Liebe Freunde!
Heute habe ich Innsbruck erreicht und mir selbst eine Belohnung gemacht.
Etwa 11 Km vor Innsbruck, in Absam, bin ich aus dem Wald gekommen und hätte nun nur mehr Gehsteigwege durch einige Vororte und Außenbezirke von Innsbruck zu gehen gehabt. Da habe ich den Rat meines Outdoor-Führers angenommen und bin in den gerade einfahrenden Stadtbus gestiegen. Das war ein Genuss, die Häuser rasch an einem vorbeiziehen zu sehen und schnell war ich mitten in Innsbruck beim Hauptbahnhof, und das um 1,80 mit Seniorentarif.
Die Entscheidung mit dem Bus zu fahren, wurde mir auch leicht gemacht, denn ich musste ein günstiges Quartier suchen. Die vorher kontaktieren Jugendherbergen waren leider schon voll. Also musste ich mich auf eine Odysee gefasst machen, denn die Stadt Innsbruck ist voll Touristen und dementsprechend sind auch die Preise - unter 40,- ist da nichts zu machen und ich wollte, wenn möglich in der Nähe der Altstadt sein, damit ich die Sehenswürdigkeiten besichtigen kann. In erster Linie den Dom von Innsbruck - eine Jakobskirche.
Bei der Information hat man mir auch nicht viele Chancen für ein günstiges Quartier gemacht und mich an das etwas entlegene Kloster Wilten verwiesen. Zum Glück habe ich dort angerufen. Wegen Umbau gibt es derzeit keine Nächtigungsmöglichkeiten. Dafür hat man mir das Bildungszentrum der Barmherzigen Schwestern empfohlen (im Führer mit "über dem Pilgerniveau" beschrieben). Ein Anruf genügte und ich hatte ein Zimmer und ich bin ca. 3 Km durch die Stadt marschiert. Beim Einchecken wusste ich auch, was der Kommentar im Führer bedeutete: Das Zimmer kostet 30,- Euro, aber nur weil ich ein ausgewiesener Pilger bin, sonst wären 48,- fällig. Das ist der Innsbruck-Tarif meinte man.
Aber das Zimmer ist dafür wirklich herzeigbar, groß, modern und hell. Es könnte in jedem guten Hotel sein.
Nach einer Ruhepause, sprich Siesta, bin ich dann mit normaler Kleidung, und natürlich geduscht, in die Innenstadt "gepilgert". Das übliche Programm habe ich absolviert und Fotos gemacht, dann wurde mir der Trubel eigentlich zuviel. Es drängen sich Menschenmassen durch die engen Gassen und der Kommerzkitsch ist arg.
Ich musste mir noch um ein neues Brustumhängtascherl für Pass und Reisekasse schauen, weil das neue Tascherl von der Firma Tatonka hat in den letzten Tagen den Geist aufgegeben. Schon nach 10-11 Tagen in Gebrauch sind die verschweißten Nähte aufgegangen und zum Glück ist noch nichts herausgefallen !!!!
Ich habe gestern der Firma in Deutschland ein Mail geschrieben, wo ich den Mangel reklamiert habe und auch erwähnt, dass ich es im Sporthaus vom Kastner&Öhler in Graz erworben habe. Ich habe um Rückerstattung des Kaufpreises gebeten, weil ich mir heute in Innsbruck ein neues und besseres Brusttascherl kaufen muss.
Die Antwort kam prompt und mit abschlägigem Inhalt. Ich soll das Produkt, dort wo ich es gekauft habe, vorweisen und dann wird man die Reklamation prüfen. Sie selbst sind nur die Vertreiber, aber ihr Name steht groß am Tascherl.
Entsprechend habe ich ihnen heute eine Antwort geschreiben, was ich von so einer Vorgangsweise halte (im höflichsten Ton). Ich meinte, ob sie wirklich annehmen, dass ich das kaputte und für mich unbrauchbare Produkt noch 2.500 Km im Rucksack quer durch Europa schleppen werden, um dann mit dem Produkt extra nach Graz zu fahren, um dann vielleicht eine positive Reklamationsbearbeiteung zu bekommen.
Ich habe in dem Mail auch von meinem Online-Tagebuch geschrieben, wo ich alle schönen und positiven Ereignisse, wie auch die widrigen Umstände festhalte. Somit lesen viele Menschen die Art, wie Tatonka mit Kunden umgeht.
Und somit bin ich auch schon bei den schönen Seiten des heutigen Tages. Es war ein wunderschöner Tag, sehr warm und vor allem TROCKEN! Da machte das Weggehen richtig Spaß und auch das Fotografieren. Es gabe sehr viele Motive am Wegesrand.
Zuerst ging es einen Besinnungsweg zum Wallfahrtskirchlein Maria Laach und dann weiter nach St. Martin und St. Michael. Kleinode am Rand meines Weges. Eine große Strecke des Weges ging es meist auf guten Waldwegen. Nur einmal bekam ich einen ordentlichen Schreck. Mitten im Gehen auf einem guten Weg, bin ich auf einmal mit dem linken Fuß umgekippt. Es hat natürlich wehgetan, aber sonst ist nichts passiert. Nach ein paar hundert Metern war nichts mehr zu spüren. Das hätte mir noch gefehlt, dass ich mir den Fuß verstauche oder die Bänder reiße.
Mitten im Wald traf ich dann eine Schulklasse der Hauptschule Absams, die am Wegrand Picknick hielt. Und wie immer, wenn nette Menschen am Wegrand sind, kamen wir ins Reden und von was natürlich? Von meinem Jakobsweg. Der Lehrer machte daraus gleich eine kleine Geografiestunde und eine nette Lehrerin bot mir gleich ein Bett/Zimmer in ihrem Haus an, wie sie gehört hatte, dass die Jugendherbergen voll belegt sind. Es war nur sehr weit im Vorort von Innsbruck und morgen, bei meiner langen Etappe (ca. 32-35 Km) müsste ich noch mehr Km machen.
Ich nahm das Angebot fürs Erste auch dankend an und wollte aber doch schauen, ob ich im Zentrum von Innsbruck nicht doch was finde. Auf jeden Fall war ich beruhigt, eine Schlafmöglichkeit gibt es. Wie ich dann wohnversorgt war, konnte ich mich telefonisch bedanken und absagen. Wegen einer Konferenz, wäre die Lehrerin auch erst gehen 21h nach Hause gekommen und nur ihre Kinder wären zu Hause gewesen. Auch der Mann war auf Reisen. So wie es jetzt ist, ist es mir lieber.
Somit ist auch heute wieder ein Bericht entstanden. Leichter ging es heute, weil ich auf einem richtigen PC arbeiten konnte. So brauche ich dafür nur ein 1/3 der Zeit.
Ich schicke liebe Grüße nach Hause und überall dorthin, wo Interessierte meinen Bericht lesen.
Bis zum nächsten Mal.
Pilger Walter
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