Samstag, 3. September 2011

Es geht, wenn man geht

Hallo liebe Freunde,
mit diesem Spruch und meinem eigenen Pilgerlied "Geh nur geh, müder Pilger, geh nur geh, ..." habe ich mich heute wieder auf Vordermann gebracht. Es gibt kein Müdesein, vielleicht bin ich nicht mehr so frisch wie am Beginn, aber nun heißt es durchkämpfen und so bin ich es heute wieder angegangen. Und ich bin wieder (fast) so stark drauf, dass die geplanten 24Km nur 21 geworden sind. Da hat der Pilger Walter Flügerl bekommen und die sollen besonders praktisch sein, bei schmerzenden Beinen.
Das Gehen war heute wieder leichter und der Knieschmerz zuerst nicht merkbar, aber dann bei einem falschen Schritt doch einige Zeit spürbar.
Bei der ersten Apotheke in Burgos habe ich mir eine stabile Kniestütze gekauft, nur ob die etwas hilft, werden wir morgen sehen. Der Rat mit einer Pause wird auch nichts bringen, denn auch am letzten Ruhetag, vor 4 Tagen, blieb der Schmerz gleich stark.
Aber es wird schon gehen, sonst kann ich immer noch meinen Freund Jakobus bitten, dass er mich ein wenig trägt. Er hilft mir sonst auch immer, wenn ich ihn brauche, so wie bei der Zimmersuche - Danke lieber Jakobus.

Die vergangene Nacht in der Herberge in Ages, mit den oben offenen Wänden, sonst käme in diese Kemenate gar keine Luft hinein (kein Fenster!), war trotzdem sehr angenehm. Es gab keine Geräusche die einen Pilgerschlaf beeinträchtigt haben. Doch halt, irgendwann des Nächtens hörte ich von draussen, dass es stark regnete. Da bin ich sogar dankbar dafür, denn ich bete täglich, wenn das Wetter wechselhaft wird, zu den Himmelsmächten, dass es am JW erst in der Nacht regnen möge, damit alle Pilger trocken zu ihrem Quartier kommen können - und so war es dann auch.
Am Morgen und am Vormittag war es dann tief grau und leichter Nieselregen beeinträchtigte das Gehen kaum. Es hieß halt ein paar Km mit Regenjacke gehen, dann wieder ohne usw.
So war heute ein kühler Gehtag, was auch recht angenehm war. Zu Mittag hatte es in Burgos nur 16°.

Eigenartig ist, dass kaum Gäste/Pilger am Morgen frühstücken. Von den etwa 10 Gästen der gestrigen Herberge, war ich der einzige, der frühstückte. Dabei sind es nicht nur Spanier, die ohne morgentliche Stärkung in die Finsternis losstürmen.

Durch den Regen ist das eingetreten, was ich schon befürchtet habe. Der zentimeterdicke Staub am Weg, wurde nun zum Schlamm und die steinigen Wege wurden sehr glitschig.
Nach dem Ort Atapuerca, der bekannt ist, als Ort der ersten Europäer und man könnte Ausflüge zu den Höhlen machen, ging es steil, steinig und felsig nach oben. Das war durch die glitschigen Steine ein sehr gefährliches Gehen.
Diese Anhöhe hinauf begleitet mich linker Hand ein mehrzeiliger Stacheldrahtverhau. Sind hier die Schafe oder Rinder so ausbruchswütig oder werden hier tierische Schwerverbrecher gefangen gehalten? Gibt es hier vielleicht völkerrechtliche Verfeindungen, dass die Gebietsgrenzen so massiv abgeblockt werden? Nein, es ist ein militärisches Sperrgebiet, wie eine Tafel später verkündet.
Auf dem flachen Plateau dieses Berges (1.081m) haben Pilger aus Steinen eine 20-30m große Spirale bzw. einen Irrgarten ausgelegt. Diesen Irrgarten habe ich aber nicht beschritten, denn ich habe auf meinem JW genügend Irrwege gehen müssen, jetzt ist eine effiziente Wegführung gewünscht.
Gleich darauf flüchten zwei Hirschkühe vor mir und springen mit einem großen Satz elegant über den massiven Stacheldrahtverhau. Dort scheint es ihnen sicherer zu sein. Schießen die spanischen Militärs so schlecht?
Der steile und steinige Abstieg von dieser Anhöhe war durch die glatten Steine sehr schwierig. Zum Glück konnte ich meine Stöcke zum Abstützen einsetzen. Und trotzdem bin ein paarmal stark gefährdet zu fallen. Zum Glück trainiere ich zu Hause oft mit der Balanceplatte und so kann ich mit wilden Verrenkungen, die einem Discotanz alle Ehre gemacht hätten, einen Sturz vermeiden.

