diese Berichte sind zu verschiedenen Zeiten geschrieben worden und dann wenn das Geschriebene sich ereignet hat. Sonst würden diese Zeilen nicht hier stehen, weil es die Gemütslage nicht zugelassen hätte.
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Essen in 5-Stern-Hotel und das gratis!
Nein, liebe Freunde, ich wurde nicht vom Bürgermeister eingeladen oder habe einen 100er auf der Straße gefunden. Auch meine Pilgerkasse blieb unangetastet. Ich habe mich offiziell als Pilger dort verköstigen lassen und das steht mir zu.
Der Platz vor der Kathetrale wird auf einer Seite natürlich von der tollen Westfassade des Kirchenbaues beherrscht. Auch sehr markant ist gegenüber das Rathaus und auf der Nordseite des Platzes steht das ehemalige Pilgerhospitz und nunmehrige Luxushotel Hostal de los Reyes Catolicos. Hier steigt man als Santiagobesucher ab. Einen besseren Ort gibt es in SdC nicht. Die läppischen 260€ pro Nacht, die gönnt man sich. Der Garagenabstellplatz kostet 18€, fast soviel wie mein Zimmerchen, dafür steht dem Auto auch mehr Platz zur Verfügung.
In diesem Hotel dürfen zu jedem Essenstermin (9h, 12h und 19h) bis zu 10 Pilger kostenlos essen und das innerhalb von 3 Tagen ab Urkundenausstellung sogar 3 Mal. Das ist ein alter Brauch und ich wollte mir dieses Procedere einmal antun, damit ich darüber schreiben kann, denn es ist ein Teil des Pilgerweges.
Es ist nicht so, dass man mit der erlauchten Gesellschaft speisen darf und ein Luxusmenü bekommt, aber es ist ein vollständiges Menü, wie es auch die Bediensteten des Hotels zu essen bekommen.
Der Ablauf ist fast eine Demütigung. Man muss sich bei der Garageneinfahrt (!) einfinden und der Garagenwärter kontrolliert die Pilgerurkunden und man muss seine Daten in eine Liste eintragen. Dann wird man auf verschlungenen Wegen, auch durch den noblen Hotelbereich und die schönen Innenhöfe, in das Innerste des Bediensteten- und Küchentraktes geführt. Dort wartet ein Koch und man bekommt a la Selbstbedienungsrestaurant sein Essen auf Tabletts serviert und darf dann einen kleinen Bedienstetenraum aufsuchen und dort essen.
Unser Menü bestand aus einer Fisch-Gemüsepastete mit Sauce als Vorspeise, einer halben Tortilla und Salat als Hauptspeise und einer guten Vanilliencreme als Nachspeise. Dazu bekam man natürlich Brot und für die 10 Personen, soviel haben sich zufällig gemeldet, gab es 4 Flaschen Wein und Wasser. Das Essen war gut und reichlich, aber einmal reicht es, dass erlebt zu haben. Für meine zwei weiteren Essensmöglichkeiten soll ein anderer Pilger die Chance auf dieses "Erlebnis" haben. Übrigens waren in unserer Gruppe außer mir, 6 Spanier, ein Engländer, eine Schwedin und ein Japaner.
Das war mein Erlebnis als Pilger vom Gratisessen im 5-Sterne-Luxushotel.
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Freude und Trauer sind eins!
Wie groß war in den letzten Tagen noch meine Freude und wie tief ist nun meine Trauer. Mein Freund Egon ist gestern am Sonntag verstorben. Wie habe ich gehofft, dass er seine Krankheit mit seiner unglaublichen Lebenskraft besiegen kann und wie es ihm nun doch schlechter ging, habe ich mir gewunschen ihm noch einmal die Hand drücken zu können. Das geht nun leider nicht mehr, aber mir bleibt die Umarmung in Erinnerung, wie ich meinen kurzen Heimurlaub im August gemacht habe. Nun muss es Bestimmung gewesen sein, dass ich zur Geburtstagsfeier meiner Schwiegermutter extra nach Hause gefahren bin. So war es auch ein Abschiednehmen, auch wenn es mir damals noch nicht bewusst war und ich noch gehofft habe, es wird vielleicht doch noch gut.
Wie nahe liegen doch Freude und Trauer, Glück und Leid und Tod und Leben beeinander. Nun habe ich während meines Weges zwei liebe Menschen, einen tollen Kollegen und einen Freund verloren. Und zugleich war aber da auch die große Freude, als meine Freunde Eltern eines Jakobs wurden.
Das sind Gefühlswelten wie Tag und Nacht oder wie Berg und Tal. Der heutige Tag war dann für mich sehr schwierig zu bestehen. Ganz alleine mit meiner Trauer und viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Niemand mit dem man reden kann. Ich war zwar dann lange in einer ruhigen Ecke der Kirche und bin etwas zu mir gekommen, aber dieser Verlust blieb den ganzen Tag in mir und beschäftigte mich. Ziellos streunte ich durch die Gassen und blickte in die Auslagen, ohne aber wirklich wahrzunehmen was da ausgestellt wird - viel Ramsch auf jeden Fall.
Ich tat dann das, was mir auf dem Weg immer gegen die Einsamkeit geholfen hat, ich schreibe und somit geht es mir mit meiner Trauer über den Verlust eines Freundes, etwas besser.
