Mir geht es gut und ich bin planmäßig unterwegs. Das Gehen geht ganz gut. Am Vormittag bin ich immer recht agil unterwegs. Wenn dann 20 bis 25 Km geschafft sind, wird es doch immer schwerer zu gehen. Aber da kommt es auf die Strecke, den Weg und die Landschaft an. Die heutigen 33 Km (länger als geplant) waren leichter zu bewältigen als der gestrige Tag mit 28 Km. Ich habe auch heute mehrere Kleinpausen eingelegt und meine Füße massiert. Seit Jahren plagt mich beim längeren Gehen am linken "Ringzehen" eine Art Krampf, als ob sich die Sehne zusammenzieht. Das ist dann sehr schmerzhaft. Und wenn ich den Zehen strecke und massiere kann ich wieder einige Km schmerzfrei gehen.
Über den gestrigen Tag gibt nichts großartiges zu berichten, außer dass ich die Etappe geschafft habe. Am Morgen gab es noch leichten Regen. Anscheinend haben noch nicht alle von Euch die Daumen für ein trockenes Gehen gedrückt gehalten.
Entgegen den Aussagen der Zimmerwirtin habe ich doch einen Weg abseits der Bundesstraße gefunden. Eine steile Forststraße ging es zur Fellersbachbahn und von dort einen leider sumpfigen Weg zum Dientner-Sattel (1342 m, also 500 Hm). Dann ging es wieder die Straße weiter. Dafür hörte es zum Regnen auf und es wurde sogar einigermaßen schön. In Dienten ging es runter und rauf, bis zum Filzensattel (1290 m, also wieder 300 Hm). In Hintertal hielt ich eine kurze Mittagpause mit einem guten Beuscherl. In Ramseiden bei Saalfelden fand ich ein schönes Zimmer (22,-), welches ich mir im Internet schon gesucht habe. Nachdem es dort keine Infrastruktur gab, habe ich mir die Abendjause von Maria Alm mitgenommen.
Der heutige Tag (Fr. 10.6.) hielt einige schöne Überraschungen bereit.
Es war ein guter Gehtag - vom Wetter her und von der Strecke.
In Leongang maschierte ich am Radweg dahin, zwischen vielen Menschen aus aller Welt, Bikes und Zelten, weil dort der Mountainbike Weltcup stattfindet. Auf einmal höre ich jemanden "Walter" rufen. Ich blicke herum und vor mir stehen winkend Richard und Alexander Stock mit Felix und Benjamin. Mir blieb fast die Sprache weg (aber nur fast). Die Vier machen Urlaub in Lofer und sind auf gut Glück extra hierher gekommen um mich kurz anzufeuern und wir haben uns gefunden. Das war eine große Freude und gab Kraft für den restlichen Tag. Danke ihr Lieben!
Das nächste tolle Erlebnis hatte ich bei Hochfilzen. Ich kehrte für eine kleine Mittagsjause bei der Seealm-Hütte beim Grießer Moor zu. Ein gutes Speckbrot und ein gutes Trummer Bier waren gut für die Stimmung. Ich war der einzige Gast und wir plauderten über mein Vorhaben. Beim Zahlen meinte die Hüttenwirtin: "Das geht aufs Haus". Ich war ganz überrascht und erfreut. Ich bedankte mich mit einer Jakobikirche-Ansichtskarte, die ich gestempelt und mit einem "Vergelts Gott" unterschrieben habe. So etwas erlebt man als Pilger und das sind neben den Schönheiten der Natur die Besonderheiten auf der Reise.
In Fieberbrunn sitze ich dann in einem Cafe um das Quartierprospekt durchzusuchen, da kommt ein Gast und stellt mir ein Stamperl Schnaps hin, weil ich Pilger bin.
Ist das nicht nett? So habe ich wieder 2 Personen mehr im Rucksack, die ich für ein Dankgebet nach Santiago mitnehme.
In den letzten 9 Tagen habe ich schon zwei Erfahrungen gemacht, die für zukünfte Pilger hilfreich sein könen:
1) Frage nie Einheimische um einen Wanderweg, du wirst weit und irr gehen. Heute zum Beispiel, erklärt mir eine Frau sehr wortreich wie ich gehen soll - fast mit Aufzählung aller Häuser und deren Bewohner. Auf kurz gesagt, ich soll den nächsten Weg rechts nehmen. Sie hat nur eine Abzweigung vergessen und meinte die 2. Straße, die auch entsprechend markiert war. Das frühere Abzweigen brachte mir einen Irrweg auf den Berg rauf und einen zusätzlichen Geh-Km.
2) Wenn es dir auf langen Straßen- und Gehwegen einsam wird und du sehnst dich danach, wieder einmal ein menschliches Wesen zu sehen, dann stelle dich an den Wegrand und beginn zu pinkeln. Unter Garantie kommt dann wer oder fährt dann ein Auto. Das funktioniert bestens und sogar auf einsamen Forststraßen.
Das wars für heute und ich bedanke mich bei allen, die mich mit Kommentaren aufbauen.
Pilger Walter
Als Foto ein Selbstportrait (richtig mit ganz kurzen Haaren - praktisch!)
Lieber Walter,
AntwortenLöschenvorerst freut es uns sehr, dass es Dir gut geht und Du schon viele positive Erfahrungen machen konntest!!! Diese wünschen wir Dir auch auf Deinem weiteren - noch sehr langen - Weg. Wenn wir daran gedacht hätten, nie Einheimische nach dem Weg zu fragen, wäre Dir diese Erfahrung erspart geblieben... Aber dass Alexandra, Richard und die Buben Dich "erwischt" haben freut uns und wird auch sie sehr gefreut haben! Unsere Wetterdaumen sind immer noch voll gedrückt. Einen schönen Erholungstag und ganz liebe Grüsse und viel Kraft Ingrid und Werner