Über die zweite Hälfte des heutigen Gehtages gibt es nicht viel zu berichten. Vor Burgos ist die Wegführung, durch die Errichtung des neuen Flughafens, recht unklar und auch die Führer sind sich nicht einig. Die alte Wegführung gibt es nicht mehr und eine halbwegs vernünftige Alternativroute wird bei der Weggabelung nicht angezeigt und diese Wegführung soll laut Führer nicht gut markiert sein. So entschließe ich mich, den offiziellen Weg zu gehen und komme damit leider auch nicht beim Kloster Miraflores vorbei. Der Weg führt zuerst auf Asphaltstraßen rund um den Flugplatz herum und man kommt bei Villafria in das Industriegebiet von Burgos. Von hier geht man 10Km auf geplasterten Gesteigen immer an der Straße entlang nach Burgos hinein. Erst im Inneren von Burgos wird das Gehen wieder attraktiver.
In Belorado habe ich mir schon einen Stadtplan und ein Hotelverzeichnis besorgt und die "attraktiven" Hotels markiert, die am Weg, nahe der Innenstadt und preisgünstig sind. Gleich bei meinem ersten Versuch klappt es auch mit dem Zimmer. Ich habe auch vorher ein Stoßgebet zum Jakobus geschickt. Mit 43€, nur für das Zimmer, ist es nicht billig, aber in der Lage gibt es sonst nichts. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Jetzt gönne ich mir noch einen Stadtrundgang und verzichte auf eine längere Ruhepause.
Euer Pilger Walter

2 Kommentare:

  1. Buenas noches, lieber Walter, ich war heute in einem Kloster in Chorin u. habe einen Film über das Zisterzienserkloster Waldsassen an der Grenze zu Böhmen gesehen u.bin erst spät nach Hause gekommen. Es ist wie immer an diesen besonderen Orten, auch wenn sie heute nicht mehr als Kloster fungieren haben sie eines besondere Ausstrahlung.So ging es mir in Eunate, wo wir sogar eine Hochzeit erleben durften u. an vielen anderen Orten, an denen christlicher Glaube u. Gebete seit Jahrhundertern eine tiefe Bedeutung haben.Es ist gut, dass Du auf Dein Befinden achtgibst u. beten werden wir alle für Dich u. Deinen Weg!Beim Pater Amseln Grün habe ich heute gefunden: Seit jeher hat das Gehen eine enge Beziehung zum Beten. Nicht nur, dass man beim Gehen gebetet hat, sondern dass das Gehen selbst eine Art und Weise des Betens war. Die Pilger gingen betend ihren Weg und gehend beteten sie. Der Sinn des Gehens beim Gebet ist, dem Verlangen nach Gott, der Sehnsucht nach Gott Ausdruck zu verleihen.
    Buen camino u. einen gesegneten Sonntag! Martina

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Pilger Walter! Wir haben am samstag sehr oft an dich gedacht. waren nämlich wandern. vor gehabt haben wir die fölzalm und weiter zur voisthalerhütte. gegangen sind wir dann aber auf den hochschwab. bei diesem steinigen weg mußten wir sehr oft an dich und deine füße denken. dabei haben wir uns für dich immer gewünscht, dass deine restlichen wege bis nach sdc immer gute wege sind, damit deine füße und vor allem dein knie geschont werden. da ich - alexandra - keine trainierte berggeherin und auch keine sportlerin bin habe ich bei der letzten gehstunde dein motto übernommen: geh alexandra geh. es geht, wenn man geht. nun wünschen wir dir, dass die kniebandage hilft und du möglichst schmerzfrei dein ziel erreichst. du bist einfach spitzenmäßig unterwegs. viele liebe grüße aus der steiermark alexandra und werner.

    AntwortenLöschen