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Das Treiben in Santiago
In der Hauptsaison wird Santiago von den Pilgern, aber noch mehr von den Touristen gestürmt. Es ist unvorstellbar, was sich da tut. Bis Sonntag war anscheinend noch die Hauptsaison und seit Montag ist der Pilgerzustrom merkbar geringer geworden. Man sieht es besonders am Platz vor der Kathetrale. Die jungen Menschen strömen nun den Unis zu, aber die Bustouristen sind weiterhin an allen Ecken präsent, zig Stadtführungen wälzen sich durch die Altstadt.
Wie schon erwähnt, beginnen überall die Einschreibungen und Vorlesungen an den Unis und das macht Santiago wieder zum Mittelpunkt. Die Stadt beherbergt eine der größten Unis Spaniens. Am Montag dürfte hier der Uni-Betrieb angefangen haben. Jetzt wälzen sich, morgens und zu Vorlesungswechsel, Herden von Studenten, die von einem Uni-Standort zum anderen hetzen, durch die engen Gassen und den vielen Plätzen. Fast täglich gibt es in SdC große Protestkundgebungen von Professoren gegen irgendwelche schlechte Bedingungen. Das hat man schon seit Wochen immer in den Nachrichten gesehen und heute am Dienstag bin ich zufällig zu einer solchen Demo gestoßen.
Dabei wollte ich auch protestieren, gegen schlechte Bedingungen am JW.
Was tut sich sonst in den Straßen der Altstadt?
Hier reiht sich Ess- und Trinklokal an Souvenierläden und umgekehrt. Wenn man das kulinarische Angebot in der berühmten Straße Rua do Franco noch nie gesehen hat, dann ist das unvorstellbar und beindruckend. Jedes Lokal wirbt in den Fenstern mit lebenden Meerestieren oder riesigen Rinderkoteletts usw. und durch die enge Gasse drängen sich die schaulustigen oder hungrigen Menschen. Wer hier verhungert, ist zu bequem zum Essen oder hat wirklich kein Geld. Dabei gibt es für jede Geldtasche ein passendes Angebot. Ein vollständiges Menü inkl. Wein gibt es ab 7€. Heute z.B. habe ich 200m von der Kathetrale entfernt und abseits des Touristenrummels, ein Menü um 7,50€ bekommen. Da konnte ich zwischen 10 Primeros, Seguntos und Postres wählen. Mein Menü bestand aus einer Meerespaella, einer großen Portion Seehecht auf galicische Art und einer Schokomoussetorte. Dazu gab es Brot und ich habe ein Bier statt Wein genommen. Es war vorzüglich und frisch zubereitet.
Aber man kann in der berühmten Essstraße auch andere Menüs verspeisen und dafür 60€ hinlegen.
Eine wohltuende Abwechslung zum Touristenrummel und Konsumwahn, war noch der Besuch in einer Bank-Galerie und dort konnte ich an die 50 Tuschzeichnungen von Pablo Picasso bewundern. Fast alle aus den Jahren 1933/34.
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Der letzte Tag
Ist nun mein JW wirklich zu Ende? Sind die 119 Tage fern der Heimat jetzt vorbei?
Ja, und ich freue mich. Ohne Wehmut kehre ich nun SdC den Rücken. Was getan und gesehen werden musste, ist getan und ich habe mit Gottes Segen viel erlebt und das mit bester Gesundheit. Dafür bin ich sehr dankbar.
Am Morgen ist der Himmel und SdC traurig, weil ich abreise. Es regnete in Stömen und im Laufe des VM besserte es sich, dass ich vermutlich zu Fuß den Airportbus aufsuchen kann. Um 8h habe ich mich bei einem deutschen Gottesdienst für alles bedanken können und ich habe mich vom Hl. Jakobus von hier verabschiedet. Aber ich weiß ihn immer bei mir und in St. Jakob in Leoben ist er in voller Gestalt immer präsent.
Für alle, die die Jakobikirche in Leoben noch nie gesehen haben, ein Besuch lohnt sich dort. Und dort könnt Ihr den Hl. Jakobus in einer ungewöhnlichen Sitzposition hoch trohnend über dem Altar, umrahmt von einem mächtigen Barockrahmen sehen. Dieser Jakobus hat mich auf den JW gebracht.
Nun ist alles gesagt und getan. Jetzt werde ich zum Flughafen fahren und in ein paar Stunden kann ich meine Frau wieder in die Arme nehmen. Dann geht das Leben fern des JW weiter. Aber der Weg wird mich in der Nachbereitung sicher noch stark beschäftigen und viel zum Erzählen wird sein. Ich weiß jetzt schon von vielen "Begleitern", dass sie sich freuen mich wieder zu sehen und mir bei den Erzählungen zuhöhren wollen. Nur was soll ich erzählen und wo soll ich beginnen, wenn ich fast 4 Monate unterwegs war und was ich nicht schon in meinen Berichten erwähnt habe? Ich werde einfach fragen: Und was willst du hören? Dann wird mir sicher die eine oder andere Geschichte einfallen :-)
Wenn Ihr mehr vom JW erfahren wollt, dann macht Euch einfach auf den Weg und geht 2800Km westwärts und immer mit dem Gedanken an Gott und den Hl. Jakobus und Ihr erlebt Unvergessliches!
Somit endet ein Traum und es beginnt die Erinnerung daran.
Ich verabschiede mich von Euch und vom JW. Ich danke für Eure Lesetreue und für Eure Begleitung und die Kommentare und Wünsche. Zu Hause werde ich sicher noch 1-2 Berichte nachbringen.
Euer Pilger Walter live von meinem Jakobsweg!