Donnerstag, 23. Juni 2011

Der Segen von oben!

Liebe Jakobswegbegleiter!

Nun stehe ich fast an der Grenze zur Schweiz und ich habe Österreich durchquert. In den 20 Gehtagen bin ich 570 Km gegangen. Das sind nur die reinen JW-Gehwege inkl. bis zum Quartier. Wenn ich dann nochmals weg bin, um z.B. Essen zu gehen, dann habe ich das nicht vermerkt. Ich habe somit ca. ein 1/5 des Weges hinter mir.
In diesen 20 Tagen habe ich soviel erlebt und bin voller Dankbarkeit, dass ich das erreichen durfte und das praktisch ohne Probleme. Mein Dank geht zuerst nach oben (siehe auch den heutigen Tagesbericht) und dann geht der Dank an Euch alle, die Ihr meine Berichte treu verfolgt und mit Kommentaren würzt. Die Kommentare sind für mich eine Quelle der Freude und Stärkung.
Den österreichischen Teil geschafft zu haben, ist, wie schon die Km beweisen, ein großer Schritt gewesen. Viele machen überhaupt nur diesen Teil. Ich kann mich noch gut an den 1. Schritt von der Jakobikirche weg, erinnern und jetzt bin ich in Feldkirch. Ich bin stolz auf mich und demütig, vor dem noch Kommenden.

Nun geht es ins Ausland. War es jetzt vergleichsweise einfach sich durchzufragen, kommt nun bald die Komponente "fremde Sprache" dazu und das macht es nicht leichter. Zwar war es seit dem oberen Inntal und auch hier in Vorarlberg nicht immer leicht, die Leute zu verstehen. Wenn sich die Menschen z.B. in einem GH unterhielten, dann verstand ich oft nur Bahnhof und dort wollte ich nicht hin.
Die Schweiz wird im dreifachen Sinn herausfordernd werden. Später die Sprache, dann das Finanzielle (ich hab in Österreich fest gespart, damit die Reisekasse durchhält) und dann kommt noch die kräftemäßige Belastung dazu.
Damit ich rasch durch die Schweiz gelange, ist mein geplanter Tagesschnitt etwas höher. Und dann braucht man sich nur die Topographie der Schweiz anschauen, dann weiß man, dass einige Höhenschmankerl (bis 1000 Hm am Stück) auf mich warten. Schon der morgige Tag hat es in sich. 32 Km geht es über Appenzell und gleich nach der Grenze in Oberriet geht es 600 m nach oben. Das ist vergleichsweise soviel wie auf der Arlbergetappe.
Aber das wird auch zu schaffen sein.

Nun noch der neueste Bericht.
Am Abend gestern, kam ein sehr starker Sturm auf und bald begann es sich einzuregnen, die halbe Nacht lang. Aber heute am Morgen war es trocken und fast ein wenig schön. Das war eine Freude für einen wasserscheuen Pilger.
Beim Frühstück plagte der Vermieterin das schlechte Gewissen. Anscheinend hat sie vom Jakobus einen Rüffel bekommen. Sie fragte mich, als ich bezahlte, was ich den sonst für die Nächtigung bezahle und meinte, ob sie denn zu teuer wäre. Ich sagte wahrheitsgemäß, zwischen 19,- und 30,- Euro und es waren schöne Zimmer. Die 30 Euro wären in Innsbruck gewesen. Darauf gab sie mir 2,- wieder zurück und meinte, das passt dann schon. Ich sagte herzlichen Dank und war zufrieden ob dieser netten Wendung. Und wenn ich jetzt hier in der vorbestellten Jugenherberge sitze, dann würde ich solches auch hier mir wünschen, aber davon später.

