trieb immer wieder Regenschauer vor sich her.

Das war der heutige Weg, bei dem ich anscheinend meine schwersten Sünden abbüßen musste (sieh oben).
Die Landschaft ist hier überwältigend. Hohe Berge begrenzen ein schmales Tal und die Orte wachsen die steilen Hänge empor. Kindern braucht man hier keinen Ball zum Spielen kaufen.

Am Beginn von St. Anton ein gut gemachter Info-Point und dort verbrachte ich dann ca. eine Stunde für die Zimmersuche. Es ist wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.
Theoretisch gibt es hier tausende Quartiere. Davon zieht man die Hälfte der Quartiere ab, weil es keinen Sommerbetrieb gibt. Dann will ich nicht abgelegen oder hoch oben nächtigen (unnötige Wege). Dann ist die überwältigende Mehrheit von Ferienwohnungen abzuziehen und auch die Oberklasse der Hotels usw.
Somit bleiben zwar nicht mehr so viele Möglichkeiten, aber noch genug, um auch noch eine Preisselektion vorzunehmen. Ich rufe mich nun von Vermieter zu Vermieter durch. Aber so leicht geht das nicht. Ein Drittel hebt nicht ab. Das nächste Drittel hat nichts frei oder will deutlich hörbar kein Zimmer für eine Nacht hergeben. Beim Rest gibt es andere Absagegründe: Wir haben nicht geheizt. Ich muss morgen früh weg. Wir malen aus. Wir sind in Pension ... Beim ca. 30. Anruf habe ich endlich Glück. Ich bekomme ein tolles Zimmer mitten im Zentrum in einem alten Holzhaus. Und mit dem Preis 28,- könnte ich in St. Anton auch leben. Auf die Bitte um ein preisgünstiges Zimmer bekomme ich 5 Euro Rabatt - nett, nicht war? Ich ziehe dankend meinen Hut.

Jetzt habe ich ein schönes Zimmer, habe nebenan gute Tiroler Kasspatzen mit Salat gegessen und ein Bier getrunken. Jetzt fühle ich mich wieder wohl und sammle Kräfte für die morgige Königsetappe über den Arlberg.

Ich hoffe, ich habe Euch nicht zuviel vorgejammert. Ich werde mich bessern!
Pilger Walter

Samstag, 18. Juni 2011

Schneckentempo

Liebe Freunde!

Jeden Morgen das gleiche Ritual: Beim Fenster rausblicken - wie ist das Wetter? Heute war das nicht nötig. Schon des nächtens war das Rauschen des Regens zu hören. Nur die herumkriechenden Wolkenschwaden (Karres liegt auf 830m) waren von meinem Fenster zu sehen. Was für ein Tag!? Ein untrügliches Zeichen wie das Wetter ist und wird, habe ich jetzt schon zwei Wochen beim Frühstück beobachten können. Ich brauche nur die Anzahl der Fiegen zählen und weiß wie die Wetterlage ist und wird.
Weniger als 3 Fliegen: Es wird ein schöner Tag.
Bis 5 Fliegen: Nicht schlecht und ich kann zufrieden sein.
Bis 8 Fliegen: das wird nicht das Gelbe vom Ei. Zittern ob etwaiger Regenschauer ist angesagt.
Ab 9 Fliegen: es wird ein staubfreier Tag und mein Regenverhüterli läßt mich sicher schwitzen.
Heute waren es ca. 15 Fliegen, die mich beim Frühstück terrorisiert haben! Ich musste sogar aufpassen, dass ich beim Abbeissen der Semmel, nicht einen ungewollten Proteinhappen mitschlucke.
Und dabei habe ich eine gültige Vereinbarung mit den Himmelsmächten. Aber die wurde anscheinend wegen anderer Prioritäten ausser Kraft gesetzt.
Das kommt mir vor wie in meiner Ex-Firma. Da gibt es ein Top-Projekt (=Jakobsweg). Der Leistungsumfang wird fixiert (=zu Fuß nach SdC). Der Terminplan mit Meilensteinen wird festgeschrieben (=Etappenplan) und jede Verzögerung muss mit roter Ampel gemeldet werden. Und der Endtermin wird unverrückbar in Stein gemeiselt (=Rückflug). Und dann läuft das PJ. Alle geben ihr Bestes und arbeiten nur für das Gelingen des Projektes.
Doch dann: Es ändern sich die Rahmenbedingungen und es wird schwierig das PJ plangemäß umzusetzen. Anfangs gibt es noch mehr oder minder wohlwollende Unterstützung von oben, aber dann treten größere Probleme auf. Konferenzen werden einberufen, Spezialistenteams tagen und Jour Fixes werden gebildet. Ergebnis: Alle Eckpunkte bleiben gleich, es muss nur mit gleichen Ressourcen eine erschwerte Sachlage bewältigt werden. Natürlich muss alles "in time und budget" bleiben. Über eine Veränderung des Endtermins gibt es sowieso keine Diskussion. So sieht es das Management und verspricht "natürlich Unterstützung".
So weit so gut, ich tue was ich kann. Aber der rauschende Regen, der behindert mein Projekt. melde ich zurück. Die Antwort vom (Himmels)Management: Wir haben ein anderes, total wichtiges PJ hereinbekommen (=die Natur mit Wasser zu versorgen) und deswegen gelten neue Prioritäten und wir können vorerst keine weitere Unterstützung gewähren. Aber einen Lösungsvorschlag bekomme ich doch: Warte einfach ein wenig und gehe dann schneller. Überstunden, wenn sie nichts kosten, werden akzeptiert und wenn die gesetzlichen Auflagen (Arbeitszeit max. 10 Std.) nicht verletzt werden. Und so werde ich im Regen stehen gelassen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Nachsatz: Jede Ähnlicheit mit Firmen oder Projekten ist rein absichtlich :-)

