Dienstag, 5. Juli 2011

Freiburg

Ich verabschiede mich von dem gastfreundlichen Haus, wo ich mich fast wie zu Hause bei Mami :-) fühlte. Bezeichnenderweise heißt der Ort "Mamishaus" - ehrlich, 3152 Mamishaus, kurios nicht wahr?
Übrigens die gastfreundlichen Bauern lassen sich den großen Apfelmost, das Brot für die Abendjause (mein diesmal mit der Wurstmaschine hauchdünn geschnittenes Bündnerfleisch), den Kuchen und die Waschmaschinenbenutzung nicht bezahlen, nur die konsumierten Biere.

Ein prachtvoller Morgen gibt mir Schwung in den Tag und ich genieße weiter die schöne und stille Gegend.
In Schönentannen (ich habe keine gesehen) gibt eine gefinkelte und unklare Wegmarkierung. Zum Glück sind meine Sinne wach und ich finde den JW. Ein klein wenig Unachtsamkeit und man geht irre.
Überhaupt sind die Markierungen am heutigen Tag oft dürftig. Es gibt oft nur "Ahnungswegweiser" - man kann nur ahnen, wohin der Weg geht.
Aber trotzdem habe ich mich nie verlaufen - das ist doch etwas.
Heute führt der Weg über einige sehr interessante alte Römerwege, die teils aus den Felsen gehauen wurden. Sie hatten eine grobe Steinpflasterung mit Spurrillen. Das hat eine Ahnung entstehen lassen, wie beschwerlich das Befahren und Begehen dieser Wege vor Jahrhunderten gewesen sein muss.
Meinem Spinnzehen hat dieser holprige Teil ganz und gar nicht gefallen.

Nun habe ich wieder eine Kantonsgrenze überschritten - von Bern nach Freiburg. Und fast genauso hat sich auch das Landschaftsbild verändert. Stärker hügelig und eine andere Art von Landwirtschaft, größer und eher wie bei uns.
Die ersten Getreidefelder werden geerntet und ich ernte von einem Zwetschkenbaum die ersten Zwetschken der Saison. Sie sind schon gut zu essen, aber in einer Woche sind sie vollreif.
Die Sonne schickt ihre Strahlen schon sehr konzentriert auf mich Pilger und das Schwitzen beginnt.

Mit dem Kanton Freiburg wird es mit einem Schlag wieder katholisch. Gut zu bemerken, es gibt wieder Wegkreuze und Kapellen. Nun weiß ich, was mir in den letzen Tagen abgegangen ist: Das Bekreuzigen, Grüßen und Beten an diesen Stellen. Das ist für mich schon so ein liebgewordenes "Ritual" und ich werde an Gott und die Heiligen erinnert.
Vor einem Dorf gelange ich am Wegrand zu eine lieben und neuen Jakobskapelle mit einer ganz schönen und großen Jakobsstatue, leider hinter Glas. Das nehme ich zum Anlass mich auf den Bank nebenan auszuruhen. Drei Pilger(innen) gehen an mir vorbei, aber keine(r) würdigt der kleinen Kapelle und dem Hl. Jakobus nur einen Blick. Soviel zum Jakobspilgertourismus heutzutage.
Ich schreibe noch ein Jakobsgebet ab (siehe bei PS). Vielleicht kann ich zuhause in St. Jakob damit etwas gestalten.

Im Ort mache ich gerne einen kleinen Umweg zu der Kirche und stehe wieder einmal, ich weiß gar nicht mehr seit wieviel Tagen, in einer katholischen Kirche in ihrer ganzen Pracht. Hier und auch in der Kirche des nächsten Ortes halte ich dankend Andacht.

So wird es Mittag und immer heißer. Das kühle Brunnenwasser wird auch schon warm und bringt keine Erfrischung mehr. Ich beschließe im letzen Ort vor Freiburg bei einer Bar zuzukehren, um zu essen und die ausgeschwitzte Flüssigkeit aufzufüllen. Eine gute Spätzlepfanne mit Gemüse, Pilzen und etwas Schinken schmeckt und sättigt und kostet nicht viel. Mit dem Apfelsaft 17,30, das geht.
Nur das Weitergehen war danach noch schwieriger. An der Straße und auf den Gehsteigen brütete die Hitze. Erst auf offenen Wiesenwegen wurde es etwas besser. Ich komme dann in einen kühlen Wald und da hat doch ein sehr lieber Mensch den Weg mit Hackschnitzeln ausgelegt. Aaahh, das ist eine Wohltat zum Gehen, nur leider ist dieser weiche Teppich nur ein 200 bis 300 Meter lang und es geht in der Sonne und auf Geröll weiter.
Jetzt windet sich der Weg in alle Himmelsrichtungen und ich komme mir bald vor wie am Grillspieß - von allen Seiten gebraten.

