Wieder muss ich Euch von meinen kulinaischen Erlebnissen berichten.
Im gestrigen Restaurant bekomme ich ein 4-gängiges Menü um 14,- Euro. Ich kann aus 2 Vorspeisen und 2 Hauptspeisen wählen. Dazu kommt wie üblich Käse und mehrere Dessertmöglichkeiten. Meine Auswahl würde a la Carte 28,- Euro kosten und so kann ich sehr günstig, sehr ausgiebig und sehr gut essen.
Als Vorspeise wähle ich etwas mit Ei (den endlos langen Namen habe ich nicht übersetzt) und denke an eine Art Eierspeise. Bekommen habe ich auf einer Salatplatte mit feinem Dressing, zwei kalte und weich gekochte Eier ohne Schale und dazu einige Scheiben von Enten- oder Gänseleber. Dazu muss man wissen, dass in dieser Gegend die Enten- und Gänsemast sehr verbreitet ist, um zur begehrten Stopfleber, die hier als Delikatesse gilt, zu kommen. An und für sich, wäre diese Tierquälerei in der EU verboten, aber es wäre nicht die Grande Nation, wenn sie dies akzeptieren würde. Man hat einfach die Geflügelmast und die Stopfleber zum regionalen Kulturgut erhoben und so dürfen die Enten und Gänse legal gequält werden. Natürlich schmeckt die Leber großartig, aber es müsste nicht sein.
Als Hauptspeise wählte ich wieder eine Entenkeule, diesmal gegrillt und mit Pommes frites. Auch sie schmeckt lecker und ist sehr saftig. Ich finde, das Essen habe ich mir verdient.
Beim Essen saß ich mit zwei Belgiern und einer Französin an einem Tisch, die ich unterwegs schon ein paar Mal getroffen habe. Wir führten die Konversation auf Englisch, das geht bei mir noch am Besten.
Ein erholsamer Schlaf in einem guten Bett und in ruhiger Umgebung, hat meine heißen Füße wieder beruhigt. Derzeit plagt mich noch zusätzlich die neue rechte Schuheinlage. Sie wurde anscheinend etwas anders gefertigt, als das Modell vor Beginn des JW. Das Gehen, besonders auf ebener Straße schmerzt sehr, aber mein Fuß gewöhnt sich schön langsam daran und es wird schon besser.
Heute ist wieder ein Prachtwetter - es ist endlich Sommer, mit der Begleiterscheinung, dass es ab Mittag ganz schön heiß wird. Da ist das morgentliche Gehen, wenn die Sonne erst aufgegangen ist, besonders erfrischend.
Eigenartig ist, dass ich heute, im Gegensatz zu den Tagen davor, eine Reihe von Wanderpilgern treffe und überhole. Sie gehen einzeln oder in Kleingruppen. Es kommt mir vor, als wenn der 11. 8. ein nationaler Wandertag wäre.
Spaß macht mir dann immer, wenn sie mich hinter sich nachkommen hören. Das Poch, Poch, Poch, Poch meines Doppelstockeinsatzes ist auf den Straßen weithin zu hören und als guter Marschierer ist der Pilger aus Autriche schon weithin bekannt. Die Wanderer drehen sich dann um, oft mehrfach, und ich komme ihnen immer näher. Einige geben auf und schauen mir entgegen, wie ich flotten Schrittes aufschließe. Oft grüße ich mit einem "Bonjour oder Grüß Gott or Hello!", damit ich die Nationalität bzw. die Sprache feststellen kann. Fast immer sind es französisch sprechende Pilgersleute.
Ein besonders reizendes Erlebnis hatte ich bei einem Bauernhof oder Katzenhof, wie ich es nannte. Eine Vielzahl an Katzen liefen und lagen im gesamten Hof herum. Ich habe mich vergeblich bemüht sie zu zählen, immer waren sie aber in Bewegung oder in einem versteckten Eck saß wieder eine Mitze. Ein paar Minuten sah ich dann vier jungen weißen Katzen beim Spiel zu und sie regten mich zu einem breiten Schmunzeln an.
Ich komme hier in Frankreich jeden Tag durch kleine und größere Orte durch und für den August sind fast in jedem Ort Konzerte und Feste avisiert, aber leider nie zu der Zeit, wenn ich gerade dort bin. Entweder war die Festlichkeit schon vor Tagen oder ich bin zu an dem Tag dann schon wieder weiter gezogen. Es wäre bereichernd, einmal Fest miterleben zu können.
Das Gehen über die sanften Hügelketten lassen den Blick über weite Sonnenblumenfelder schweifen und das leuchtende Gelb dieser Blumen und die Bäume mit ihrem sattem Grün und dazu der azurfärbige Himmel, lassen mich oft innehalten. Es ist eine Augenpracht. Schade, dass meine Malkunst auf gleicher Ebene wie meine Sprachkunst steht.
Die Streckenplanung hat mir für heute eine gemütliche 22Km Etappe beschert, denn zum Erreichen des nächsten Ortes mit nennenswertem Quartierangebot, müsste ich schon 33Km marschieren. So genieße ich das frühe Erreichen des heutigen Zieles und warte in einem schattigen Gastgarten bei einem kühlen Bier, bis ich in mein Zimmer kann.
Heute bin ich schon zum dritten Mal hintereinander von meinen Gastgebern mit einem kaltem Getränk empfangen worden (auch 2x mit einem kühlen Bier!) und heute war der Empfang lustig, denn die Gastgeberin setzte sich zu mir und sie konnte kein Wort in einer anderen Sprache sprechen, und trotzdem führten wir eine kleine Konversation bei der wir uns mit einzelnen Worten verständigten :-)
Heute gab es für 25,- Euro ein einfaches, aber sauberes Zimmer mit Extra Dusche und WC. Zum Essen gehe ich dann 50m zu einem Restaurant, dessen Besitzer eine österreichische Mutter hat. Er ist zu Mittag, wie ich mein Bier genoss, extra aus der Küche zu mir gekommen, um mich zu begrüßen.
Das war der Bericht über einen guten Gehtag und meine wiedergewonne Gehfreude hat mich singend, betend und auch lachend durch den Tag getragen.
Euer Pilger Walter
hallo pilger walter! wenn man die berichte über die kulinarischen angebote so liest, läuft einem das wasser im mund zusammen und man möchte am liebsten gleich nachkommen. können uns gar nicht vorstellen das die wanderhose zu weit sein soll.(laut einigen berichten vorher)wünschen weiter so tolles wanderwetter und natürlich so gutes essen nach der wanderung. alles gute, alexandra und werner
AntwortenLöschenLieber Freund, es ist schön zu lesen, dass du deine wanderfreude wieder zurückgewonnen hast und dich singend, betend und lachend (oder katzenschmunzelnd) zur nächsten Etappe "getragen" hast. Dein Training zuhause dürfte gepasst haben, wenn du auch nach so vielen, vielen km noch so flotten Schrittes unterwegs bist und die vielen anderen Pilger oder Wanderer überholst. Auch die kulinarik passt wieder - das Wasser läuft uns im Munde zusammen. Aber nach den anstrengenden Gehtagen verdienst du es ohnehin!! Wir wünschen dir weiter eine gute Wanderung, gutes Wanderwetter und - der Hl. Jakobus sein mit dir! Liebe Grüsse Ingrid und Werner
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