Zwei bis drei Km bin ich dann gegangen und an den Hängen vor mir war schon recht deutlich zu sehen, dass es dort regnet. Ich aktivierte den heissen Draht nach oben und ließ die Verbindung nie abreissen. Ständig schickte ich Stoßgebete nach oben zum Himmelvater und zum Hl. Jakobus, sie sollen es vor mir, neben mir oder hinter mir regnen lassen, aber mich sollen sie bitte im Trockenen gehen lassen. Und wenn ich in Feldkirch bin, kann es auch dort regnen. Nur auf meinem Weg brauche ich die Nässe nicht. Es funktionierte! Vielleicht bin ihnen mit meinen Gebete-Spams schon auf die Nerven gegangen und sie haben mich verschont. Denn genau dann, wie ich in Feldkirch ins empfohlene Bahnhofsrestaurant zum Mittagessen gegangen bin, hat es hinter mir zu schütten begonnen. Das war knapp, Glück oder einfach Schutz von oben - Danke ihr Himmelskräfte.
Im Bahnhofsresti viel mir gleich das Juni-Angebot ins Auge. Ein Grillteller mit Getränk (in meinem Fall natürlich ein Krügerl Bier) um wohlfeile 9,- Euro. Das hat mir dann geschmeckt.
Nach eine halben Stunde hat der Regen fast aufgehört und ich bin rasch weiter, um in die Jugenherberge zu kommen, wo ich mir ein Zimmer reserviert habe. Rund um Feldkirch ist es nämlich nicht billig ein Zimmer zu bekommen. Auf dem Weg musste ich mich nochmals unterstellen, aber dann ging ich im leichten Regen ohne extra Schutz weiter. Nachdem ich in Quartier war, regnete es bis zum Abend stark.
Und dann erblicke ich die Jugendherberge. Zuerst fühle ich mich um 500 Jahre zurückgesetzt. Das Gebäude würde in jedem Mittelalterfilm gute Figur machen - siehe Foto. Ein Haus, wie in der alten Zeit, und innen als JH adaptiert. Toll.
Nur nicht toll war das Finanzielle. Da musste ich an die alten Raubrittermethoden denken.
Das Zimmer, ein winziges mit 7-8 m2, beinhaltet zwei schmale Stockbetten, zwei Mini-Spinde, einen Sessel und ein kleines Waschbecken. Wie da vier Personen mit Gepäck (z.B. Pilger) hausen sollen, ist mir ein Rätsel. Und es kostet mir, obwohl ich extra vorher um 20,- JH-Mitglied geworden bin, sage und schreibe 25,- Euro ohne Frühstück, welches ich nicht gebucht habe, weil ich es erst um 8h bekommen hätte. Das alles, mit Dusche, WC am Gang und das Bett musste ich mir auch selbst beziehen. Für ein Handtuch waren noch einmal 0,50 fällig. Waschmaschine, Trockner, Internet um weitere je 2,-
Da habe ich sonst viel billiger und besser logiert. So kann man das JH-Wesen vergessen.

Über meinen heutigen Weg ist nicht soviel zu berichten. Ich war immer fest bestrebt, Kilometer zu machen um bei Regen am Ziel zu sein, was sich dann auch genau ausgegangen ist. Trotzdem habe ich am Weg einen Frohnleichnams-Gottesdienst besucht (ein wenig zu spät gekommen) und bin dann auch ein paar Meter mit der Prozession mitgegangen. Soviel Zeit muss sein und der Herrgott und der Jakobus werden es mir sicher mit trockenen Wetter danken. So war es dann auch.
Interessant zu beobachten war, dass in der vollen Kirche niemand in Tracht gekleidet war, außer der Bürgermusik. Wenn ich da an die vorigen Sonntage denke, ein krasser Gegensatz.
Es liegt vielleicht daran, dass die Region von Bluzenz bis hier her in Feldkirch, sehr industrialisiert ist. Man geht fast ständig an Gewerbebetrieben und Firmen vorbei. Auch viele Fabriksruinen aus ehemaliger Textilhochburgszeiten sind dabei.

Noch etwas ist mir hier in Vorarlberg besonders aufgefallen. Als Pilger ist man sehr auf Trinkwasser angewiesen und fast bei jeder Gelegenheit habe ich bei den Brunnen am Wegesrand meine Trinkflasche mit köstlichem Wasser aufgefüllt.
In Tirol war die Brunnengestaltung eine Augenweide und viele habe ich auch als Fotomotiv geschätzt. Die Brunnen sind wie die Wegkreuze und Bildstöcke, Teil der frommen Volkskultur und meist auch mit einem Heiligen gekrönt. In einem Tiroler Ort habe ich auf 500 m gleich fünf dieser schönen Brunnen angetroffen.
Hier in Vorarlberg ist das anders, auch schon im noch ländlichen Klostertal. Hier gibt es auch immer wieder Brunnen (Gott sei Dank, sagt der durstige Pilger), aber die Brunnen sind keine Kunstwerke mehr, nur nüchterne graue Betonzweckbrunnen. Welche ein kultureller Unterschied auf so wenig Kilometern.

