Liebe Freunde, die Ihr an den Computern auf meine Berichte wartet.
Heute muss ich einmal etwas über die Schweiz berichten, so wie ich sie bis heute erlebt habe. Es ist ein wundervolles und schönes Land. Wie man weiß und es aus meinen Berichten hervorgeht, ist es ein sehr gebirgiges Land. Und die Schweiz hält für die Augen, für das Sehen und für das Fühlen ständig starke Reize bereit. Unzählige gewaltige Berggipfel prägen das Panorama von jedem Blickpunkt, ob vom Tal oder von der Höhe her, anders. Seit ich zum Zürichsee gekommen bin, gehe ich durch das Schweizer Seenland. An jedem Tag kommt man an einem anderen oder mehreren schönen Seen vorbei. Es ist eine Pracht und das Schweizer Volk lebt in einem schönen Land. Das wissen die Schweizer auch, denn sie pflegen es. So sauber, wie hier die Straßen und Plätze sind. Keine Abfälle, McDonalds-Verpackungen und auch kaum Zigarettenstummel werden weggeworfen. Pfui Teufel, wie sieht es da oft bei uns aus. Wir haben wirklich eine Wegwerfmentalität entwickelt, im doppelten Sinn des Wortes. Der Balkan beginnt wirklich schon in Österreich.
Die Schweiz ist aber teuer, sehr teuer sogar. Das ist seit jeher bekannt. Nur heuer beim schwächelnden Euro, habe ich auch schon Schweizer darob jammern gehört. Im Vorjahr ist der Kurs zum Euro noch bei 1,40 gewesen und für meine letzte Bargeldbehebung bekam ich für einen Euro nur 1,16 CHF. Das macht es momentan nicht nur für einen Pilger schwer. Die geblieben Frankenpreise des Vorjahres, sind heuer für EU-Bürger schwer finanzierbar. Zum Beispiel kosten in einem Restaurant normale Fleischgerichte zwischen "günstige" 20 und 40 Franken. Das sind jetzt 17,20 bis über 34,- Euro. Ein Beispiel noch: Der Honig beim Bauern kostet 17 Franken, fürs 1/2 Kilo. Bei uns ist das Kilo, also die doppelte Menge, am Markt schon ab 10 Euro zu haben und beim Bauern ab 8,- Euro.
Die Schweizer sind ein sehr freundliches Volk. Mit offenen Lächeln wird man empfangen oder am Weg begleitet. Gegrüßt wird man sehr oft und bei den Kindern ist der Gruß fast selbstverständlich.
Einige Male habe ich schon liebe Pilgerstüble am Weg gefunden. Da gibt es überdachte Plätze, Getränke und oft auch Selbstgemachtes von den Bauern. Das alles funktioniert per Selbstbedienung und jeder zahlt was es ihm wert ist. Das ist doch sehr lieb - odrr!
Liebevoll war auch die Aufnahme im heutigen Quartier. Geschlafen habe ich nach Tagen wieder einmal sehr gut.
Das Frühstücksbuffet war große Klasse und hätte auch einem 5-Sternhotel zur Ehre gereicht. Was da für fünf Gäste aufgetischt war (für mich sogar eine Stunde früher), ließen mich schwelgen. Vier gute Brotsorten neben anderen Gebäck, fünf Käsesorten, reichlich Wurst und Schinken. Zehn Sorten selbstgemachter Marmelade und das für mich als Marmeladentiger. Ein Birchermüsli mit frischen Obst und, und, und. Da hätte ich gerne noch eine Stunde gefrühstückt, aber der grausliche Wetterbericht, ließen mich dankbar aufbrechen.
Am Himmel war schon deutlich die Wetterveränderung zu erkennen und die Luftfeuchtigkeit war gewaltig. Nach einer Viertelstunde des Gehens, war ich klatschnass.
Nach einer Stunde verlasse ich in Buochs den schönen Vierwaldstättersee - Uf Wiedrluaga!
Ich marschiere strammen Schrittes meinen Weg weiter, da bemerke ich hinter mir eine Nordic-Walking-Gruppe mit fünf Frauen näher kommen. Richtig, heute ist Mittwoch. Sollte es die Gruppe Maierhofer vom Kneipp-Verein sein? Dann wäre auch meine Frau dabei, dass wäre eine Freude. Aber soweit haben sie ihre Wanderkreise noch nicht ausgedehnt. Die NW-Frauen rücken näher und ich spüre sie schon hinter mir, das kommen mir auch zwei andere NW-Frauen entgegen. Ich fühle mich eingekreist, aber leider :-) nicht bedrängt. Die eine Gruppe zwei Meter hinter mir und die andere fünf Meter vor mir, muss ich was los werden, den das Lachen gehört zu meinem Leben und auf meinen JW. Ich rufe laut: "Düdldü, düdldü, starkes Wanderaufkommen zwischen Buochs und Stans. Seien sie vorsichtig und grüßen sie laut."
Allgemeines Gelächter und noch ein paar humorvolle Worte begleiteten die vorbeiziehenden Walkerinnen.
Ein paar hundert Meter treffe ich die "Doch-nicht-Maierhofer-Guppe" bei einer Wegkreuzung und beim Trinken. Ich gehe mit lachendem Gesicht und dem Kommentar: "Beständig ist der Schritt eines Pilgers" vorbei.
Ich komme vom Fremdenverkehr am Vierwaldstättersee wieder ins ländliche Schweiz. Gut zu merken am Wegrand, dort wo ein Bauer die Wiese düngt.
