Montag, 1. August 2011

Ente gut - alles gut

Danke lieber Gott und danke heiliger Jakobus.
"... und dein Wille geschehe ..."
Gestern war ich enttäuscht und entmutigt, dass es kein Zimmer für mich gab, dort wo ich es für mich haben wollte.
Du hast mir aber dann drei Engel geschickt und für mich gesorgt.
Der erste Engel war die so gut Deutsch sprechende Zimmervermieterin, die nicht aufgab, für mich ein Zimmer zu suchen.
Der zweite Engel trat in zweierlei Gestalt auf, als Mann, der mich mit dem Auto abholte und als Frau, die auf die liebenswürdigste Art für mich kochte.
Und der dritte Engel war Martina, meine gleichfalls gerettete Tischnachbarin aus Deutschland, mit der das Essen kurzweilig und das tiefe Gespräch erbauend war.
So hat ein anstrengender und aussichtsloser Tag gut geendet - Danke!

Liebe Pilgersfreunde!
Mit dem abgeschiedenen Quartier habe ich wirklich ein Glück gehabt. Die ältere Frau hat sich alle Mühe gegeben um zwei Pilgersleute gut und ausgiebig zu bekochen und den Aufenthalt zu verschönern.
Eine Kinderärztin aus Frankfurt an der Oder (ehem. DDR) war auch hier gestrandet.
Verzeiht, wenn ich Euch wieder mit den kulinarischen Genüssen quäle. Aber wir waren so begeistert, dass dies in meinem Tagebuch erwähnt gehört. So als Loblied an den unbekannten Engel der Cuisine. Als Vorspeise gab es eine Salatplatte mit Tomaten, Eiern, Meeresfrüchten und feinem Dressing. Der Hauptgang war ein leckere gebratene Entenkeule mit einer großen Pfanne mit Käse überbackenen delikatem Gemüse und Reis. Salat und Gemüse war alles aus dem eigenen Garten. Jeden einzelnen, der für den Käsegang angebotenen, feinen Käsesorten stellte sie stolz vor. Zum Abschluss gab es dann noch ein gutes Eis mit Bisquitstangen. Dazu gab es eine große Karaffe Rotwein. Mit sichtlichem Stolz sah sie, dass es uns großartig geschmeckt hat, nur es war zuviel angerichtet. Für das Quartier und das Essen, Wein und Frühstück berechnete sie nur 30,- Euro. Das war wieder eine Jakobikirchenansichtskarte mit Stempel und Dankesworten für besondere Fürsorge wert.

Mit meiner Essens- und Quartierpartnerin, die ich unterwegs auf ein paar Worte getroffen hatte, hatte ich auch ein Glück. Endlich eine ernsthafte Gesprächspartnerin, die auch diesen "Pilgertourismus" auf der Strecke verabscheut. Auch sie würde gerne den Weg in einem Stück gehen, weil sie diese Erfahrung gerne erleben würde. Als Kinderärztin in einer Doppelpraxis kann sie aber höchstens 4 Wochen wegbleiben und somit nur in großen Stücken den JW gehen.
Über Gott und die Beweggründe haben wir gesprochen und sind dann beim Thema ehemalige DDR gelandet. Zwei Stunden Essenszeit sind da schnell vergangen und beide waren wir dann nach einem anstrengenden Tag müde, aber glücklich, dass sich der Tag so gut fügte.

Nach einem ausgiebigen und reichlichen Frühstück bekamen wir noch detailierte Anweisungen wie wir zu gehen hätten, um wieder auf den JW zu stoßen und nach Conques zu kommen. Herzlich wurden wir verabschiedet und gemeinsam starteten wir in einen schönen Tag. Ich hatte Martina, die sich bei der Orientierung schwerer tat, angeboten meinen Schritt zu drosseln, damit wir den anderen Weg finden und gehen können. Als sie sich des Weges sicher war, meinte sie, dass wir wieder unseren Weg alleine gehen können.
Der Weg war dann gleich lang, als wenn wir vom gestrigen Etappenort weggegangen wären. Es hat gut getan, wieder mit jemanden zu sprechen, der den Weg als Jakobsweg achtet.

