Sonntag, 7. August 2011

Ruhetage!

Liebe Freunde, die Ihr wieder Nachricht von mir haben wollt!

Hier bin ich wieder und es waren drei besondere Tage!
Nun kann ich es Euch verraten,was der Hauptgrund für die 3 Ruhetage war. Ich war für 1 (in Worten einen) Tag zu Hause und die beiden anderen Tage waren/sind Reisetage.
Spinnt er, der Pilger Walter, werdet Ihr Euch fragen? Nein, oder vielleicht doch!
Das Nachhausefahren war von langer Hand vorbereitet und hatte einen für mich wichtigen Grund. Es war eine geheime Komandosache meiner Familie und mir. Ich wollte als Überraschungsgast bei der Geburtstagsfeier zum 90. Geburtstag meiner Schwiegermutter dazu kommen. Sie macht sich auf Grund ihres Alters viele Sorgen um mich, wie ich so weit und so lange weg sein kann. Und mein Geburtstagsgeschenk an sie, ist meine Kurzheimkehr direkt zu ihrer Feier mit der ganzen Familie, den Freunden und Bekannten. Und die Überraschung ist auch voll gelungen, für die Schwiegermutter, die es nicht fassen konnte, dass ich extra nach Hause gekommen bin und für alle anderen Gäste, die glaubten, mein Geist kommt bei der Türe herein :-)

Wie ist das abgelaufen, werdet Ihr Euch vielleicht fragen?
Am Donnerstag, den 4.8. bin ich eine normale Etappe marschiert. Wie Ihr aus dem Tagesbericht lesen konntet, war ich in Gedanken oft nicht am JW und musste Umwege dafür hinnehmen. Ja, ich war in Gedanken und Vorfreude an das Daheim und die Familie, und ich war ganz wo anders als am JW. Nach 64 Abwesenheitstagen ist das nachvollziehbar, so glaube ich.
Am Zielort der Etappe habe ich auf den Bus gewartet, der mich zwei Gehetappen (ca. 58Km) weit, nach Cahors bringen sollte. In Cahors habe ich genächtigt und bin am Freitag mit dem Zug und einem Macel-Pravy-Koffer (Plastiksackerl) voll Wäsche nach Toulouse gefahren. Dort habe ich das Flugzeug nach Graz, mit Umsteigen in München, genommen und Peter hat mich abgeholt und nach Hause gebracht. Da war ich vor 22h voll Freude bei meiner Frau und auch wieder einmal in MEINEM Bett. Ausspruch wie ich dann ins Bett gegangen bin: "Mein Bett, meine Frau!"
Am Samstag, wurde meine ganze Wäsche gewaschen (die restliche Ausrüstung blieb im Quartier in Cahors). Nur meine Schuhe zeigten bei den Knickstellen Falten und Risse und auch der hochgezogene Gummischutz löste sich ab und ich befürchtete, dass sie nicht mehr dicht halten. So habe ich sie für eine Reklamation mitgenommen bzw. ich bin mit den Bergschuhen an den Füßen an den Beinen heimgefahren. Mit meinen alten Bergschuhen gehts es wieder auf den Weg und ich hoffe damit in SdC anzukommen.
Dann gab es naturgemäß noch andere Dinge zu Hause zu erledigen und vor allem zu erzählen. Voll Freude konnte ich dann auch mein Enkerl in die Arme nehmen, der mir nun schon entgegen und weglaufen konnte. Er ist inzwischen ein richtiger Schlingel geworden.

Am NM bin ich dann nach Beginn der Geburtstagsfeier, nach einem fingierten Telefonanruf aus der Ferne/Nähe, überraschend aufgetaucht und das war ein ungläubiges Staunen und ein Hallo, wie Ihr Euch denken könnt!
Ich muss Euch sagen, dieser Heimausflug hat mir sehr gut getan und hat mir sicher wieder Kraft zum Weitergehen gebracht.
Heute am Sonntag geht alles wieder verkehrt zurück. Ich sitze gerade am Flughafen in Graz und warte auf meinen Rückflug.
Es geht wieder bis Cahors und dort marschiere ich morgen am Montag wieder weiter. Die zwei Etappen von Cajarc bis Cahors, die ich mit dem Bus gefahren bin, bleiben von mir unbeschritten und so bleibe ich in meinem ursprünglichen Zeitplan mit dem schon vorher fixiertem Rückflug von SdC. Das Auslassen einzelner Streckenteile ist aber kein Problem, denn es ist immer MEIN Weg und ich habe genug KM beschritten. Es gibt auch keine Vorschriften wo, wie und wann man den JW beschreitet. Es ist immer eine Eigenentscheidung.

