ich habe mich gefreut, wie ich die Touristenroute mit Conques usw. hinter mir hatte oder auch den Ferienfeiertag, damit endlich weniger "Pilger" auf dem JW zu finden sind. Nur für das besch...eidene Quartierangebot der letzten und kommenden Tage ist das "Verkehrsaufkommen" noch immer zuviel. Es gibt hier sehr wenige Möglichkeiten ein Zimmer oder nur ein Bett zu bekommen und diese Quartiere sind oft vorgebucht. Eine Gite war z.B. voll mit einer Jugendgruppe, die hier Urlaub macht. Auf Grund der Quartiersituation habe ich meinen Etappenplan umgeplant, um dort zu bleiben, wo die Infrastruktur des Ortes größere Chancen auf Erfolg bei der Zimmersuche bietet. So bin ich heute wieder 30Km gegangen und auch hier war es nicht leicht, etwas zu finden. In einer privaten Gite habe ich mir, als Erster ein gutes Bett mit Ablagemöglichkeiten in einem 3-4 Bettzimmer sichern können. Somit bin ich für heute wieder versorgt. Zum Essen muss ich aber einen Km in den Ort gehen.
Irgendwie ist dieser Engpass an Betten nicht schlüssig. Da gab es gestern die gute und große Gite mit 77 Plätzen, aber in den Orten davor und vorallen jetzt danach, gibt es dafür kaum passende Quartiermöglichkeiten, die diese Gite mit Touristen versorgen oder die Schar aufnehmen kann.
Beim Abendessen, gestern habe ich erfahren, dass diese straff geführte Gite im Jahr um die 5.000 Gäste unterbringt. Da kann man sich vorstellen, dass, wenn man die schwachen Zeiten, wie den Winter, abzieht, die Gite sehr oft voll gebucht sein muss. Und wo sollen diese 70-80 Personen, und da sind die anderen Quartiermöglichkeiten noch nicht berücksichtigt, in den nächsten Etappen unterkommen?
In diesem Fall bin ich froh, bald aus Frankreich draussen zu sein.
Der Morgen hält einen Extraschweißausbruch für mich bereit. Die Sonne brennt schon vor 8h vom Himmel. Das kann ja heiter werden und ich sehe schon die Schweißspur hinter mir fließen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Schon bald geht es in ein Hügelland und hier ist Bodennebel angesagt und der Sonne kann ich für heute baba sagen. Im Laufe des VM geht der Bodennebel in einen grauen Hochnebel und in etwas Wind über. Nun ist es zwar relativ angenehm zu gehen (schwül bleibt es trotzdem), aber der Blick geht oft nach oben - bleibt es trocken? Und so bleibt das Wetter den ganzen Tag, welch ein Glück für mich.
Nun merkt man die Nähe der Pyrenäen schon, denn die Hügel werden wie Wasserwellen immer mehr. Dabei spielt sich alles in einer Seehöhe zwischen 100m und 250m ab, nur auch diese Anstiege haben es in sich.
Noch am VM gab es eine Entscheidung zu treffen, gehe ich einen flachen Straßenweg oder die neue hügelige Variante. Vor mir sehe ich eine Kleingruppe in den Straßenweg abbiegen und ich brauche nicht viel nachdenken, ich hole mir die Abwechslung beim Gehen hinauf und hinunter. Das macht wirklich Spaß wieder gefordert zu werden und mehr Sicht auf die Umgebung zu haben, die vom Nebel leider etwas eingeschränkt war. Nun war ich beim Bergaufgehen wieder in meinem Element und der gute Schlaf heute Nacht, hat meine Geister geweckt und meine Füße halbwegs gehtauglich gemacht.
Unterwegs werde ich von einer bereitgestellten Schüssel reifer und saftiger Feigen überrascht und belohnt.
Interressant ist in dieser Gegend, dass auch diese Mini-Hügel, im Vergleich zu unseren Seehöhen, einen genauso alpinen Charakter haben. Gleich, wenn es hoch geht, geht der Wein- und Maisanbau in Weideland über und es sieht mit den Wiesen und den Bäumen fast almartig aus.
In einem kleinen verschlafenen Ort mit nur Wohnhäusern und einer Kirche, sehe ich viele Autos vor mir stehen. Ich sehe dass da die Kirche und der Friedhof ist. Es ist ein Begräbnis und viele Menschen stehen noch ausserhalb der Kirche. Durch den ganzen Ort ist die Straße verparkt und es müssen mindestens hundert Autos hier sein. Das muss ein großes Begräbnis sein.