Alles zusammen hat mich in eine heitere Stimmung gebracht und mit beschwingten Schrittes und fröhlichem Gesang marschierte ich meinem heutigen Ziel entgegen. Für Conques habe ich mir extra nur eine kurze Etappe geplant, damit Zeit bleibt diesen wunderbaren Ort zu besichtigen. Conques gehört, wie einige Orte in diesen Tagen und auf der Strecke, zu den schönsten Orten Frankreichs.

Vorher mussten 21Km gegangen werden und es gab auch eine lange Steigung zu bezwingen und eine zum Glück trockene steile Bergabstrecke über Felsenwege.
Einige Kurzbegegnungen einheimischer Menschen und auch Wandertouristen nahm ich mit lachend fröhlichen Gesicht an und bekam genauso ein Lächeln zurück. Es war einfach ein schöner Morgen.

Doch dann, schon beim Anstieg durch einen Ort, sehe ich eine bekannte Silhouette mitten Straße stehen, als wenn diese Person auf mich wartet. Es ist die, nun weithin bei den Pilgern bekannte, singfreudige Niederländerin, die mich schon vor Tagen verfolgte und von der ich glaubte, dass ich sie an meinem Ruhetag davonziehen habe lassen. Also die möchte ich jetzt nicht neben mir gehen haben. Sie nervt mich mit ihrem spöttischen Nichtglauben. Ich grüße sie trotzdem freundlich und sie wollte gleich ihre Pause beenden, doch ich blieb nur für ein paar Worte stehen und wünschte Bon Camino und beschleunigte meinen Bergaufschritt um Abstand zu bekommen.
Weitere Pilgertouristen traf ich dann am Weg. Zum Beispiel zwei junge deutsche Frauen, die ich kurz vorher überholt hatte und mir in eine schöne Kirche nachgekommen sind, um zu tratschen. Das Innere der Kirche haben sie aber nicht beachtet oder darin gebetet. Ein weiterer Wanderer ging gleich gar nicht hinein. Gut, jeder wie er will, nur frage ich mich, warum müssen die gerade am JW wandern. Es gibt eine Reihe von anderen Routen quer durch Frankreich.

So ging ich flotten Schrittes auf der Höhe entlang, bevor es wieder ins Tal und nach Conques geht. Kurz bleibe ich stehen, um bei meinem Schuh etwas zu richten, da höre ich drohenden Gesang. NEIN, ich will alleine gehen und schon gar nicht mit dieser Niederländerin. Die verfolgt mich! Man stelle sich vor, ich gehe mit meinem flotten Schritt, der auch schon bekannt ist und immer wieder bewundert wird, und diese Frau läßt sich nicht abschütteln. Das nötigt mir zwar Respekt ob ihrer Kondition ab, aber es ist für mich ein Anstoß mit voller Power weiter zu gehen. Dabei will ich das nicht und schaue auch traurig auf die reifen Brombeeren am Straßenrand. Ich stürme weiter und bin dann bald in Conques.

Conques ist wirklich ein wunderschöner alter Ort und die große Kirche aus dem 11.Jh ist sehr mächtig und sehenswert. Das denken auch hunderte Touristen. Der Ort und der Platz vor der Kirche ist überfüllt davon. In Ruhe beten in der Kirche ist nicht möglich, weil sich immer wer mit dem Fotoapparat vorbei drängt.
Nach einem Kirchenkurzbesuch gehe ich auf Zimmersuche. Das erste angepeilte Quartier war wie befürchtet voll reserviert und ich ging quer durch den Ort abwärts zu einem Gasthof mit für Conques kulanten Preisen. Ich bin früh genug hier und bekomme auch mein Zimmer - mit Frühstück um 45,- Euro.

Nach dem wieder größeren Waschtag, einem geruhsamen Mittagsschläfchen und dem Berichtschreiben bin ich wieder fit, um mich in den Trubel zu begeben und den Ort zu besichtigen. Jetzt am späteren NM wird es dazu auch nicht mehr so heiß sein.

Somit verabschiede ich mich für heute.
Euer Pilger Walter

1 Kommentar:

  1. Hallo
    Solche Mahlzeiten bauen einen Pilger auf!
    Bon Camino

    Lg,Kathrin

    AntwortenLöschen