Meinen heutigen Projekttag lasse ich auf Grund der Wetterlage erst um 9h beginnen. Ich lasse mir einfach Zeit und genieße das Frühstück ausgiebig und lese die Tageszeitung. Ein späteres Weggehren läßt sich heute leichter bewerkstelligen, weil die heutige Etappe um 4 Km kürzer als geplant ist. Schließlich habe ich mir gestern diesen Weg/Zeitpolster erarbeitet und es sind heute nur 23 Km.
Um 9h regnet es zwar noch immer, aber nicht mehr so stark. Ich gehe mit übergezogenen Regenschutz los. Der Weg geht leicht bergab und ich bin richtig gut drauf. Ich bin auch bester Laune und singe alle möglichen Melodien (nur mit Textfragmenten) vor mir her. Ich kann das auch laut tun, denn ich bin alleine.
Zügig geht es dann den Innradweg, der recht viel von Radtouristen genutzt wird, dahin. Ich bleibe, auch wenn es einen eigenen JW gibt, immer am Radweg bis Zams (19 Km). Da gibt es kein Verlaufen und auch keine Schlechtwegestrecken, was an einem Regentag praktisch ist.
Nach einer Stunde (5 Km) hört es dann zu regnen auf und es bleibt fast drei Stunden trocken. Danke ihr Himmelsmächte.

Wie schon am Ende des gestrigen Tages, ändert sich nun die Landschaft des Inntales. Nun rücken die Berge und Felsen immer mehr zusammen und es bleibt oft nur Platz für den Inn, die Autobahn, die öfters in Tunnels verschwindet und für die Eisenbahn und meinem Radweg. Somit ist auch die Besiedelung spärlich geworden. Ein starker Kontrast zum Inntal davor, mit seinem breiten und flachen Talboden.
Eine interessante Sehenswürdigkeit kann ich direkt neben dem Radweg ausmachen. Ein in Fels gehauener und geschliffener Karrenweg aus der Römerzeit mit der Spurweite 107 cm. Es wirkt eigenartig an, daran zu denken, dass im Mittelalter genau hier auch die Pilger marschiert sind. Wie gut sind heute die Wege und sicher die ganze Infrastruktur und Ausrüstung. Das macht nachdenklich.

Am Radweg kommen mir immer wieder Tourenfahrer entgegen. In meine Richtung bin ich aber allein. Außer den vielen Weinbergschnecken. Wir haben ein ähnliches Schicksal. So wie diese Schnecken langsam ihren Weg kriechen, so muss mein Weg langsam auf einer Europa- oder Satellitenkarte zu sehen sein.
Ich glaube, es waren auch einige Pilgerschnecken dabei. Sie haben es aber besser, denn sie haben ihr Quartier, ihr Haus, immer mit. Ich muss es mir immer suchen - siehe später.
Wir schneckenhaften Pilger fotografieren uns noch (siehe heutiges Foto) und wünschen uns wie es unter Pilgern üblich ist: "Buon camino!"

