Donnerstag, 1. September 2011

Ein spanisches Fest

Liebe Pilgersfreunde!
Es ist heute für mich ein sehr guter Tag, mit fröhlichem Herzen. Obwohl auch die letzten Tage gute Tage für mich Pilger waren, die guten Zimmer taten auch ihre Wirkung, spürte ich heute beim Weggehen, heute passt alles.
Diese innerliche Zufriedenheit und äusserliche Fröhlichkeit habe ich den ganzen Gehtag mitgenommen und ich glaube, viele am Weg habe ich mit meinem fröhlichen Gruß mit lachendem Gesicht, einen heiteren Moment bereiten können.
Diese fröhliche Stimmung kam wie geplant, denn in meinem Etappenort Belorado beginnt jetzt gerade (13h) ein 4-tägiges Fest und da ist rundherum spanische Fröhlichkeit und Feierstimmung. Ich sitze hier mitten an der Plaza Major bei einem großen Bier mit leckeren Tapas und genieße dieses Treiben. Gerade bekomme ich die 3,50 Euro für mein Bier zurück, dass ist für mich heute gratis! Jakobus, du schaust auf mich - Danke!
Diesen Bericht schreibe ich während des Schauens, Hörens und des Biertrinkens.
Wie sich dann dieses festliche Treiben in meinem Zimmer und beim Schlaf auswirken werden (ich wohne nur 2 Ecken und 200m weiter), wird man ja sehen. Aber gegen eine solche Störung habe ich keine Allergie. Ich habe ein schönes Zimmer in einer netten Pension um 25€ bekommen und der Besitzer, ein Spanier, spricht sehr gut deutsch.

Heute finde ich endlich zwei offene Kirchen und bin sehr froh darüber. Die Kirche in Granon ist ein kleines Schatzkästchen. Bemerkenswert ist das romanische Taufbecken, welches stimmungsvoll von einem Kranz Bodenstrahlern beleuchtet wird und das wirkt in der dunklen Kirche sehr mystisch.

An der Grenze von Rioja nach Kastilien, treffe ich auf 3 Damen und fröhlich wünsche ich wie immer Buenos dias und Buen camino und bin schon am flotten Weitergehen. Da höre ich eine der Damen im bundesdeutschen Dialekt sagen: "Der hat aber einen flotten Schritt drauf". Ich bleibe stehen und grüße nochmals, nun auf deutsch oder besser gesagt auf gut steirisch. Sie kommen aus Norddeutschland und auf deren Frage meiner Herkunft, sage ich stolz, aus Österreich und das direkt. Da meint eine Dame, woher aus Österreich? "Na, aus der schönen Steiermark." Und von wo in der Stmk? "Aus Leoben!" kommt es aus meiner stolzen Brust.
Da meint sie, dort war sie auch schon, denn ihre Schwägerin wohnt in Kalwang und deren Schwester in Leoben. So ein Zufall - die Welt ist klein.
Nun soll ich die Leobener Sepp und Gerda, sie ist aus Kalwang und ihre Schwester hat eine Schwägerin in Norddeutschland (kommt Ihr noch mit?), recht herzlich vom JW grüßen, was ich somit gerne tue.

Seit Santo Domingo ist es mit der Weinzeit, dem Weinanbau, zu Ende. Nun dominieren wieder die braunen Getreidefelder und der Anbau von Gemüse und anderen Feldfrüchten.

In einem kleinen Ort, der Name tut nichts zur Sache, wollte ich Rast halten und will die einzige Bar im Ort ansteuern, doch sie liegt Tür an Tür bei einer Herberge der besonderen Art. Die dortigen Hospitaleras bieten ein besonderes Service an, aber ohne Pilgerrabatt. Auch das "Schlafen" wäre in diesem Club höchstens im Stundenbereich möglich!!! So ziehe ich lieber hungrig und durstig weiter und brauche keine weiteren Sünden am JW abbüßen.
Aber anscheinend muss am JW dafür ein Bedarf sein, denn die Umgebung hat sicher nicht soviele verwöhnungsbedürftige "Pilger".

Nun wird die Landschaft ausschließlich von abgeernteten und strohbraunen Gedreidestoppelfeldern geprägt. Es ist eine hügelige Landschaft mit einem ganz besonderen Reiz, der bei bestimmter Sonnenbestrahlung richtig zur Geltung kommt.

Meine Uhr zeigt mir heute den 1.September an und das ist ein besonderes Datum. Mit heute bin ich genau drei Monate unterwegs und in diesem Monat werde ich nach langen Wochen des Gehens, mit Gottes Segen und Jakobus Hilfe, mein Ziel erreichen und auch wieder nach Hause kommen.
Der 1. September ist und war für mich auch ein besonderes Datum. Heute feiert meine ehemalige Betriebsstelle und deren Mitarbeiter den 20. Geburtstag. Da denke ich gerne an meine Mitstreiter der ersten Stunde, an Ulf, Erich und Sigi und wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch viele Jahre erfolgreiches Wirken. Ich freue mich schon auf die Feier am 29. September, gleich wenn ich wieder zu Hause bin.

So liebe Freunde, Euer Pilger Walter zieht sich jetzt, nach dem Festauftakt und wo sich die Feiernden über den Ort verteilen, wieder seiner Herberge zurück. Die Wäsche und der Pilger selbst, gehören gewaschen und dann empfiehlt es sich, wenn möglich, etwas vorauszuschlafen. Aber vorher mische ich mich noch kurz ins festliche Treiben, denn die Musikgruppen und Tänzer sind von ihrem Rundgang zurück gekommen.
Wenn Ihr morgen nichts von mir hört, dann sucht mich irgendwo in diesem fröhlichen Treiben.
Euer Pilger Walter

2 Kommentare:

  1. hallo pilger walter! spitze wie du nach 3 monaten des pilgerns, noch immer gut gelaunt bist. heute ist es aus deinem bericht besonders heraus zu lesen und man spürt richtig wie gut es dir geht. wir leben richtig mit mit dir, obwohl wir zu hause sitzen. alles gute für die verbleibenden km und das du immer ein schönes zimmer bekommst. alexandra und werner

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  2. Buenas noches, Walter, ich schreibe Dir noch, weil wir in Belorado genau am 5.9.2008 ein riesen Entedankfest erlebt haben u. die Blaskapelle bis früh 4:30 durch den Ort gezogen ist. Wir haben damals nicht viel geschlafen, aber haben uns trotzdem über die Lebensfreude der freundlichen Bewohner gefreut. Sie haben damals auch herrlich getanzt( nur die Männer übrigens) u. waren alle vekleidet; jeder Familienclan hatte eine spezielle Farbkombination. Kann es sein, dass das Taufbecken in Redecilla del Camino war. Du merkst schon, ich lese Deine Berichte sehr interessiert u. laufe in Gedanken nochmals den Camino.Ich wünsche Dir weiterhin buen Camino! Martina

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