Donnerstag, 18. August 2011

Mir reicht Frankreich

Liebe Freunde,
ich hätte nie geglaubt, dass mir Frankreich einmal bis zum Halse stehen wird. Jetzt zähle ich die Tage, bis ich diesem selbstverliebten Volk den Rücken kehren kann.
Warum? Es sind einfach viele Kleinigkeiten, wie man hier z.B. ausgenommen wird und was einem geboten wird, oder wie die Franzosen endlos palavern, ohne mit der Wimper zu zucken, dass Du Fremder gerne etwas willst - warte! Das Wort Petit Dejeuner kann ich nicht mehr hören. Für ein Nichts zum Essen wird viel verlangt und der Fremde hat sich gefälligst der eigenen Lebensweise unterzuordnen. Du bekommst für das spärliche Frühstück keinen Teller, um das bischen Butter oder die Marmelade aufzuschmieren. Wenn du Glück hast, dann hast du eine Mokkauntertasse, dann verwende die. Wenn du weniger Glück hast, dann kannst du die Serviette als Tellerersatz verwenden und wenn du gar kein Glück hast, dann streiche am blanken Tisch die Butter aufs Brot, so wie es die Franzosen tun. Was ist das für eine Lebenskultur? Wenn das österreichische Hoteliers oder Vermieter tun würden, dann wären sie bald pleite, weil niemand mehr kommen würde. Sie schaffen es auch nicht, wenigstens die Orte mit einem stabilen Telefonnetz zu versorgen. Jeden Tag muss ich Verrenkungen machen oder herumgehen, um telefonieren oder die Berichte senden zu können.
Ein wenig von meiner Ablehnung lässt sich auch aus dem heutigen Bericht herauslesen.

Die letzte Nacht, bzw. das Schlafen war zum Vergessen. Mein Bett war eine Zumutung. Die Matratze war total durchgelegen und wenn man sich umdrehte, dann rollte man immer in die selbe Grube. Und dann waren in der Matratze schon Falten, die dann in meine (abgemagerten) Rippen drückten. So war ein Schlafen für mich, im heißen Zimmer, zuerst nicht möglich und verärgert habe ich im Geiste Abrechnung mit Frankreich gemacht und die fiel nicht positiv aus.
Ich hätte gestern wirklich dem ersten Eindruck folgen und weiter gehen sollen. So heruntergekommen sah das Anwesen aus und nur der Blick nach innen, ließ mich bleiben. Es sah ordentlich aus. Zum Beispiel war ich minutenlang im Bad eingesperrt, weil ich es gewagt habe, von innen zuzusperren. Beim Wiederöffnen, alle französischen Türen klemmen, ist die Türschnalle herausgefallen und ich saß im Bad fest. Zum Glück war vorher meine Zimmerpartnerin gekommen und sie saß im Garten und hat trotzdem meine Rufe gehört ...

Am heutigen Gehtag von 31Km gab es auf der ganzen Strecke eine Möglichkeit, sich zu verpflegen, ausser man trägt alles vom Morgen an mit sich. Nur im Führer wird schon darauf hingewiesen, Sperrstunde ist zu Mittag. Der PGV erreicht das noch rechtzeitig und so genoss ich zum obligaten Mittagsmenü, ein Schinkensandwich, noch ein Grade Biere zum Auffüllen der Mineralstoffe, denn die Luftfeuchtigkeit war riesengroß. Gestern wurde auch nach Stunden im lebhaften Wind, die Wäsche nicht trocken.
So war es auch heute. Der Himmel war dicht bewölkt, die Temperaturen noch recht akzeptabel, aber die Luftfeuchtigkeit war wie in den Tropen.

Heute wollten wieder zwei Hirtenhunde aus mir Hundefutter machen, so haben sie sich gebärdet. Sie sind ausser Rand und Band geraten, wie sie mich bemerkerten. Zum Glück waren sie hinter einem Zaun, aber der hatte große Lücken. Meine Stöcke hatte ich schon in Abwehrposition und die Hunde begleitenen mich entlang des Zaunes mit bösartigem Gekeiffe. Da geht der Puls gleich einiges schneller.