Folgenden Absatz habe ich am Donnerstag bei der Busfahrt und dann im Quartier geschrieben:

Ich sage Euch, das ist ein Genuss, nach dem langen und langweiligen Gehtag (31Km) mit dem Bus die ca. 58 Gehkilometer zu absolvieren. Sogar meine Füße jubeln auf und applaudieren! Mit dem Bus fährt man eine ganz andere Route durch den Nationalpark. Hier fährt der Bus im rasanten Franzosentempo auf einer schmalen Straße, a la alte Gesäusestraße, dicht entlang von ausgesprengten und überhängenden Felsenmauern und durch enge Tunnels. Auch die Landschaft ist hier wieder lebendig und an netten Orten geht es vorbei. Und wenn man so eine zeitlang fährt, kann man es sich nicht vorstellen, dass man das in zwei Gehtagen schaffen kann.
In Cahors angekommen bin ich vom (Bus)Bahnhof ca. 2Km durch die heiße Stadt zu meinem per Mail reservierten Quartier marschiert. Dort angekommen, wartete eine böse Überraschung auf mich. Es rührt sich niemand, obwohl ich auch die Busankunftszeit angegeben habe. S-U-P-E-R, nun kann ich um 1/2 8Uhr abends auf Quartiersuche gehen. Ich marschiere die 2Km zum Bhf. zurück, dort gibt es ein Hotel mit noch akzeptablen Preisen und es liegt günstig beim Bhf. Ja, es gibt ein Zimmer, aber NEIN, am Sonntag hat das Hotel geschlossen und ich wollte hier in der Zwischenzeit mein Gepäck deponieren. Also weitersuchen! Beim Vorbeigehen habe ich ein Hinweisschild zu einer Jugendherberge gesehen, die muss es zur Not auch tun, es war inzwischen schon 20h. Ich kriege auch ein Einzelzimmer und beziehe meine Strafzelle, so sieht das Zimmer fast aus. Aber egal, ich bin untergebracht und für diese und eine zweite Nacht tut es schon. Es ist dafür billig. Zum Essen gibt es den Rest meiner Notverpflegung - steirisches Hartwürstel mit verpackten Vollkornbrot. Mit viel Dazutrinken ist das Brot auch weich genug zum Hinunterschlucken.

Das war mein Bericht über meine besonderen Ruhetage (die Füße brauchten wirklich nicht viel leiden).
Euer Pilger Walter

4 Kommentare:

  1. Hallo Walter!
    Diesmal habe ich nicht nur geschmunzelt, bei der Stelle mit dem Macel-Pravy-Koffer hab ich gerade laut gelacht, was die fleißigen Trainierer wohl etwas gewundert zu haben schien.
    Es freut mich zu lesen, dass dir der Kurztrip in die Heimat nicht Kraft gekostet, sondern sogar verliehen hat.

    Lg, Gerald

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  2. Lieber Freund, der uns alle zusammen bei der Geburtstagsfeier von deiner (Schwieger)Mutter überrascht hat! Wir dachten wirklich, es kommt ein Geist bei der Türe herein - gerade noch mit der Oma aus F telefoniert und plötzlich spaziert er mit einem breiten Grinsen herein. Dies war nicht nur für die Oma ein sehr bewegender Moment sondern für alle, die an dieser Feier teilgenommen haben - etliche mit Tränen der Freude in den Augen! Diese Überraschung ist dir wiklich gelungen - auch deiner Familie ein grosses Kompliment, solange dicht zu halten. War sehr schön zu sehen, dass es dir körperlich und vor allem auch mental sehr gut geht - danke für die vielen Erzählungen, diesmal nicht per mail sondern live!
    Lieber Walter, es wird für dich - und sicherlich auch für deine Familie - die nächsten Tage nicht leicht sein, wieder dort anzukommen, wo du den JW verlassen hast - aber wie du selber schreibst hat dir dieses Heimkommen viel Kraft gegeben - diese Kraft und positiven Motivationsschub wünschen wir dir für die nächsten Tage und Wochen bzw für die restlichen rund 1200 km. Auch das wirst du toll schaffen - wir wünschen dir weiterhin alles, alles Gute - pass auf dich auf! Ganz herzliche Grüsse Ingrid und Werner

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  3. Lieber Walter!
    Mutti hat mir erzählt, dass du in Leoben bei der Geburtstagsfeier warst. Du, das find ich echt toll und bewundernswert!!!!!! Ich glaube, eine größere Freude hättest du nicht bereiten können!
    Super!!!!!
    Weiterhin alles Liebe und Gute für deinen wunderbaren Weg, den du so bravourös meisterst, viel Kraft, viel Freude und viele göttliche Erlebnisse!!!!
    Bärbl

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  4. Hallo Walter
    Endlich ist es mir gelungen, Dir auch einen Bericht zu schreiben.
    Ich verfolge regelmäßig Deine Berichte, aber meine angeborene Faulheit läßt es einfach nicht zu, Dir etwas mitzuteilen.
    Die Hälfte Deines Weges hast Du bereits in bewundernswerter Weise hinetr Dich gebracht.
    Ich glaube, die größte Überraschung ist Dir doch gelungen, beim Geburtstagsfest von Omi selbst zu erscheinen.
    Ich konnte es einfach nicht glauben, Dich zu sehen.
    Ich bin sicher, ihr habt beide daraus sehr viel Kraft geschöpft.
    Somit wünschen wir, Gerti u. Franz noch viele
    schöne Erlebnisse auf Deinem weitern Weg

    Liebe Grüße Gerti u. Franz

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