Um die spätere Mittagszeit, in Zams, beginnt es wieder etwas zu regnen und ich suche ein Lokal zum Unterstehen, Ausrasten und zum Essen - länger hält ein ausgiebiges Frühstück nicht. Wie gerufen, sehe ich ganz in der Nähe einen XXXLutz. Da gibt es am WE immer billige Speisenangebote. So marschiere ich mit voller Ausrüstung ins Möbelhaus ein und stürme in den 1. Stock ins Restaurant. Dabei muss ich nur aufpassen, dass ich mit meinem Rucksackungetüm mit eingeklemmter Regenhaut, nicht wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Haushaltsabteilung gehe. Sonst bin ich dort ein begafftes Unikat zwischen den vielen Einkaufsbummlern, darunter auch Italiener. Im Restaurant ist die Hölle los, aber ich finde in einer Ecke den einzigen freien Tisch, ein passender Zweiertisch für meinen Rucksack und mich - danke Jakobus fürs reservieren.
Wie vermutet gab es alle Schnitzeln um nur 3,90 Euro. Ich habe mir das Riesenwiener mit 300 Gramm gegönnt und es hat geschmeckt. Nur wie man so ein Schnitzel ohne die 19 Km Gehweg verdrücken kann, ist mir schleierhaft. Und dabei ist jede zweite ausgetragene Speise so ein Riesenwiener. Und dann werden noch die Angebotstorten verdrückt. Ich würde zur Zeit keine schaffen.
In der schnitzelgeschwängerten Luft fällt sich auf, dass ich heimlich unter Tisch meinen Füßen Erleichterung verschaffe. Das brauche ich, damit ich schmerzfrei wieder ein paar Km gehen kann.

Eine halbe Stunde später bin ich wieder am Weg und es hat fast zu regnen aufgehört und etwas später dann ganz.
Ab Zams/Langeck wird die Landschaft älplerisch. Nun geht es bergauf und wie! Nach Stanz hinauf geht es fast 300 sehr steil einen Steig hoch - ähnlich dem Jägersteig vom Gößgraben auf die Mugel. Da wird das Schnaufen und Schwitzen arg. Fast oben angekommen geht der Steig in einen Wiesenweg über. Ihr habt es sicher geahnt, es ist ein ungemähter Weg und gleich ist die Hose bis zu den Hüften klatschnass.
An den Hängen sind große Zwetschkenbaumkulturen. Hmm, das muss einen guten Schnaps geben. Aber die Schnapsphantasien verflogen gleich, denn es begann wieder zu regnen und weiter vorne kam eine weiße Regenwand heraus. Ich beschleunigte meinen Schritt und versuchte den rettenden Ort Stanz zu erreichen. Ich wollte eigentlich noch bis zum nächsten Ort Grins weitergehen um morgen nach St. Anton ein paar Km ersparen zu können. Aber der Regenschwall war schneller und selbst der Regenschutz half nicht viel. Es brauchte noch ein paar Minuten, bis ich einen rettenden Unterstand fand. Wo kriege ich in dem kleinen Ort ein Quartier her? Meine Zimmerliste war leider auch keine Hilfe. Wenn ein Auto vorbeifuhr wagte ich mich in den Regen hinaus und fragte die Lenker um ein Quartier. Erst beim 5. Autofahrer hatte ich Erfolg. Er wies mich an zu warten und fuhr zur Zimmersuche weiter - er wisse was. Nach ein paar Minuten kam er wieder und ich zwängte mich in seinen Geländewagen. Er brachte mich bis zum Quartier und mahnte mich morgen die 300m wieder zurück zu gehen, damit ich beim Gehen nicht schwindle :-)
Die Zimmervermittlerin ist sehr fürsorglich und ich habe auch ein paar Frankfurter zum Abenessen bekommen.

So war der heutige Regentag. Von den Bergen schaut der Schnee herunter und übermorgen muss ich in diese Höhen gehen. Wir werden sehen. Ich bin optimistisch und halte mich an den Spruch: "Es geht, wenn man geht."
Ich grüße Euch
Pilger Walter

Freitag, 17. Juni 2011

Gefahrvoll und anstrengend ist das Pilgerleben

Liebe Freunde meines Tagebuches, die Ihr täglich mehr werdet.
Es ist für mich ein großes Geschenk zu sehen und zu hören, dass mein Tagebuch immer größeren Zuspruch findet. Nur bei den Kommentaren ist leider eine Flaute eingetreten. Ich warte darauf!!!