Genau zur Mittagszeit erreiche ich meinen zuerst vorgesehenen Etappenort (6Km habe ich schon gestern ergangen) und will mir in einem kleinen Geschäft, die einzige Infrastruktur auf 30Km, etwas zu essen kaufen. Schon von Weitem springt mich eine übergroße Tafel mit "Ferme" an - SUPER! Diese Gegend ist wirklich zum Vergessen. Auf einer Bank halte ich dann doch mein Mittagsmahl. Es gibt den Rest einer Kekspackung - 6 Bisquitkeks mit Erdbeermarmelade und zwei leckere Müsliriegel mit Apfelgeschmack. Dazu gönne ich mir eine halbe Flasche Wasser aus der Flasche, die am Morgen gefüllt wurde. Ein freundlicher Golden Retriever Hund bettelt mit leidenden Augen um Teile meiner lukullischen Köstlichkeiten. Egoistisch, wie nur hungrige Pilger es sein können, verschlinge ich mein ganzes Mahl alleine.
Ereignislos geht der Rest meines heutigen Gehtages (9Km) in die Zielgerade. Ein paarmal hinauf und hinunter, und schon sind die heutigen 28Km in 6 Gehstunden (inkl. der Pausen) heruntergebogen und gleich nach nur drei Anfragen finde ich schon eine leere Gite. Sie ist leider ganz leer, den die Besitzer sind auch nicht hier. Ich warte einmal in erster Position auf den Einlass und auf mein Bett. Erst später erfahre ich von Nachbarn, dass man sich in der Bäckerei im Ort anmelden muss.
Das waren dann noch 1Km in den langgestreckten Ort, um sich formlos anzumelden und genauweit wieder zurück.
Einen Gehtag mit über 31Km habe ich noch vor mir, dann will ich wieder einen Ruhetag machen, sofern ich auch ein Quartier für mich alleine habe und wo es sich lohnt, einen Tag zu bleiben.
Nur noch vier Gehttage, davon zwei kurze Etappen, und Frankreich liegt endlich hinter mir.
Euer Pilger Walter
Lieber Walter, wir hoffen mit dir und wünschen es dir vor allem, dass auf spanischer Seite die Quartiersuche besser wird. Das Bangen, ob und welches Quartier zu bekommen sein wird, ist sicher sehr nervenaufreibend. Aber auch hier war dir der Hl. Jakobus bisher immer hilfreich und hat dir zumeist ein gutes Bett und ausgezeichnete Kost zugeschanzt. Schön war heute zu lesen, dass du deine Geherqualitäten wieder so richtig hast ausleben können - bei relativ angenehmen Temperaturen und als gutes Training für die nahen Pyrenäen. Es ist kaum zu glauben, dass du bald an der französisch-spanischen Grenze sein wirst - der letzten Grenze vor der Erfüllung deines grossen Traumes - in der Kathedrale von Santiago de Compostela ein Dankgebet sprechen zu dürfen!! Da steigt die Ganslhaut hoch vor lauter Ehrfurcht, wirklich wahr! Wir sind sehr stolz auf dich - erzählen deine Geschichte auch wo immer es möglich ist und ernten dafür immer wieder grosses Staunen und offene Munde... Diese dir vielen unbekannten Leute wünschen dir alles, alles Gute und viel Kraft und Ausdauer. Dies wünschen auch wir dir von ganzem Herzen - alles Gute und Kraft für die letzten französischen Kilometer, bevor du dann den letzten Teil deines Pilgerweges beginnst! Viele liebe Grüsse aus der fernen Heimat Ingrid und Werner
AntwortenLöschenHallo
AntwortenLöschenFam Unger vom 17.Eingang wünscht dir alles Gute und noch viel Kraft , daß du dein Ziel gesund erreichst,du bist bewundernswert !(soll ich dir schreiben)
Liebe Grüße und alles Gute auf den letzten franz. Kilometern , Kathrin
hallo pilger walter! wir wünschen dir, dass es mit der quartiersuche in spanien mindestens gleich, wenn nicht besser ist. wünschen dir auch, dass nicht all zuviel pilger unterwegs sind, denn der klassische weg beginnt ja am fuße der pyrenäen. toll das du schon so weit bist und nur mehr eine grenze zu fuß vor dir hast. mit deinem ehrgeiz und elan, sowie mit hilfe vom hl. jakobus, wirst du auch die letzten gehtage in frankreich für dich passende quartiere finden.
AntwortenLöschenalles gute von deinen im geiste mitreisenden. alexandra und werner