Freitag, 15. Juli 2011

Kilometer um Kilometer

Liebe Freunde, die Ihr mit mir am Pilgerweg seid!

Meinen heutigen Bericht beginne ich mit dem tollen Quartier der heutigen Nacht. Das gesamte Ambiente war so, als würde man in der Toscana Urlaub machen. In Mitten der Einsamkeit und neben einem nicht zugängigen See, ein großes Gartengrundstück, in dessen Mitte ein altes und gut hergerichtetes Haus stand. Ein herrlicher Pool brachte Entspannung für die müden Pilgerbeine und innen gab es kleine und gemütlich gestaltete Herbergszimmer. Eines davon, für 3-4 Personen bekam ich für mich alleine, bis sich die große Österreichergruppe ansagte. Da musste/durfte ich in den ersten Stock in ein tolles und großes Zweibettzimmer mit Balkon übersiedeln, damit die Männer der Gruppe im Pilgerzimmer untergebracht werden konnten.
Bei meiner Ankunft nannte die sehr gastfreundliche Besitzerin auf meine Frage, was die Nächtigung koste, den Preis von 35,- Euro.
Das wäre günstiger, als die im Führer und im Aushang angegebene 45.- Euro und anbetracht der kaum vorhandenen Quartiermöglichkeiten, gab es sowieso keine Alternativen! Ich hoffte nur, dass das Frühstück nicht extra berechnet wird. Laut Führer und Aushang würde das Abendessen 20,- Euro kosten.
Spät, erst um 20 Uhr gab es Essen, gerade noch rechtzeitig, bevor ich vor Hunger vorzeitig dem Pilgertod erlegen bin. Auch die sieben Österreicher warteten schon heißhungrig aufs Essen.
Es gab zuerst eine Zuckermelone und Tomaten aus dem Garten mit Mozzarella und dazu natürlich Weißbrot. Als Hauptspeise gab es eine Art Tirolergröstl, sehr schmackhaft, und dazu Speckfisolen. Aber nur eine Schüssel voll und 8 Augenpaare haben sich gierig einen großen Claim abgesteckt. Also 3-4 Leute wären gut satt geworden, aber 8 verhungerte Pilger? Ich sprach den treffenden Satz, der im Dialekt gesprochen, sich besser reimt. "Herr sege dieses Schüsserl, damit wir genug haben mir dem Bisserl (= eine kleine Menge!)"
Aber, wie es bei französichen Menüs üblich ist, kommt dann der Fromage (Käse) und gleich ein großer Teller mit acht verschiedenen und leckeren Käsesorten (dafür ist Frankreich berühmt). Dazu gab es natürlich das französische Brot. Zum Abschluss gab es dann noch das Dessert - frische Brombeeren aus dem Garten mit Eis und einem kleinen Stück feinem Kuchen. Schlussendlich sind doch alle satt und zufrieden geworden.
Auch der Wein, drei Flaschen für uns alle, war dabei. So wurde es ein netter Abend.
Die große Überraschung heute beim Zahlen der Rechnung. Für die Nächtigung mit Frühstück und Abendessen, war nur 35,- Euro zu zahlen. Das nachmittägliche kleine Bier kostete 1,- Euro. Das tat der Pilgerkasse und dem Pilger Walter gut.

Ein schöner Morgen wartete auf mich und bei kühleren Temperaturen war es gut zu gehen. Es ging durch eine hügelige Landschaft, wie sie auch bei uns sein könnte, so in der Oststeiermark oder im Waldviertel.
Jeder weiß aber, was eine hügelige Gegend noch mit sich bringt - richtig, eine Reihe von oft auch sehr giftigen Steigungen und Abstiegen. In Summe sind heute mehr als 600 Hm zusammen gekommen und das bei einer Wegstrecke von 30 Km. Das macht auch müde. Heute spürte ich diese Müdigkeit auch in den Beinen, aber nur noch drei Tage, dann gibt es wieder einen Ruhetag.

Viel ist an diesem Tag nicht passiert, von dem zu berichten es sich lohnt.
Etwas ist mir schon seit Tagen aufgefallen, wenn ich durch die Wiesen gehe. Es muss in Frankreich fast eine Heuschreckenplage geben. Bei jedem Schritt springen zig dieser Heuschrecken auf die Seite. Soviele habe ich bei uns nie gesehen.

Meine einzige Begegnung unterwegs, war ein Vater mit seiner vielleicht 13-jährigen Tocher. Sie sind aus Leibzig und gehen den Weg einfach, dass sie gemeinsam Urlaub machen und Zeit für sich haben. Sie sind auch im urlaubsmäßigen Tempo unterwegs und die Tochter barfuß in Sandalen.
Bei einem folgenden, sehr steilen An- und Abstieg mit nur großen und losen Murnockerln (runde Steine) muss ich an sie denken. Wie mag es ihr hier ergehen, wenn ich mit meinen Bergschuhen schon Probleme habe, diese Strecke zu bewältigen.

In meinem Ziel, Le Pin, angekommen finde ich das am Wege liegende "Chambre d'hotes" gleich, aber ich werde vom Hausherren nicht eingelassen, weil die Frau nicht zu Hause ist. Ich müsste bis 17h warten (zweieinhalb Stunden!). Ich trinke einmal in eine Bar und trinke ein "grande biere", aber dann wird mir das untätige Warten leid. Ich gehe zu einem abgelegenen Quartier weiter und treffe es hier sehr gut. Das 3-Bettzimmer wird hoffentlich für mich alleine bleiben, denn hier her und mit mehr Geh-Km kommt sicher selten wer her.
Das Haus und das Zimmer sind gediegen eingerichtet und sehr sauber. Ich fühle mich wohl hier, besonders jetzt. Ich sitze in einem wunderschönen Garten, die Füße ausgestreckt und ein kleines Bier neben mir. Das ist Erholung, die Euer Pilger Walter braucht.
Das Quartier mit Abendessen kostet wieder nicht viel, nur 36,- Euro. Da bin ich zufrieden. Nur der Telefonempfang ist schlecht, wie bisher in ganz Frankreich, und ich weiß nicht, ob ich diesen Bericht heute noch online bringe.

Das wäre heute ein ganz unspektakulärer Bericht von
Eurem Pilger Walter

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