In Villafranca gab es wie auf Bestellung ein mehrtägiges Fest - das Fest des Kreuzes. Wobei der Progammpunkt mit der Kreuzprozession schon vor Tagen war. Am Freitag kam es zu einem Rundgang und zum Tanz von mehr als 20 Riesenfiguren a la Samson in Murau, die historische Personen darstellen und die etwas kleinere Figuren, die Märchen- und Filmfiguren verkörpern. Die ganz großen Figuren wurden von jungen Männern getragen und getanzt und die kleineren von Kindern. Dieser Programmpunkt war besonders auf die Kinder ausgerichtet, für die es auch eine Reihe von Betätigungsfeldern gab.
Und wie bei jedem spanischen Fest gab es am Abend im Park ein Freiluftkonzert, bei dem die Menschen am Platz getanzt haben.
Am Samstag standen auch einige Veranstaltungen am Programm, die aber nicht mein Interesse weckten oder nicht in der Innenstadt stattfanden.
Nur um einen Programmpunkt tat es mir echt leid. Die angekündigte "Noche de Pop Rock" sollte ab 23h als Openair-Veranstaltung beim Casa de la Cultura stattfinden. Ich liebe Rockkonzerte, doch wo ist das Kulturhaus? Traurig, dass ich um "mein" Rockkonzert komme, beschließe ich dann doch schlafen zu gehen und will von der Welt nichts mehr hören. Die zwei Ohrstöpseln sollen mir dabei helfen.
Mitten in der Nacht, es war 1/2 2, werde ich munter. Geht gerade ein Gewitter mit Donner nieder? Nein, es ist mein Rockkonzert und es findet gleich eine Häuserreihe von meinem Hotel entfernt statt! Deshalb wurde auf dem Platz gestern so eifrig gearbeitet. Nun weiß ich auch wo das Kulturhaus ist (für nach mir Reisende gleich neben der Kirche Santa Maria und unterhalb des Parkes).
Welch ein Pech und Glück zu gleich. Ich verschlafe doch glatt den Beginn des Rockkonzertes, doch zum Glück (oder war es umgekehrt) kann ich dem restlichen Musikgenuss bequem und fußschonend in meinem Bett verfolgen. Diese Musik gibt was her und ich bin in meinem Element. In meiner Begeisterung vergesse ich doch tatsächlich die Ohrstöpseln herauszunehmen und verzichte somit auf 1 bis 2 Dezibel an Musikgenuss. Seelig lausche ich der gewaltigen Musikkulisse und mein Körper ist aufgeputscht von den Bässen.
Doch was ist das? Lärmende Stille! Die Weicheier hören doch glatt schon um 3:30 auf und dabei wurde dieses Spektakel doch als "Noche" angekündigt und die Nacht geht bei mir immer noch bis zum Hellwerden und das ist hier und zu der Jahreszeit nicht vor 1/2 8 Uhr morgens. Grollend wälze ich mich nun mit der angebrochenen Nacht in meinem Bett herum und versuche aus meinem Inneren die vollgedröhnte Musik wieder hervorzuholen, aber irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.
Das war sicher eines der Highlights meines JW oder so ähnlich!
Am gestrigen Ruhetag habe ich meine letzten 7 Gehtage geplant und das war nicht einfach, denn die Quartierfrage und die Etappenlänge passten oft nicht zusammen. Es gibt auf den letzten Km zwar reichlichst Herbergen, doch die ... (Ihr wisst schon). Unter Umständen muss ich oft einige Km weitergehen, damit ich zu meinem gewünschten Zimmer komme. Man wird ja sehen!
Heute habe ich z.B. meine Etappe um ca. 4,5Km verkürzt und habe in Las Herrerias genächtigt, weil in La Faba vermutlich keine Zimmer zu kriegen sind. Diese Km muss ich morgen aufholen und morgen steht zusätzlich der Cebreiropass am Programm.
Natürlich habe ich mich auch in Villafranca umgeschaut. Es gibt hier 6 Kirchen zu besichtigen (sofern ich alle gefunden habe). Über die romanische "Santiagokirche" habe ich schon berichtet, aber auch die Kirchen wie die San Fransisco und das Colegiata de Santa Maria sind sehr bemerkenswert. Die Kirche Santa Maria ist von ihrem mächtigen Baustil eine Wucht. Hier konnte ich am gestrigen Abend eine Messe mit Pilgersegen besuchen.
Heute morgen gab es gleich nach der Brücke über den Fluss Burbia eine Wegentscheidung. Entweder die etwas kürzere Strecke immer entlang der Straße oder die 1,5Km längere Bergetappe, die landschaftlich viel schöner sein soll und es auch ist. Vor einem Berg drückt sich der Pilger Walter nicht und ich verzichte auf die allgemein als nervig beschriebene Talstrecke.
Von der Weggabelung nach der Brücke ging es in Schweizer Manier sehr steil nach oben und erst nach einem Km etwas gemäßigter steil weiter (300Hm in kurzer Zeit). Die Aussicht zurück auf Villafranca ist sehr schön, nur die Sicht war durch das wolkige Wetter nicht besonders. Entlang des unteren Abschnittes des Aufstiegs wachsen viele wilde Edelkastanienbäume, deren Früchte teils schon reif werden.
Die Aussicht nach vor und auch seitlich auf die Berglandschaft ist grandios. Leider aber nicht die Aussicht auf die dunkle Regenwolken - Jakobus hilf bitte. Jakobus half auch. Gleich nach der Ankunft hat es zu regnen begonnen!