So nun sind meine Füße erholt und jetzt brauchen meine zwei Schreibedaumen Erholung.
Ich grüße Euch,
Euer Pilger Walter

PS: eigentlich wollte ich ab dem Ausland, wegen der teuren Roaminggebühren, meine Berichte nur sporadisch schicken. Nur wenn ich Gratis-WLAN zur Verfügung hätte. Aber auf Grund der hohen Nachfrage nach meinen Berichten, werde ich doch mehr oder minder regelmäßig schreiben. Die reinen Texte verbrauchen nicht viel Datentransfer und diese Kosten investiere ich. Ich werde aber keine Fotos mehr hochladen.

3 Kommentare:

  1. Lieber Pilger Walter!
    Also das geht nicht, auf Deine Berichte können wir längst nicht mehr verzichten! Bitte weiter so!!
    Im Gegenzug kannst Du gerne wieder Stoßgebete losschicken und dafür sorgen, dass es nicht bei Dir regnet, sondern anderswo. Heute hat es geklappt... ich war nach der Fronleichnamsmesse in Wien und NÖ und es hat teilweise mehr als nur geschüttet! Du kannst ja zwischendurch probieren, den Regen nach Norden zu schicken?
    Wünsch Dir weiterhin viel Spaß beim Pilgern und freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht!
    LG
    Sonja

    AntwortenLöschen
  2. Lieber Walter! Gleich vorweg - unsere ganz herzliche Gratulation zu deiner bisherigen, tollen Leistung, Österreich zu durchwandern. Du kannst wirklich stolz auf dich sein!
    Eine weitere Freude hat heute deine Ankündigung gemacht, dass du auch im Ausland deine Berichte weiterschreiben wirst. Wir sind sicher, dass dies nicht nur uns sondern viele von deinen mittlerweile immer mehr werdenden Fans und Wegbegleiter im Geiste sehr freuen wird. Danke!
    Eine Anmerkung in deinem heutigen Bericht hat uns bereits in St. Jakob, als du mit Kathrin telefoniert hast, zum Schmunzeln angeregt - wie hat es wohl ausgesehen, als bei der Frohnleichnahmsprozession mitten unter den Mädchen in ihren weissen Erstkommunionskleidern unser Pilger Walter mit seinem Begleiter "HoRuck-SackDu" mitgegangen ist?? Muss ein tolles Bild abgegeben haben, hoffentlich hast du es auch fotografisch festgehalten (die ZIB ist leider zu spät dazugekommen...)
    Lieber Walter, wir wünschen dir für deinen weiteren Weg im Ausland einen guten Schritt, gsund bleiben, dass du viele nette Leute triffst und viele tolle Eindrücke gewinnen wirst. Unser Herrgott und unser Hl. Jakobus mögen dich auch weiterhin begleiten und beschützen. Wir freuen uns jedenfalls auf die weiteren Kontakte!
    Ganz herzliche Grüsse aus der Heimat Ingrid und Werner
    PS: die nächsten 3 Tage sind wir leider nicht online, daher gibt`s auch keine Berichte für uns zu lesen.

    AntwortenLöschen
  3. Lieber Pilger Walter! Gratulieren zu deiner Leistung!!!!Österreich in 22 Tagen zu durchgehen.
    Es ist schön zu sehen, dass es noch Leute gibt, die die Langsamkeit beim Maschieren schätzen. Heute muß ja alles nur schnell gehen.Wünschen dir für die nächsten paar Km, ca.2000, nette Leute kennenzulernen sowie trockenes Wetter und schönere, aber trotzdem kostengünstige, Unterkünfte. Bilder sind zwar schön müssen aber nicht sein. Durch deine tollen Berichte kann man sich deine Erlebnisse auch so gut vorstellen. Erholsamen Schlaf wünschen Alexandra u. Werner aus Oberaich.

    AntwortenLöschen