Das war heute ein "gefahrvoller", anstrengender und zum Teil ärgerlicher Tag. Trotzdem überwiegt jetzt im Quartier in Karres (4 Km weiter weil in Roppen nichts frei war) die Zufriedenheit über das Erreichte und das Schöne.

Los ging es um 7:20 in Pfaffenhofen. Nach dem nächtlichen Regen war der Morgen grau, aber trocken und ideal zum Gehen. Wenn nicht die blöde Wegführung gewesen wäre. Der JW führte direkt in eine ungemähte Wiese und am Waldrand entlang. Das war überhaupt nicht lustig. Schon bald war ich bis über die Knie klatsch nass. Was wäre dabei, wenn die Gemeinde den Weg hin und wieder mäht, so wie ich es in unserem Bundesland oft genossen habe.
Überhaupt wurde entlang der heutigen Wegstrecke sehr wenig für den JW getan. Unattraktive Wege und so gut wie keine Beschilderung - oft nur alle x Km. Und dazwischen gab es reichlich Möglichkeiten, sich zu verlaufen, was ich auch prompt geschafft habe. Es ist mir zu bunt geworden und habe mir den Weg teilweise selbst gesucht und dabei waren sehr schöne Strecken.
Eine besondere Sehenswürdigkeit entpuppte sich zum Teil als Flop, zumindest für einen Pilger. Das wunderschöne Stift Stams. Hier darf man nicht in die Basilika, wenn man nicht für die Führung bezahlt. Dabei wollte ich nur mein obligates Gebet in der Kirche sprechen und war so gezwungen vom hintersten (sehr schönen) Gitter in die Kirche zu schauen. Ich zahle nicht als Pilger fürs Beten, denn das kann ich auch immer auf der Strecke. Ich war angefressen und habe mich bald auf den Weg gemacht und bin nicht länger geblieben.

Dabei habe ich mich "verpflichtet" bei jedem Wegkreuz und Bildstock ein Kreuzzeichen zu machen und ein "Gelobt, sei Jesus Christus" oder "Gegrüßet seist du Maria" zu sprechen. Und bei jeder Kapelle oder in jeder Kirche ein Gebet zu sprechen. Verpflichtet? Ich mache das gerne und aus innerer Überzeugung und ich kann damit auch viele mitgegebene Fürbitten von vielen lieben Menschen vorbringen, denn nur in SdC wäre es zu wenig.
Und doch habe ich mich verpflichtet. Nach den Regentagen vor .... Tagen - die Zeit läuft und läuft - und den angesagten Wetterverschlechterungen,habe ich bei der himmlischen Himmelsmacht um eine Konferenz gebeten. Dabei wollte ich den Herrn, unseren Gott, den Petrus und den Jakobus haben. Ich konnte meine Probleme beim Pilgern im Regen darlegen und habe gebeten, das Wetter pilgerfreundlicher zu gestalten. Denn sonst, wenn sich das herumspricht, dass man beim Pilgern recht nass werden kann, dann pilgert vielleicht niemand mehr. Es könnte doch nächtens regenen, damit die Natur zum notwendigen Nass kommt. Das wurde auch anerkannt und ich habe mich dafür zu obig besprochenen Bet-Verhalten verpflichet. Und liebe Freunde, es hat nun schon zwei Tage bestens funktioniert!

Am Weg heute gab es wieder viele kleine Schönheiten zu sehen. Beim Gehen, zumindest bis 25 Km, sind die Sinne viel wacher und man kann Dinge sehen, die einem sonst verborgen bleiben (auch beim Radeln).
Trotzdem waren vor allem die Orte gestern interessanter und schöner. Teilweise waren die Orte und Häuser der heutigen Etappe austauschbar und nicht besonders typisch.
Interessant war zu sehen, wie sich die Äcker und Felder zur gestrigen Strecke geändert haben. Heute waren Getreidefelder und ganz besonders die Erdäpfelfelder vorherrschend. In einigen Orten gibt es sogar zentrale Erdäpfelkeller.