Links vor einem Bauernhaus, ein paar gefleckte und glückliche Schweine. Mit einem Nutsch, Grunz, Quieck begrüßen wir uns. Nach rechts ein fröhliches Meck-Meck zu den kleinen Ziegen und nach dem Stall steht da eine Kuh und macht "Muh". Da kommt (ehrlich) eine zweite Kuh aus dem Stall und jetzt machen die Kühe "Mühe". Dann ist links noch eine Pferdekoppel und da denke ich mir, reiten wäre auch praktisch oder wenn es nur ein Packtier wäre. Aber packen tue ich mir mein Gepäck selbst - gell "Ho-Ruck! - Sack du!"
Etwas später hört man vom Tal deutlich die Schießübungen der Schweizer Armee und durch den Himmel kreuzen wie jeden Tag die Abfangjäger und Jagdflieger der Schweizer Luftwaffe. Was die Schweizer an einem Tag fliegen, das muss bei unserem Rumpffliegerkontigent für ein paar Monate reichen.
Ich fühle mich gut beschützt von unten und oben. Von oben habe ich ja einen besonderen Schutz, der heute nur nicht immer wirkt. Der Himmel wird schon recht dunkel und ich versuche mit ausgreifendem Schritt Km zu machen.
Der Weg geht gut dahin und mir kommen viele Gedanken für den heutigen Bericht. Im Gehen mache ich mir Notizen, damit das Erlebte nicht vergessen wird. Da heißt es aufpassen, dass man den Weg nicht verliert, was dann auch passiert. Eines nehme ich mir für den nächsten Pilgerweg mit: Einen Indianer zum Färtenlesen, damit ich immer richtig gehe und eine Sekretärin, der ich meine Gedanken diktieren kann und die dann auch meine Berichte schreibt, damit mir mehr Zeit für die abendlichen Vergnügungen bleiben - z.B. Bier trinken!
Bald darauf durchquere ich den Ort Stans. HALT, das hatten wir doch schon einmal. Bin ich im Kreis gelaufen? Nein, hier ist das Schweizerische Stans und davor gab es einen Ort mit diesen Namen in Tirol.
Gleich nach Stans ging es etwas hoch und am Hang entlang. Auf einmal war ein mehrstimmiges Fugzeugmotorengeräusch zu hören. Ich blicke mich um und sehe über der Ortschaft und dem angrenzenden Flugplatz eine Kunstflugstaffel ihre Show abziehen. Das lasse ich mir nicht entgehen und setze mich trotz des zu erwarteten Regens auf eine Bank und kann dem Schauspiel wie von einem Logenplatz zusehen. Beeindruckend, was die sieben Kunstflieger aufführen und das oft 50 Meter über dem Boden und über dem Ort. Es ist eine nette Abwechslung am JW und es ist meine private Airpower. Aber vielleicht trainieren diese Piloten für die Airpower am WE in Zeltweg. Ich kann nur sagen - sehenswert.
Bald ist das Tal, wie bei einem Fußballfeld mit Rauchbombenwürfen, ganz in die Rauchschwaden, die die Flieger ausstoßen, eingenebelt. Nach einer Viertelstunde landet einer nach dem anderen der Flieger wieder und ich kann wieder weitergehen.
Es kommt wie es kommen muss, es beginnt zu regnen. Zuerst krieche ich ins dichte Dickicht und bleibe stehend trocken. Ich kann sogar meinen am Morgen begonnen Bericht weiterschreiben. Es kommt aber nicht viel und ich beschließe mit Verhüteli weiter zugehen. Ich wecke meine eingeschlafene Beine auf und marschiere im nicht starken Regen weiter. Ich muss sagen, es machte sogar Spass im Regen zu gehen. Wie es stärker zu regnen begann, kann ich mich unter ein großes Vordach eines Schuppens retten. Hier finde ich auch einen Hocker und kann nun ganz entspannt warten bis es wieder nachläßt zum Regnen. Es wird daraus eine Stunde und auch die Mittagpause mit einigen Keksen. Die Pause nutze ich wieder um den Bericht weiter zu schreiben. Heute schreibe ich das erstmals aus Raten - jetzt im Quartier kommt der Rest (es dürfte heute viel zusammen kommen sein). Heute habe ich mir beim Gehen erstmals Notizen gemacht, damit die lieben Erlebnisse nicht in Vergessenheit geraten.
Die letzten 8 Km gehe ich dann im Regen weiter. Es regnete teils etwas mehr, aber immer noch im akzeptablen Bereich. In der unmittelbaren Bergwelt muss es aber ordentlich niedergegangen sein, denn die von den Bergen kommenden Bäche sind in kurzer Zeit angeschwollen und ganz braun. Da habe ich einen großen Segen von oben gehabt.
Zwei Km vor meinem Etapenziel Flüeli-Ranft hört es zu regnen auf und ich besichtige die Einsiedelei und die Kapellen des Schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus. Mit mir eine Reihe von Bruder-Klaus-Pilgern und Schulkindern, die hierher einen Ausflug gemacht haben.
Einen steilen Anstieg noch und ich stehe im Ort, wo mich für heute und morgen (es ist wieder ein Ruhetag angesagt) ein schönes Hotelzimmer erwartet. Dazu vielleicht morgen mehr. Für heute ein großes DANKE dafür.
Zur Statistik noch: Heute habe ich ein Viertel meiner Gehtage absolviert und bin mehr als 1/4 der Kilometer sind gegangen. Ich bin stolz auf mich und sehr dankbar. Aber mit "einem Viertel" habe ich mich noch nie zufrieden gegeben.
Euer Pilger Walter,
der sich jetzt eine Ruhe verdient hat und sich ganz besonders auf den morgigen Tag freut. Warum bleibt noch oder für immer ein Geheimnis.