Von der Strecke selbst, war nicht viel zu berichten, was nicht schon an den Vortagen geschrieben worden ist. Entweder ging es flach dahin, dann waren Maisfelder vorherrschend, oder es wurde ordentlich hügelig, dann waren es Weiden an denen ich meinen Blick weiden durfte.
Die Hügel hier haben es in sich und nur die großen Steigungen gerechnet, ohne den Kleinkram, waren es heute auch 410Hm.

Interessant war heute, wo auf einmal die vielen Pilger/Wanderer herkamen. Gestern habe ich fast niemand getroffen.
Getroffen haben mich dann einige schwere Regentropfen. Schon den ganzen Tag habe ich sorgenvoll nach oben geblickt und um trockenes Gehen gebetet und dann kam dorch ein kurzer Regenschauer, den ich geschützt unter einem Stallvordach abwartete.

Nach starken Gehen habe ich mein neues Etappenziel, die interessante Kleinstadt Navarrenx erreicht und als ich ins Tourismusbüro eintrat, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Nicht lange, aber genug um auf der Strecke pudelnass zu werden. Nun regnet es immer wieder einmal.

Beim Tourismusbüro habe ich einmal eine halbe Stunde warten müssen. Warum? Andere Gäste hatten einen Wunsch und die Mitarbeiterin machte das, was die Franzosen am liebsten tun, palavern! Während dieses Telefongespräches von mehr als einer Viertelstunde, nahm sie 4 andere Gespräche an und ausfühlich und ohne Eile hat sie die anderen Gespräche abgewickelt und ließ das Erste immer wieder warten! Da kann man nur den Kopf schütteln.
Mit meinen Preisvorstellungen bin ich in Navarrenx falsch am Platz. Da wäre nur eine Gite zu haben und ich wollte ein eigenes Zimmer, um hier morgen meinen Ruhetag verbringen zu können.
Ein Hotelzimmer beginnt bei über 60,- ohne Frühstück. Ein Privatzimmer mit Halbpension ist um 55,- zu haben. Ich nehme es trotzdem, denn im Regen, der wieder einsetzte, will ich nicht weit gehen. Um diesen Preis bekomme ich nur ein einfaches und schmales Zimmer zur Straße hin, mit zwei Betten. Mein Bett steht am anderen Zimmerende vom Fenster und die 30cm, dass das Zimmer länger ist, ist mit 4 Weinholzkisten aufgefüllt. Sie dienen als Nachtkästchenersaz. Der durchaus nette junge und bemühte Vermieter bietet mir noch einen billigeren Preis an, wenn er noch einen anderen Gast unterbringen kann - a la Gite. Mir ist schon alles recht, ich bleibe morgen nicht hier und gehe weiter. Der morgige Tag mit nur 18Km ist leicht zu schaffen, dann erwarten mich erträgliche 26Km und bis zum französischen Endpunkt, Staint-Jean-Pied-de-Port sind es dann auch nur 19Km und dort habe ich dann vor zu ruhen.
Wie die Ruhe im Zimmer sein wird, wird sich erst zeigen, denn die Zimmerwand besteht anscheinend nur aus einem dicken Karton. Ich verstehe jedes Wort in voller Lautstärke meiner Schweizer Nachbarn. Das sie deutsch/französisch-sprechende Schweizer sind, habe ich durch die Wand nach Minuten erkannt.

Soviel über meine heutigen Erlebnisse und meine Erfahrungen mit den Franzosen.
Euer Pilger Walter

3 Kommentare:

  1. Hallo Walter!

    Naja, zum Glück hast du die Franzosen bald hinter dir, dann warten schon die stolzen Spanier auf dich.
    Ob die umgänglicher sind...?

    Lg, Gerald

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  2. Hallo!
    Wenn man das so liest, kannst du echt froh sein, dass du Frankreich bald hinter dir gelassen hast. Aber auf der anderen Seite solltest aber auch manchesmal an die hervorragenden Speisen zurückdenken, von denen du oft geschreiben hast.
    Bin schon gespannt ob der französische oder spanische Wein besser ist ;-)
    Liebe Grüße
    Peter

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  3. Salut,

    die Zimmer- und Verpflegungssituation ist wirklich mühsam. Ich hoffe, sie wird in Spanien bessern, aber da werden vermutlich noch mehr Leute unterwegs sein. Und die Spanier sind halt auch dafür bekannt, den lieben Gott einen alten Mann sein zu lassen, wenn sie nicht wollen.

    Alles Gute, Klaus

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