Und weiter gings ohne Richtungstafeln und von Ort zu Ort. Dann, nach Mittag und mehr als 23 Km kommt das erste Verlangen für eine kleine Ruhepause und ein kleines Nickerchen (wenn Zeit ist).
Schon sehe ich an einem Waldrand in mitten einer Almlandschaft ein lauschiges Plätzchen. Eine Bank, wie für mich geschaffen, und darüber das geschnitzte Bildnis unseres gekreuzigten Christus. Wo sonst soll ein Pilger Rast machen und sein Haupt hinlegen. Den Rucksack weg, die Schuhe ausziehen und sich gemütlich auf die Bank legen, war gleich geschehen - aaaahhh.
Bim, bim, bimerlibim, bim bim, bimerlibim ...
Ignoriere das und schlaf weiter! Habe ich das von oben gehört oder bilde ich mir das nur ein. Ich versuche das Glockengebimmel zu ignorieren, aber bim, bim ... nur noch viel lauter. Das Gebimmel wird lästig und kommt immer näher. Ich versuche mit lieben Worten und eindeutigen Stockhinweisen die blöden Kühe des Platzes zu verweisen. Nur denen kümmert das überhaupt nicht und sie werden mehr 3, 4, 5 Stück kommen fressend immer näher meiner Bank. Die Taktik des Vortages mit den Jugendlichen funktioniert heute nicht. Ich stehe auf und will mich mit Nachdruck durchsetzen. Aber statt die Rindviecher zu vertreiben kommen sie schon auf 3-4 Meter näher und sie haben sich Verstärkung geholt. 10 Kühe und Kälber rücken an und senken bedrohlich die Köpfe (oder wollten sie nur fressen).
Da erinnerte ich mich an das gestrige Telefonat mit meiner Frau. Sie erzählte mir von Vroni aus Gröbming (siehe 5. bis 7. Tag). Im idyllischen Sölktal
hat eine Al-Kaida-Zelle von Kühen die Wanderer angegriffen und terrorisiert, dass es eine Verletzte gegeben hat. Nein, nicht Kuh, sondern Wanderin.
Sollten auch diese Kühe rund um mich, einer solchen Terrorzelle angehören?
Ich ziehe es vor zu verschwinden. Schnell in die Schuhe, den Rucksack schnappen und die Stöcke und ab durch den letzten mir gebliiebenen Fluchtweg. Puhhh, das war eng. Ob mir zu Hause alle diese Bedrohlichkeit glauben werden. Zum Glück war ich so geistesgegenwärtig und habe die Situation fotografiert - siehe heutiges Foto.

Dann ging der Weg zuerst schön weiter, aber die letzten vier Km wurden zur Probe. Es ging sehr steil hinauf und wie es das Pech will, verirre ich mich auf Anraten eines Einheimischen. Er schickte mich durch ein Pferdegatter und die Pferde wollten spielen oder doch nicht. Meine Stöcke hielt sie auf Distanz. Am Ende des Gatters bin ich über Zaun und Mauer geklettert und stand im unwirtlichen Niemandsland. Eine sehr steile und verwachsene Leiten, auf der kein Durchkommen war. Ich probierte es zwar, aber wie es gefährlich geworden ist, bin ich zurück durchs gatschige Gatter und bei den Pferden vorbei. Der zur Rede gestellte Einheimische meinte, ich hätte nur quer über die Wiese und neben den Rossen mit ihren Fohlen nach oben gehen sollen. Ein zweites Mal gehe ich da nicht durch und nehme einen steilen und langen Umweg in Kauf.

Ich war dann schon sehr geschlaucht und nicht bester Laune, wie ich bei bei meinem Quartier, dem Gasthof Traube, angekommen bin. Hier wird der Gast aber sehr gut angenommen, ich kann den GH sehr empfehlen. Als Pilger mit Pilgerpass habe ich das Zimmer statt um 33,- + Kurzzuschlag um 25,- Euro bekommen. Das Bier kostet 2,80 und das 4-gängige Menü mit 3 Speisen zu Auswahl hat 10,- gekostet. Die Frittatensuppe, der Salatteller, die Schweinslendchen mit Gorgonzola-Sauce und Reis, Kroketten und Gemüse, und das Eis mit Himbeeren mundeten Euren Pilger sehr. Die Wirtin war noch so nett und hat meine Wäsche gewaschen und getrocknet. Da zeigt es sich, dass man den Tag nicht vor dem Abend bejammern soll.
Jetzt muss ich meine gequälten Füße hochlagern und zur Ruhe kommen lassen.

Ich grüße Euch und haltet mir die Daumen, dass es weiter so gut weitergeht.
Pilger Walter