Die Besichtigung von Conques war wie ein Durchwandern des Mittelalters. So altertümlich ist dieser Ort erhalten geblieben.
Conques liegt dicht gedrängt am Hang einer steilen und tiefen Schlucht und ringsherum gibt es nur "urwaldähnliche" dichte Wälder.
Der Weg von der römischen Brücke am unteren Ortsrand, da war mein Hotel, ging sehr steil nach oben und wie alle Straßen von Conques war sie steingepflastert. Aber keine Rundsteine, wie sonst üblich, sonden aufgestellte scharfkantige und unregelmäßige Steine. Das macht das Gehen im ganzen Ort beschwerlich - Pilgerfüße werden da gequält. Kleinkinder, die zum Gehen beginnen und alte Menschen haben es hier sicher sehr schwer. Mit einem Rollwagen, wie ihn auch meine Schwiegermutter verwenden muss, kann man hier nicht fahren.
Es ist beeindruckend wie gut erhalten hier noch der gesamte Ortskern ist und in den verwinkelten Gässchen und unregelmäßigen Stiegen finden sich viele Fotomotive von alten Häusern und Mauern. Die mächtige Kirche der Abtei Sainte-Foy im Zentrum des Ortes ist natürlich der Anziehungspunkt für alle Touristen. Erbaut wurde sie im 11Jh. Berühmt ist dabei das große Portal mit den vielen symbolhaften Figuren und die mächtigen Kirchenmauern und Säulen im Inneren der Kirche beeindrucken.
Um 1/2 7 nahm ich an der Vesper der Prämonstratenser Mönche teil und dann fand ich ein kleines abgelegenes Lokal, wo ich günstig essen konnte. Das Zurückgehen durch den Ort bis hinunter zu meinem Quartier war dann erbauend. Nun waren alle Tagestouristen weg und die bleibenden Touristen waren alle beim Essen. So konnte ich durch die leeren Gassen gehen und das tat nach dem Rummel gut.
Interessant war auch, dass es in Conques sehr viele gute Kunstgalerien gibt, zwei davon habe ich bei meinem Bummel durch den Ort auch besucht.
Der heutige Morgen hatte es in sich. Ich bin nach dem späten Frühstück erst nach 8Uhr weggekommen und gleich nach der Brücke ging es extrem steil nach oben. Wir würden dazu sagen: "Hier kann man stehend Gras fressen", so steil ging es nun 250Hm nach oben. Und bei diesem Anstieg kam es dann gleich zu einem Pilgerstau. Die Vorderen blockierten die Nachkommenden und ich war am Ende der Schlange. Es sah aus, wie beim Aufstieg auf einen Himalaya-Gipfel mit einer Kolonne von Sherpa-Trägern mit ihren Rucksäcken.
Erschwert wurde der Aufstieg durch den dichten Wald, durch einen warmen Südwind, der den Schweiß rinnen ließ. Ich weiß nicht wie viele Schweißporen der Mensch hat, aber aus allen strömte salziger Schweiß.
Die Höhenmeter waren dann aber bald bezwungen und es ging in einem sanften Anstieg weiter. Bald schon war eine Entscheidung notwendig. Es gibt zwei Wegvarianten und ich entschied mich für eine kürzere Streckenvariante. Die hatte einen Nachteil: es war auf Asphaltstraßen zu gehen. Dafür war die Strecke um ein paar Km kürzer und man ging statt bergab und bergauf, immer entlang von Bergrücken mit schönen Ausblicken ins Tal. Und ein weiterer Vorteil, ich war hier ganz allein unterwegs, keine Pilgertouristen, aber auch kaum Einheimische. Nicht einmal Kühe, mit denen ich mich unterhalten hätte können. Mutterseelen allein marschierte ich dahin und alle Brombeeren am Weg gehörten mir!
Hier oben war der Wind dann nicht mehr so warm, aber er wehte kräftig und dass auch noch hier in meinem Zielort.
In diesen Regionen gibt es viele Rochuskapellen. Ich glaube zwei von drei Kapellen sind dem Hl. Rochus geweiht, der auch als Jakobspilger, aber meist mit drei Muscheln, dargestellt wird. Dann sieht man ihn oft mit Hund und immer zeigt er eine offene Pestwunde am Bein her. Er wird seit den Pestzeiten in Frankreich sehr als Pestheiliger verehrt. Jeden Tag kommt man an mehreren St-Roch-Kapellen vorbei.
Durch meinen anderen Wegverlauf kam ich auch nicht in die Stadt Decazeville, die früher für den Kohle- und Erzabbau bekannt war, vorbei. Was nicht unangenehm war, denn somit ersparte ich mir wieder einen Abstieg in den Talboden mit anschließenden Wiederaufstieg. Vom Hügel konnte ich auf die Stadt hinunter blicken und sah auch die schon verwachsenen Stufen des Tagebergwerks.
Von meinem Etappenort Livinhac le Haute gibt es nicht viel zu sagen, nur dass ich wieder den Fluss Lot überquert habe. Der Ort selbst hat keine besonderen Sehenswürdigkeiten.
Ich habe ein schönes Zimmer mit Tür in den Garten bekommen. Zum Essen muss ich leider einem Km gehen.
Somit endet mein Bericht über einen schönen Aussichtstag, aber ohne besondere Erlebnisse. Für mich war es ein guter Gehtag.
Ich grüße Euch, wer auch immer und wo auch immer, meinen Bericht liest,
Euer Pilger Walter
Hallo unser Pilgerfreund!
AntwortenLöschenDu hast wieder einen wunderbaren Ort kennen gelernt - die Pflasterung hätte ich gerne gesehen. In der Toskana haben wir auch viele Orte mit extremer Pflasterung gehabt und es gab immer noch welche die hier mit High Heels unterwegs waren. Eine Belustigung für Werner und mich - hättest dich sicher auch zerkugelt. Es freut uns, dass du die vielen anderen Pilger mit der anderen Gehvariante deines Weges so zusagen losgeworden bist und du deine Ruhe hattest. Beim Brombeeren essen denke an mich. Esse die auch sehr gerne. Die Himbeeren die wir zuletzt auf unserer Wanderung gegessen haben bestanden fast nur aus Kernen. Hoffen, du hattest eine gute Nacht. Es grüssen dich deine Freunde Werner und Ingrid
Hallo!
AntwortenLöschenAn deinem 56ten Gehtag bist du schon gewaltige 1.500000 Meter von zuhause entfernt. Da kannst du dir wirklich mal eine Abkürzung genehmigen und dir den anstrengend Weg ein wenig zu erleichtern.
Liebe Grüße
Peter
Hallo Walter!
AntwortenLöschenSo detaillierte Reiseberichte hatte ich gar nicht erwartet, und erst recht nicht in der Frequenz!
Ich hoffe du findest die richtige Mischung aus Unterhaltung und Ruhe, um deinen Marsch zu genießen.
Ultreia, Ultreia, et Suseia, Deus, adjuva nos!
Lg, Gerald