Nicht mehr lange und Freiburg, mein heutiges Ziel wird sichtbar. Jetzt heißt es die Französisch Kenntnisse vom Kurs aus den hintersten Hirnwindungen hervorzuholen. Ich bin überrascht, es fällt mir tatsächlich noch was ein. Aber hier ist es noch nicht so streng. Vielfach versteht man noch deutsch.
Freiburg ist eine historisch bemerkenswerte Stadt und ich würde sie gerne ein wenig besichtigen. Man marschiert vom Hügel kommend steil abwärts an Wehrtürmen und Mauern vorbei fast zum Fluss hinunter, um dann steil wieder nach oben zur schon weit sichtbaren hochgotischen Kathedrale zu kommen. Freiburg liegt rundherum auf Hügeln und das macht das Begehen nicht einfach. Umso mehr freut es mich, die Kathedrale von ganz nahe gut als Fotomotiv vor mir zu sehen. Natürlich besuche ich sie und verweile eine kurze Zeit. Dann wird es Zeit, sich um ein Quartier, möglichst zentrumsnah zu finden, was auf Billig kaum machbar ist. So gehe ich fast einen KM bergauf zum Tourismusbüro am Bahnhof. Vielleicht können die mir helfen. Eine nette und deutsch sprechende Frau gibt mir den Tipp, vom Bildungszentrum der Jesuiten, 2-3 Km außerhalb der Stadt, dort wo morgen der Weg weitergeht. Dort kostet die Unterkunft mit Halbpension für Pilger nur 55,- Franken, statt 69,-
Ja, das nehme ich und die Frau fragt telefonisch an und reserviert. Das ist fein und ich bedanke mich. Und dann kämpfe ich mich durchs heiße Freiburg bis zum Quartier, wo ich sehr freundlich aufgenommen werde. Das Zimmer ist toll und auch die gesamte Infrastruktur lässt sich sehen. Es gibt sogar einen Pool.
Nun darf geratet werden, was ich den Rest des NM getan habe. Entweder bin ich wieder den Weg in die heiße Stadt gegangen, um sie zu besichtigen oder ich bin in den Pool gesprungen und schreibe danach bei einem Bier um 2,- den heutigen Bericht. Erraten?

Das wars für heute. Vor sechs gibt es eine Messe und um halb sieben dann das Abendessen, vermutlich mit anderen Pilgern.
Es grüßt Euch,
Euer Pilger Walter

PS: hier das Jakobsgebet

Segne du Jakobus

Segne, Sankt Jakobus, deine Pilgerschar,
die in deinen Spuren wandelt manches Jahr.
Lass uns auf den Wegen Gottes Weg versteh'n.
Gib uns deinen Segen, wenn wir weitergeh'n.

Segne, Sankt Jakobus unsere Schritte du.
Wenn den Weg wir fehlen, ruf das Ziel uns zu.
Schütz uns vor dem Unheil, vor des Bösen Wut,
stets mit deinem Mantel deinem Pilgerhut.

Segne, Sankt Jakobus manchen schweren Gang.
Stärke uns und tröste, denn der Weg ist lang.
Ohne deine Hilfe schaffen wir es nicht.
Stille unsre Sehnsucht, führe uns ins Licht.

Wenn nach vielen Scherzen wir dein Grab erreicht,
wird es in den Herzen, in den Seelen leicht.
Was wir so vollendet, sei ein Anbeginn,
sei neues Denken, neuer Weg und Sinn.

Wenn wir einmal sterben bleib auch dann uns treu,
dass der Lebens Fülle unsere Zukunft sei.
Mögst uns dort erkennen, und empfangen gern,
uns beim Namen nennen, führen dann zum Herren.

2 Kommentare:

  1. Bonjour

    Mamishaus fand ich sogar auf unserer Straßenkarte.
    Super das der heutige Tag so gut verlaufen ist.Deine Franz.Kenntnisse werden jetzt bestimmt auftauen.

    Segne,Sankt Jakobus deinen Pilger, Walter
    Lg,Kath

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  2. Bonjour unser Freund Walter!

    Haben erst heute Deinen Bericht gelesen, freuen uns mit dir, dass es dir in Mamishaus so gut gefallen hat und du allem Anschein nach auch eine Super Unterkunft hast.
    Wir waren gestern mit Felix, im Musicl Felix, es gibt nichts schöneres alles strahlende Kinderaugen. Sind erst um 8.30 Uhr daheim gewesen und da Felix bei uns geschlafen hat kamen wir nicht zum Comp.
    So bis heute Abend, freuen uns schon auf deinen Bericht.
    LG Werner und Ingrid

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