Tief im schmalen Tal schneidet die Autobahn durchs üppige Grün und durch die Berge. Und nebenan, den schattigen Talverlauf folgend, begleitet die Nationalstraße mit dem durch eine hohe Betonwand getrennten JW den Fluss. Man sieht von oben sogar das braune Band des Weges und auch die Betonmauer ist zu erkennen. Bin ich froh, dass ich die schöne Bergvariante genommen habe.
Oben am entlang des Bergkammes, auf über 800m, wachsen tausende Bäume einer Edelkastanienkultur.
Bei der Bar in Trabadelo, also wieder im Tal, treffe ich zwei ältere Herren, die einen unverechselbaren österreichischen Akzent sprechen und ich setze mich zu ihnen. Beide sind über 70 und kommen aus Wien, und wollen den JW beschnuppern. Das heißt, sie gehen von Leon organisiert (Hotel und Gepäcktransport) bis SdC. Nach einem netten Gespräch bezahlt der Musikprofessor auch mein Bocadillo und mein Bier. Da kann ich als Pilger nur herzlich Danke sagen.
Nun ging auch mein Weg, mangels Alternativen, entlang der Straße und durch das schmale Tal. Örtchen um Örtchen durchquert man und die dunklen Wolken drohen vom Himmel. Ich hatte eine Dauerverbindung nach oben hergestellt und bitte, nicht nur für mich, sondern für alle Pilger am JW, um ein trockenes Gehen. Es hat zumindest bei mir geholfen.
Ein lebhafter und kühler Wind ließ die Temperatur heute niedriger erscheinen, als sie war. Einige Laubbäume haben auch schon ihr Laub verfärbt und die ersten gelben Blätter wirbeln durch die Luft.
In der Casa Rual El Capricho de Josana finde ich ein tolles Zimmer, fast schon ein Luxus, zumindest was die Sanitärartikel im Bad betrifft (vom Rasierer, über die Zahnbürste und -paste bis zu einer Auswahl an Duschgels ist alles da). Das Zimmer kostet inkl. Frühstück aber 40€. Ich nehme jetzt was ich nur kriegen kann und die Preise sind entsprechend der Nachfrage. Mein Hotel in Villafranca war z.B. jeden Tag ausgebucht.
Wenn ich bedenke, dass ich in Herbergen für ein eigenes Zimmer den DZ-Preis, auch von 40€ und das ohne Frühstück zahlen musste, dann ist der Preis relativ. Dafür wird das Essen günstig sein, das Menü wird um 8€ angeboten. Ein kurzes Spiel der Kräfte hat es beim Eincheken noch mit dem Wirt gegeben. Ich muss morgen 32Km gehen und will früh los, also ab 1/2 8. Der Wirt meinte, das Frühstück gibt es erst um 8h und das ist mir zu spät. Ich könne ein Lunchpaket haben, aber das passt mir nicht und ich packe den Reisepass ein und signalisiere, dann gehe ich weiter. Damit bekomme mein Frühstück doch um 1/2 8 und das passt mir.
So, liebe Freunde, nun werde ich noch 6 (in Worten "sechs") Tage gehen und ab dem 7. Tag werde ich ruhen. Das sagt Euch,
Euer Pilger Walter
Lieber Pilger Walter!
AntwortenLöschenHeute am Pfarrfest in Waasen haben wir über Dich und Deine tolle Leistung gesprochen. Gigantisch, was Du da vollbracht hast.
Wir haben auf Dich angestossen und wünschen Dir alles Gute für Deine restliche Pilgerzeit.
Gerätselt haben wir auch, wohin Dich Dein nächster Pilgerweg wohl führen wird...?!?!?! :) Denn, dass Du dann "ruhen" wirst, können wir uns nicht ganz vorstellen!
Also lieber Walter, alles Gute und bis bald in Leoben!
Sonja vom Bildungsreferat St. Xaver, Kathi, Franz, Gerti, Christa und Resi Pachner.
Lieber Walter, offensichtlich hast du mit deinen rund 2800 km nicht genug, da du ja zumeist den längeren - aber dafür auch schöneren - Weg gehst... Hat sich aber viel besser gelesen, was du über die heutige Bergetappe geschrieben hast. Auch dass du beim Quartier (mit etwas "steirischer Härte") wieder Glück hattest freut uns. Wir wussten übrigens gar nicht, dass du so ein Rock-Fan bist - und dies zu nachtschlafener Zeit. Na toll! Es ist unwahrscheinlich, wenn wir lesen oder am Plan sehen, dass es "nur" mehr SECHS Gehtage oder "nur" mehr rund 150 km sind, die du zu schaffen hast - einfach unglaublich! Aber wir freuen uns auch schon sehr, wenn Du wieder zuhause bist!!! Übrigens zuhause - unser kleiner Jakob ist heute auch mit seiner Mama nach Hause gekommen - sie lassen dich ganz, ganz herzlich grüssen und danken dir herzlich für deine lieben Wünsche und Gebete. Lieber Walter, alles alles Gute für den Rest des Weges - noch ein gutes Pilger-Wanderwetter, nette Leute, gute Quartiere und bleib gsund!! Ganz liebe Grüsse von deinen Freunden Ingrid und Werner
AntwortenLöschenHallo Lieber Walter
AntwortenLöschenKurz vor Deinem Ziel möchte ich Dir für die restliche Wegstrecke, daß der hl. Jakob seine schützenden Hände über Dich breiten möchte.
Beim heutigen Pfarrfesr in Waasen haben wir -
Katrin Gerti u. Franz festgestellt, daß Du schon sehr bald wieder bei uns sein wirst. Auch unser Engel in St. Jakob erwartet Dich schon.
Soeben hat es bei uns sehr stark zu regnen begonnen.
Liebe Grüße Gerti u Franz