Viel habe ich in Frankreich über das Essen geschrieben. Wenn es nach dem ersten spanischen Tag geht, dann kann da Spanien mithalten. Vielleicht nicht von der Fülle der Gänge, aber sicher bei der Qualität und beim Preis.
Gestern bin ich durch den Ort gebummelt und habe die Menüangebote verglichen. Ab 14,- Euro gibt es die Menüs - dreigängig und jeder Gang zum Auswählen. Dabei muss man noch berücksichtigen, ob Brot, Wein und die Taxe (Mwst) inkludiert sind. Gleich neben der Kirche, die leider zugesperrt war, fand ich eine Bar, die zu einer Sporthalle gehört, die ein Peregrino-Menü um 9,50 anbietet, ohne sonstige Infos. Ich versuche hier mein Glück und habe es gefunden. Jeweils drei Vor- und Hauptspeisen stehen zur Wahl. Ich nehme das, was ich gesprochen am Besten verstehe. Salat und Beefsteak. Ich bekomme eine Boutaille sehr guten Qualitäts-Rotwein mit 13,5% und kann mir nehmen, soviel ich will (eine halbe Flasche ist es geworden). Der Salat war auf einem großen Teller angerichtet und mit Thunfisch, Oliven und Tomaten garniert. Ein halbes Baguette gab es auch dazu. Das rosagebratene Beefsteak war groß, aber dünn und sehr gut gewürzt. Pommes und gegrillte rote Paprikaschoten waren die Beilage. Zum Schluß bekam ich noch ein Joghurt. Damit war ich zufrieden und satt. Die tolle Käsezeit ist nun wieder vorbei. Aber mit 9,50 Euro ist das für das Essen ein unschlagbarer Preis. Wenn es so mit Quartier und Essen weiter gehen würde, dann wäre der Pilger Walter rundum zufrieden.
Was sich dann am Morgen am JW tut, ist gigantisch und dass ist nicht zufriedenstellend, aber von mir nicht änderbar. Also versuche ich es gelassen hinzunehmen.
Wenn man auf den Camino kommt, dann sieht man vor und hinter einem nur bepackte Pilger und alles rennt, als wenn es etwas zu gewinnen gibt (Freibier oder Gratiszimmer). Lachen muss ich gleich am Beginn mit vier Spaniern, die kleiner sind als ich, und im Zappellaufschritt mein Kommen hinter ihnen abwehren wollen - vergeblich! Aus dem wolkenverhangenen Himmel beginnt es etwas zu regnen und sie flüchten gleich nach den ersten drei Tropfen unter einen Baum. Ich sehe die Vier den ganzen Tag nicht mehr.
Immer wieder sehe ich jemanden vor mir gehen und beim Vorbeigehen lasse ich lachend mein bekanntes und nun erweitertes Sprüchlein los: "Buenos dias, Bonjour, Hello oder Grüß Gott" und oft bekomme ich genauso eine lachende Antwort zurück. Einige reagieren aber nicht, vielleicht verstehen sie diese Grußworte nicht, denn es sind Menschen aus aller Welt hier unterwegs (Japaner, Iren, Tschechen, Italiener, Deutsche usw.).
Es gibt auch einige, die mit ihren frischen Kräften ein ordentliches Tempo hinlegen. Sollen sie, ich mache keinen Wettkampf, im Gegenteil, ich nehme mich sogar etwas zurück. Ich bin soviel gegangen und habe soviel erreicht, da lasse ich mich auf keine allgemeine Hektik ein. Diesen spanischen Weg will ich auch genießen, sofern dies in der Masse möglich ist.
Was ich dann am Weg erlebe, läßt mich erstaunen. Bei einem Abstieg mitten durch den Wald ist es auf einmal ein Luxusweg. Betonierte Wege und Stufen und mit Naturstein perfekt verlegt. Das würde jedem Garten zur Ehre gereichen.
Etwas später, nach einem kurzen Waldanstieg, gehe ich dann auf einer 3,5m breiten betonierten Piste, die aussieht wie verlegte Natursteinplatten. Ich habe einen Namen dafür, die Camino-Autobahn.
Ich warte nur noch auf einen Rollweg, wie er auf Flughäfen zu finden ist. Soweit ich weiß, ist das schon in Planung, um die Pilgermassen gut und ohne Blasen an den Füßen nach SdC zu bringen :-) Mir kommt vor, das Pilgern am JW ist für die Christen das Gleiche, wie für die Muslims der Hatsch nach Mekka. Einmal im Leben muss man am JW und in SdC gewesen sein.
Diese Betonpisten gehen über mehrere Kilometer so dahin und sind gar nicht so schlecht zu gehen, weil sie eine gewisse Unebenheit aufweisen. In einem Ort sind die Asphaltstraßen von schlechterer Qualität als der betonierte JW.
Und dann geht es wieder mit Ernst zur Sache. Richtig steinige und dick staubige Wege. Teilweise war es sehr schlecht zu gehen und oft wurde man aus der träumenden Konzentration gerissen, weil von hinten die Fahrradpilger heran brausten. Die sind nun eine echte Plage. Sie fordern den Weg um schnell vorbei fahren zu können, bremsen dann und wirbeln den Staub auf. Bei den steilen Bergaufstrecken müssen sie ihr Rad schieben und blockieren damit den Weg für die Gehpilger.
Bei einem steilen Bergabstück mit losen Steinen, habe ich Glück. Ich rutsche weg und verliere das Gleichgewicht. Fast kann ich einen Sturz vermeiden, da drückt von hinten der Rucksack mich endgültig nieder und ich küsse den spanischen Boden. Aber ich habe mich nicht verletzt, nur schmutzig bin ich geworden.
Nach meiner kleinen Mittagspause in Zubiri führt der Weg an einem unattraktiven Betriebsgelände einer Magnesitfabrik vorbei. Da ist der Staub am Weg gleich doppelt so tief und bei jedem Schritt wirbelt eine Staubwolke hoch.
Und bald bin ich im Zielort Larrasoana. Jetzt beginnt das Quartiersuchen. In die eine Richtung zu einer Pension. Der Preis von 50,- Euro läßt mich gleich ans andere Ortsende weitergehen. Hier wären günstige Zimmer zu haben, aber ob ich eines bekomme? Der Besitzer kommt erst um 15h und so setze ich mich voll Hoffnung auf ein Zimmer vor seine Türe und schreibe gleich den Bericht. Wenn es nichts wird mit dem Zimmer, dann wird es für heute eng. Vielleicht hat die hier unattraktive Herberge noch einen freien Platz, oder es heißt weitergehen.
Ich bekomme ein Zimmer, muss aber den DZ-Preis von 40€ bezahlen - grrr. Und das Frühstück und Abendessen muss ich mir im nahen Restaurant kaufen.
Also nichts mit der erträumten Billigkeit in Spanien. Auch hier herrscht das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Das war es für heute und morgen geht es in ein neues Abenteuer und ich hoffe Ihr geht wieder mit.
Euer Pilger Walter
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